Prozessbeginn: Geschäfte mit künstlicher Befruchtung im Ausland
Der frühere Leiter des ehemaligen Kinderwunsch-Informationszentrums steht vor Gericht. Ein erster Prozess gegen ihn wurde nicht abgeschlossen. Es geht um eine rechtliche Grauzone.
Der frühere Leiter des Kinderwunsch-Informationszentrums Deutschland steht ab heute erneut vor dem Münchner Amtsgericht. Er soll Frauen künstliche Befruchtungen mit bis zu 18 befruchteten Eizellen vermittelt haben. Das deutsche Embryonenschutzgesetz untersagt eine Therapie, bei der innerhalb eines Behandlungszyklus mehr als drei Embryonen entstehen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Beihilfe zur missbräuchlichen Anwendung von Fortpflanzungstechniken vor. Der Reproduktionsspezialist soll In-vitro-Fertilisationszentren in Italien, Tschechien und Österreich gegründet haben, wo die Gesetze großzügiger sind. Für den Aufbau des Netzwerks und die Vermittlung von Patientinnen habe er zwischen 2007 und 2010 gut 380.000 Euro kassiert.
Ein erster Prozess wurde nicht abgeschlossen
Gegen den 63-Jährigen wird voraussichtlich an drei Tagen verhandelt. Ein erster Prozess gegen ihn hatte im vergangenen Juli begonnen, wurde aber nicht abgeschlossen. Daher wird der Fall jetzt neu aufgerollt. Das inzwischen geschlossene Kinderwunsch-Informationszentrum Deutschland (KID) saß in Ottobrunn bei München.
Paare mit Problemen bei der Fortpflanzung setzen oft große Hoffnungen auf eine Fruchtbarkeitsbehandlung. In Deutschland sind nach Expertenangaben sechs Millionen Frauen und Männer ungewollt kinderlos. Allein im Jahr 2013 gab es mehr als 69 000 Behandlungen zur künstlichen Befruchtung.
Häufigste Methode bei Problemen des Mannes
Seit der Zeugung des weltweit ersten Retortenbabys Louise Brown 1978 können Ärzte Eizellen auch außerhalb des Körpers befruchten. Diese In-vitro-Fertilisation (IVF) nutzen Mediziner bei bestimmten Fruchtbarkeitsproblemen der Frau wie etwa einem Eileiterverschluss. Hierfür wird zunächst mit Hormonpräparaten die Eizellreifung stimuliert. Die gereiften Eizellen werden anschließend abgesaugt und im Labor mit den Samenzellen des Mannes befruchtet. Der entstehende Embryo wird in die Gebärmutter der Frau gepflanzt.
Am weitaus häufigsten wird inzwischen die Intra-Cytoplasmatische Sperma-Injektion (ICSI) angewendet. Die ICSI kommt bei Fruchtbarkeitsproblemen des Mannes zum Einsatz. Der Ablauf ist zunächst derselbe wie bei der IVF, zur Befruchtung wird jedoch eine Samenzelle unter einem Mikroskop direkt in die Eizelle gespritzt. dpa/lby
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