Münchner Detektiv erzählt: So arbeiten Privatdetektive wirklich
Hans Schiesser arbeitet seit mehr als 20 Jahren als Detektiv. Das Schmuddelimage der Branche und viele Klischees stören ihn. Wie seine Arbeit wirklich aussieht.
Sie sitzen in geparkten Autos, Kamera in der Hand und beschatten Ehegatten, die nicht pünktlich zum Abendessen zu Hause sind - das ist eine weit verbreitete Vorstellung über den Beruf des Privatdetektivs. Fernsehserien wie "Die Trovatos" oder "Lenßen und Partner" bestätigen das Klischee häufig. Hans Schiesser, der seit mehr als 20 Jahren eine eigene Detektei in München betreibt und unter anderem auch in Augsburg tätig ist, sind die TV-Detektive deshalb ein Dorn im Auge. Er sagt: "Was im Fernsehen gezeigt wird, kann man ganz vergessen."
Privatdetektiv Hans Schiesser: In Ehe-Angelegenheiten kann ein Detektiv selten helfen
Das hat zwei Gründe. Erstens wenden die Fernsehdetektive Ermittlungsmethoden an, die in Deutschland rechtlich verboten sind. Einbrüche, um an irgendwelche Daten heranzukommen, sind auch für professionelle Detektive eine Straftat. Zweitens ermitteln sie häufig im Privaten. In Ehe-Angelegenheiten könne ein Detektiv aber selten helfen, sagt Schiesser.
In der Realität müssen sich Detektive an geltendes Recht halten. Beweise, die auf fragwürdigem Weg entstanden sind, haben vor Gericht keinen Wert. Problematisch kann es auch bei Bildern werden, erklärt Schiesser. Erst neulich habe er eine Anfrage von einer Frau bekommen, die glaubt, betrogen zu werden und nach Beweisbildern verlangte. Diesen Auftrag lehnte er ab und klärte die Anruferin darüber auf, dass sie sich mit so einer Aktion gegebenenfalls selbst strafbar machen würde. In Deutschland habe jeder das Recht am eigenen Bild, sagt Schiesser. Heimliche Aufnahmen sind damit meist illegal.
In der Branche gibt es viele schwarze Schafe
Wer sucht, findet aber sicherlich einen Detektiv, der auch so etwas macht. "In der Branche gibt es extrem viele schwarze Schafe", sagt Schiesser. Das liege daran, dass "Detektiv" keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Schiesser sagt: "Jeder Haubentaucher, der fünf Folgen Trovatos geguckt hat und glaubt, er weiß wie es läuft, könnte rein theoretisch eine Detektei aufmachen." Rund 5000 gibt es davon in Deutschland. Nur etwa 350 davon sind in einschlägigen Verbänden organisiert, wie dem Bundesverband Deutscher Detektive, in dem Schiesser Mitglied ist. Schiesser nimmt außerdem regelmäßig an Fortbildungen teil.
Nachdem Ehefrauen und -männer zu beschatten, nicht zu Schiessers Hauptaufgaben gehört, was machen er und seine Mitarbeiter denn dann? "Unser Schwerpunkt ist die Betriebskriminalität", sagt der Detektiv. Unternehmer beauftragen ihn beispielsweise, wenn sie den Verdacht haben, jemand klaut im Betrieb Geld oder Waren, oder wenn er glaubt, ein Mitarbeiter feiert krank und arbeitet währenddessen womöglich sogar in einem anderen Betrieb.
Gerade kleinere Unternehmen könne es in den Ruin treiben, wenn regelmäßig gestohlen wird, sagt Schiesser. Der Schaden ist meist auch erheblich höher, als der Betrag, der geklaut wird. Dem Finanzamt sei es egal, wenn Einnahmen fehlen. Die müssen in voller Höhe versteuert werden.
Privatdetektive sammeln auch DNA-Spuren und Fingerabdrücke
Wie der Detektiv ermittelt, hängt immer vom Fall ab. Soll ein unehrlicher Kassierer überführt werden, könnten zunächst Testeinkäufer geschickt werden, die überprüfen, ob der Angestellte alles richtig boniert. Als Ultima ratio, als letztes Mittel, wenn sonst nichts zum Ziel geführt hat, sei auch Videoüberwachung denkbar. Denn das sei entgegen landläufiger Meinung nicht verboten, erklärt Detektiv Schiesser. Der rechtliche Rahmen, indem man sich da bewegt, ist allerdings sehr eng.
Neben Ermittlungen im Bereich der Betriebkriminalität bieten Detektive heute auch Dienstleistungen in der IT-Forensik an. Dazu gehört zum Beispiel das Auswerten von Datenträgern. Darüber hinaus arbeitet Schiesser auch mit DNA-Analysen und sucht nach Fingerabdrücken. "Grundsätzliche stehen Privatdetektiven dieselben Ermittlungstools zur Verfügung wie der Polizei", erklärt der Profi.
Bevor Schiesser einen Fall annimmt, überprüft er zunächst, ob überhaupt ein berechtigtes Interesse des potentiellen Auftraggebers vorliegt. Das bedeutet, es muss einen guten Grund für den Detektiveinsatz geben. Einfach aus Neugier seinen Nachbarn beschatten lassen, das geht nicht.
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