Mit dem Rollstuhl durch ganz Europa
Augsburg Ein Rollstuhlfahrer auf der B 300 am Gallenbacher Berg - die Polizisten glaubten ihren Augen kaum, als sie Herrn Choi am Freitagabend das erste Mal sahen. Mit Tempo 13 tuckerte der Koreaner verbotenerweise die stark befahrene Straße hinauf. Doch die Polizei drückte beide Augen zu und ließ Herrn Choi weiterfahren, auch weil er nach hinten von einem Begleitfahrzeug abgesichert war. Denn der 41-Jährige hat eine Mission, auf der ihn viele Menschen in der Region am Wochenende gesehen haben.
Chang-Hyun Choi hat mit seinem mundgesteuerten Elektrorollstuhl schon über 26 000 Kilometer in Europa zurückgelegt. 30 Länder hat er bereist, ja sogar den Papst hat er getroffen. Im Mai 2006 war er in Athen gestartet, sein Ziel ist Berlin. Die Stadt, die für die Spaltung einer Nation und die Wiedervereinigung steht. Herr Choi träumt davon, dass eines Tages auch der Grenzzaun zwischen Nord- und Südkorea fällt. Mit seiner Aktion will er auf sein Heimatland aufmerksam machen, in dem seit 1954 nur ein Waffenstillstand besteht. Er will auch zeigen, wozu behinderte Menschen fähig sind. Und er will ins Guinness-Buch der Rekorde.
Finanziert wird die lange Fahrt des Herrn Choi durch Spenden von Freunden, seinen Eltern und auch von wildfremden Personen, die ihm auf seiner Reise begegnen. Immer wieder bieten in Europa lebende Koreaner dem Spastiker Unterkunft an. So auch Kim Böttiger aus Unterzeitlbach bei Altomünster. Sie sah Herrn Choi am Freitagabend in Friedberg, wo er eine lange Autoschlange verursachte, und lud ihn spontan zu sich nach Hause ein. "Ich kann es nicht in Worte fassen, was er tut", sagt die Koreanerin. In seinem Heimatland ist Herr Choi bekannt. Er hat in Südkorea das Tabuthema Behinderung aufgebrochen. 30 Jahre lang hat Herr Choi in nur einem Zimmer gelebt, dann befreite er sich, lernte lesen und ging auf Reisen. Quer durch Japan und die USA. Jetzt Europa. Nächstes Ziel: zurück nach Korea - im Rollstuhl.
Mehr Infos im Internet
www.brightfutureman.com
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