Zwei neue Bücher: Kabarettist Wolfgang Krebs hat es eilig
Der Kaufbeurer Kabarettist Wolfgang Krebs legt gleich zwei neue Bücher vor – einen Heimatroman und ein Bayern-Lexikon über den Freistaat.
Es ist wunderbar, wenn frühere Ministerpräsidenten und der aktuelle Chef der Staatsregierung einem Autoren dabei helfen, das schönste aller Bundesländer zu erklären. Dabei mussten sich Edmund Stoiber, Günther Beckstein und Horst Seehofer nicht einmal persönlich in den Münchner Augustinerkeller begeben.
Der Kaufbeurer Kabarettist Wolfgang Krebs hat sich dieses Führungspersonal mit dem entsprechenden Tonfall und den politischen Sprachgirlanden seit Jahren schon angeeignet. Stoiber & Co. ziehen immer und erwiesen auch am Donnerstag wertvolle Dienste bei der Präsentation des „Bayern-ABC“. Die Form der Darbietung vermochte aber nicht, eklatante Schwächen des Buchinhalts zu überdecken. Vom „Allgäu“ bis zum „Zuagroasten“ wird dem geneigten Leser der Freistaat erklärt. Letztlich aber dienen die teils verkrampft gesuchten Begriffe (unter dem Buchstaben D findet sich Dänemark, was ganz offensichtlich als Gag gedacht war) lediglich als Stichworte für einen winzigen Teil der rund 1200 Redemanuskripte, die Krebs in den vergangenen zehn Jahren für Radio, Fernsehen und Bühne verfasst hat. Wer sich vor wenigen Wochen die regionale Faschingssendung „Schwaben weissblau“ im Bayerischen Fernsehen zu Gemüte geführt hat, der ist auf einen Wolfgang Krebs gestoßen, der als Schorsch Scheberl eine Trauerrede hielt („Liebe Trauergemeinde, lieber Herr Bürgermeister, liebe ehemalige Starkbierkönigin“). Hier findet sich dieselbe Trauerrede – unter dem Stichwort „Zuagroaster“. Warum? Weil der Scheberl Schorsch ein ausgewiesener Freund der Auswärtigen ist. Alles klar?
Warum das Buch nicht einfach nur gelesen werden darf
Das wirkt nicht stimmig – sondern wie eilig Zusammengesuchtes für die Zweitverwertung. Und das ist es auch. Die Texte entfalten ihr Potenzial, wenn Wolfgang Krebs sie spricht und die Worte seinen Bühnenfiguren in den Mund legt. Wer still vor sich hin liest, was bei der Lektüre eines Buches in der Regel der Fall ist, entdeckt allenfalls mäßige Komik.
Das „weitere Feuerwerk an Spaß und Humor“, mit dem das neue Werk auf der Buchrückseite beworben wird, hat das Rosenheimer Verlagshaus jedenfalls exklusiv ausgemacht. Nicht einmal die Klappentexte stimmen: Dass Krebs im Radiosender Bayern 3 täglich zahlreiche prominente Persönlichkeiten parodiert, entspricht nicht den Tatsachen. Aktuell ist er einmal in der Woche auf Bayern 1 zu hören – mittwochs in „Lachmatt“.
Kabarettist Wolfgang Krebs legt auch einen Heimatroman vor
Mit dem „Bayern-ABC“ ist es im Augustinerkeller nicht getan. Der gefragte Kabarettist legte zugleich mit „Das Guglhupfwunder“ einen Heimatroman vor. Nicht den ersten. Im fiktiven oberbayerischen Ort Zeislhöring in der Nähe des Starnberger Sees spielt auch die „Leberkäs AG“. Diesmal ist die Mutter des Bürgermeisters Auslöserin von ungewöhnlichen Marketingbestrebungen. Denn sie rutscht auf dem kleinen Berg „Guglhupf“ auf einer Betonplatte aus, bleibt bewusstlos liegen – und nach dem Erwachen sind alle ihre Leiden verschwunden. Die göttlichen Kräfte der Betonplatte könnten Zeislhöring in einen Wallfahrtsort verwandeln. Das erinnert alles ein bisschen an den Rosenmüller-Film „Wer’s glaubt, wird selig“ (2012). Von kauzigen Typen und ihrem Geschäftssinn in einem bayerischen Dorf lässt man sich aber nach wie vor gerne unterhalten. Stefan Fuchs, der mit Krebs zusammenarbeitet, war hauptverantwortlich für das Werk, obwohl es auf dem Buchcover so scheint, als sei er Co-Autor gewesen. Das hat einen ebenso simplen wie nachvollziehbaren Grund: Der Name Wolfgang Krebs ist das eindeutig bessere Verkaufsargument.
Wolfgang Krebs: Bayern-ABC, 240 Seiten, 19,95 Euro, ISBN: 978-3-475-54525-2.
Wolfgang Krebs/Stefan Fuchs: Das Guglhupfwunder, 248 Seiten, 16,95 Euro, ISBN: 978-3-475-54523-8.
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