"Ein Opfer der Forstpolitik"
Als "Opfer bayerischer Forstpolitik" sieht sich das Memminger Sägewerk Höfelmayr. Das Unternehmen stellt die Produktion ein. 20 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Aufgrund der dramatisch veränderten Wettbewerbsbedingungen könne der Betrieb "jetzt und in absehbarer Zukunft nicht kostendeckend arbeiten".
Memmingen Als "Opfer bayerischer Forstpolitik" sieht sich das Memminger Sägewerk Höfelmayr. Das Unternehmen, das seit dem Jahr 1845 besteht, stellt Ende November die Produktion ein. 20 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Auf- grund der dramatisch veränderten Wettbewerbsbedingungen auf dem Rundholzmarkt könne der Betrieb "jetzt und in absehbarer Zukunft nicht kostendeckend arbeiten", sagt Peter Höfelmayr.
Anfang des Jahres hatten die Sägewerke Alarm geschlagen (wir berichteten). Stein des Anstoßes ist ein Vertrag der Bayerischen Staatsforsten mit Großsägern wie der Firma Klausner, die sich vergangenes Jahr in Landsberg angesiedelt hat. Die Großen bekämen das Holz zu einem Spottpreis vom Staat, während die mittelständischen Betriebe wesentlich mehr für den Rohstoff bezahlen müssten, so die Klage. Zur Zeit liegt der Preis pro Festmeter zwischen 80 und 85 Euro. (Ein Festmeter entspricht eineinhalb bis zwei erntereifen Fichten.) Michael Siller vom Sägewerk Pröbstl in Asch nahe Landsberg geht davon aus, dass die Großsäger das Holz vom Staat etwa 20 Euro günstiger bekommen.
Für Höfelmayr, der sein Holz aus einem Umkreis von 100 Kilometern bezieht, sind die schlimmsten Befürchtungen eingetreten. Er ist eingekeilt zwischen zwei Großsägern - Klausner in Landsberg und Klenk bei Frauenzell direkt an der bayerischen Grenze. "Vom Staat bekommen wir kein Holz", klagt Höfelmayr. Auch die Quelle in Baden-Württemberg, woher er viel bezogen hat, sei versiegt.
Den Vorwurf, an kleine Sägewerke kein Holz zu verkaufen, wollen die Bayerischen Staatsforsten nicht auf sich sitzen lassen. Es gebe einen Vertrag mit Höfelmayr, die gelieferte Menge liege im langjährigen Mittel, sagte Firmensprecher Joachim Keßler. "Es bestand und besteht die Bereitschaft, die Kundenbeziehung zu üblichen Marktkonditionen fortzusetzen." Allerdings werde man nicht alle Mengenwünsche der Kunden - ob groß oder klein - erfüllen können. "Das gebietet uns das Gesetz der Nachhaltigkeit."
Dr. Veit Welsch, Geschäftsführer des Verbandes der Säge- und Holzindustrie, befürchtet, dass in den kommenden Monaten weitere Betriebe aufgeben müssen. Der blühende Export von Schnittholz in die USA ist wegen der Immobilienkrise zusammengebrochen. "Das Holz fliegt uns jetzt in Europa um die Ohren." Das Problem kennt auch die Firma Pröbstl. Bestimmte Produkte würden hier jetzt zu Dumpingpreisen angeboten. Auch in diesem Fall seien die Großsäger dank ihrer günstigen Konditionen im Vorteil.
"Ich finde es einen Skandal, wie durch CSU-Politik Arbeitsplätze im Mittelstand vernichtet werden", empört sich der Memminger SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Müller. Er hat eine schriftliche Anfrage an die Staatsregierung gestellt und sich an EU-Industrie-Kommissar Günter Verheugen gewandt.
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