Wiesn-Bilanz: Wenn der Maßkrug zur Waffe wird
Die Zahl der Gewaltdelikte hat auf der Jubiläums-Wiesn zwar abgenommen. Dafür werden die einzelnen Vorfälle immer extremer. Die Oktoberfest- Bilanz.
Wiesn-Bilanz: Die Anzahl der Gewaltdelikte ist auf dem Jubiläums-Oktoberfest zwar zurückgegangen, dennoch werden die einzelnen Vorfälle immer extremer.
Vor allem ein beliebter Wiesn-Gegenstand wurde von manch aggressivem Besucher als Waffe angewendet. In der Enge der Zelte stieg die Zahl der Maßkrugschlägereien auf 62, im Vorjahr waren es 42.
In zwei Fällen ermittelt die Polizei sogar wegen versuchten Totschlags. Denn Schläge mit dem Krug auf den Kopf können tödlich ausgehen. Ein 26-Jähriger, dem ein unbekannter aus unerfindlichen Gründen den Krug an den Kopf warf, erlitt eine Gehirnblutung und wird wahrscheinlich auf einem Auge blind bleiben.
"Die Gewaltdelikte gehen zurück. Aber die Exzesse, die Angst und Schrecken verbreiten, nehmen leider zu", sagte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude. Das bleibe eine Herausforderung.
Wie im Vorjahr gab es auf dem Festgelände auch fünf Vergewaltigungen, zahlreiche Taschendiebe wurden festgenommen - sie reisen wie die Gäste aus aller Welt an. Trotzdem: Die Wiesn, mit drei Sperrgürteln gegen mögliche Terrorakte abgeschirmt, blieb angesichts des Millionenandrangs insgesamt friedlich. Udes Bilanz: "Es hat schlimme Vorfälle gegeben wie bei jedem Oktoberfest. Es gibt aber keine Stadt mit 500.000 oder 600.000 Einwohnern, in der ein ganzes Wochenende nichts passieren würde."
Einsätze des BRK
Angesichts der höheren Besucherzahlen musste das Bayerische Rote Kreuz mehr Patienten versorgen, rund 9700 kamen unter anderem mit Kreislaufproblemen, Blasen wegen ungewohnter Haferlschuhe und Schnittverletzungen. 2009 hatte das BRK 8800 Besucher versorgt. Auch die Zahl der Bierleichen stieg: 860 Besucher meist zwischen 18 und 30 Jahren mussten wegen überhöhten Alkoholkonsums behandelt werden (2009: 770). Die ersten Bierleichen werden jetzt schon am späten Mittag behandelt. "Wir merken, dass es immer früher wird", bilanzierte BRK-Sprecher Gisbert Frühauf. Grund sei das unter anderem das Vorglühen.
Mit einem Ansturm von Besuchern aus aller Welt und einem neuen Bierrekord hat das Münchner Oktoberfest sein 200-jähriges Bestehen gefeiert. Rund 6,4 Millionen Menschen kamen auf das größte Volksfest der Welt und tranken sieben Millionen Maß - so viel wie noch nie. Das berichtete die Festleitung zum Abschluss. "17 traumhafte Wiesn-Tage und keine Rede vom Chaos oder Ersticken am eigenen Erfolg", zog Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) Bilanz. Denn trotz eines Massenansturms vor allem am vergangenen Wochenende blieb die Zahl unter den 7,1 Millionen Besuchern des 175-jährigen Jubiläums 1985. Das Rauchverbot funktionierte allen Prognosen zum Trotz bis auf Ausnahmen zumeist gut.
Außerdem verspeisten die Besucher 117 Ochsen, 59 Kälber und hunderttausende Hendl. Nicht nur die Wirte waren heuer zufrieden: Das schöne Wetter und die anziehende Konjunktur bescherte den Schaustellern heuer einen Umsatzzuwachs von 15 Prozent. "Der Konjunkturaufschwung hat dazu beigetragen, dass die Stimmung gut ist", sagte Festleiterin Gabriele Weishäupl. "Dieses Jubiläum hat weltweit Interesse gefunden."
Publikumsmagnet mit mehr als einer halben Million Besuchern war die historische Wiesn im Südteil des Festgeländes, die mit nostalgischen Fahrgeschäften und einem nach alten Rezepten gebrauten Bier an die Ursprünge des Fests erinnerte. Die Stadt hatte hier nur mit 300.000 Gästen gerechnet.
Nach dem Erfolg der historischen Wiesn soll es wahrscheinlich mindestens ein historisches Festzelt auch im nächsten Jahr geben, sagte Ude. Was heuer fehlt: der Wiesnhit. Mitgesungen wurden Lieder wie "Der Flieger", "Sweet Caroline" und "Das geht ab". Außerdem sei der Schunkelwalzer zum Jubiläum "200 Jahre Münchner Oktoberfest" häufig gehört worden. dpa/lby
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