München: Demjanjuk unter Protest zwangsvorgeführt
John Demjanjuk wurde am Donnerstag zwangsvorgeführt. Der mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher protestierte, als er zum Münchner Landgericht gebracht wurde.
Im Prozess gegen den mutmaßlichen NS-Verbrecher John Demjanjuk ist der Angeklagte am Donnerstag zwangsvorgeführt worden.
Demjanjuk wurde "unter Protest" zum Münchner Landgericht gebracht, wie Gerichtssprecherin Margarete Nötzel sagte. "Der Umstand, dass er protestiert", zeige aber, dass der Angeklagte verhandlungs- und transportfähig sei. Die Zwangsmaßnahme sei erfolgt, "weil sich das Gericht nicht länger auf der Nase rumtanzen lassen wollte", sagte Nötzel. Die Kammer habe das Verhalten des Angeklagten über einen langen Zeitraum hingenommen. Bei medizinischen Untersuchungen seien keine nicht bereits bekannten Erkrankungen gefunden worden.
Nach drei Wochen Unterbrechung kann ein Prozess platzen. Nach dem letzten Verhandlungstag am 1. Juli wäre diese Frist nun verstrichen. Allerdings waren für Mitte des Monats weitere Verhandlungstermine anberaumt, die wegen Demjanjuks Erkrankung nicht stattfinden konnten. Dadurch verlängerte sich die Frist.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem heute 90-jährigen Demjanjuk Beihilfe zum Mord in 27 900 Fällen vor. Im Sommer 1943 soll er in Sobibór im besetzten Polen Tausende Juden aus Deportationszügen, die aus den Niederlanden eintrafen, in die Gaskammern getrieben haben. ddp
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