Murats Mörder führten Doppelleben
Ein perfektes Doppelleben führten offenbar die mutmaßlichen Mörder von Murat Yildiz. Sowohl im persönlichen Umfeld von Mathias B., zuletzt wohnhaft in Burgheim (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) als auch von Rolf H. in der Schweiz ahnte nach Recherchen unserer Zeitung niemand etwas von den sadistischen Fantasien, welche die beiden Männer im Internet auslebten und schließlich auf bestialische Weise im Raum Donauwörth in die Tat umsetzten.
Donauwörth (wwi). Ein perfektes Doppelleben führten offenbar die mutmaßlichen Mörder von Murat Yildiz. Sowohl im persönlichen Umfeld von Mathias B., zuletzt wohnhaft in Burgheim (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) als auch von Rolf H. in der Schweiz ahnte nach Recherchen unserer Zeitung niemand etwas von den sadistischen Fantasien, welche die beiden Männer im Internet auslebten und schließlich auf bestialische Weise im Raum Donauwörth in die Tat umsetzten.
Die Identität des Verdächtigen aus dem Nachbarstaat ist gelüftet worden. Es handelt sich um Rolf H., einen Feldwebel in der Schweizer Armee, der seit Anfang 2003 an der Berufsunteroffiziersschule in Herisau (nahe St. Gallen) die Ausbildung zum Berufssoldaten absolvierte. In einem zweijährigen Grundausbildungslehrgang sollte der 33-Jährige "das nötige Rüstzeug erhalten, um in Rekruten- und Kaderschulen erfolgreich zu führen und auszubilden", wie es auf der Internet-Seite der Einrichtung heißt.
Kollegen und Vorgesetzte fielen dem Vernehmen nach aus allen Wolken, als sie von dem schrecklichen Verdacht gegen den Kameraden erfuhren, der eigentlich in der Gemeinde Heimberg nahe Thun im Berner Oberland wohnt und am Freitag in der Militär-Schule in Herisau verhaftet wurde. Rolf H., von Freunden "Röfe" genannt, wird als sehr zuvorkommend, unauffällig und umgänglich beschrieben. Er sei intelligent und offen sowie nie augenfällig anders als andere gewesen, ist aus Kreisen der Armee zu erfahren.
Der Lebensgefährte von Mathias B. zeigt sich gegenüber unserer Zeitung ebenfalls völlig schockiert. Der 44-Jährige lernte nach eigenen Angaben den gebürtigen Sachsen im vergangenen Jahr über das Internet kennen. Damals wohnte Mathias B. in einer Schwarzwald-Gemeinde. Zum Zeitpunkt der Tat lebte er in Erlingshofen bei Donauwörth. Kurz darauf zog er dann zu seinem Freund nach Burgheim. Der Lebensgefährte sagt, er habe seit Oktober 2003 eine Beziehung mit dem 41-Jährigen gehabt. "Er hat sich immer ruhig und anständig verhalten." Von der sadistischen Neigung seines Freundes habe er absolut nichts bemerkt, beteuert der Kraftfahrer aus Burgheim. Auch habe Mathias B. nie etwas von Rolf H. erzählt.
Die beiden Männer kannten sich aber nach Informationen unserer Zeitung schon länger und trafen sich wohl öfters. Die Ermittler prüfen deshalb dem Vernehmen nach, ob es in Süddeutschland oder der Schweiz ungeklärte Verbrechen gibt, die das Duo möglicherweise begangen hat. Bekanntlich haben die Fahnder Erkenntnisse, wonach Anfang Juli ein Treffen mit einer Person scheiterte, die durchaus das gleiche Schicksal ereilen hätte können wie Murat. Die Inhaftierten töteten den 15-Jährigen aus Asbach-Bäumenheim (Landkreis Donau-Ries) - so das Geständnis der Männer - nach einem über das Internet vereinbarten "Blind Date" in der Nacht vom 12. auf 13. Juli mit zahlreichen Messerstichen, um sich sexuell zu befriedigen. Die Leiche tauchte erst einige Tage später in einem Wald nahe Donauwörth auf. Die persönlichen Gegenstände des Opfers, die nahe Garmisch-Partenkirchen entdeckt wurden, dürfte Rolf H. auf der Rückfahrt nach Herisau "entsorgt" haben.
Die Soko "Murat" muss die Geständnisse der Männer noch genau prüfen, um das Tatgeschehen nachvollziehen zu können. Mathias B. sitzt mittlerweile in der JVA Straubing. Er wird angeblich besonders beobachtet, da anscheinend Selbstmordgefahr besteht.
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