Ein Bus wird zum Friseursalon
Die „Langhaarmädchen“ haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und ein mobiles Unternehmen gegründet. Momentan machen sie Halt neben der Wiesn
Unweit vom Oktoberfest, im Hinterhof des Bold-Hotels in München, steht ein kleiner, grauer Oldtimer-Bus. Im Inneren bekommt Kundin Julia Ziegltrum gerade eine Wiesn-Frisur verpasst – von den „Langhaarmädchen“.
Das sind Julia Schindelmann aus Eibelstadt bei Würzburg und Ramona Mayr aus Straß (Landkreis Neu-Ulm). Sie sind Friseurmeisterinnen, Hair- und Make-up-Artists – also Expertinnen für fast alles rund um das Thema Schönheit. Schindelmann war 2010 sogar Deutschlands beste Jungfriseurin. Mayr hat unter anderem für Luxus-Unternehmen wie Louis Vuitton gearbeitet und war auf der Berliner „Fashion Week“. Die jungen Frauen möchten aber mehr aus ihrem Talent machen, als die klassische Friseurinnen-Laufbahn einzuschlagen.
„Ich wollte eigentlich immer in den Top-Mode-Bereich“, sagt Mayr. Auf der Suche nach guten Jobs fuhr sie bis ins südafrikanische Kapstadt. Dort habe sie aber schnell gemerkt, dass ihr diese Branche nicht gefällt. „Das war mir zu oberflächlich.“ Die nächste Station: Australien. Die 26-Jährige reiste mit einem Bus durch das Land und bot ihre Friseurleistungen für den guten Zweck an. Immer an ihrer Seite – zunächst nur übers Internet – war ihre ehemalige Kollegin aus München, Julia Schindelmann. Australien führte sie wieder zusammen: Gemeinsam fuhren sie vier Wochen mit dem Bus, den sie liebevoll „Bop“ nennen, durch das Land und boten ihr Können an. Die „Langhaarmädchen“ waren geboren.
Kundinnen sind zwischen 18 und 55 Jahre alt
Zurück in Deutschland wurde aus dem Traum Wirklichkeit: „Wir möchten die Marktlücke ,Natürliche Frisuren für besondere Anlässe‘ schließen“, erklärt die 27-jährige Schindelmann.
Im Februar gründeten sie offiziell die „Langhaarmädchen“. Ihr Spezialgebiet: Flechtfrisuren in allen Varianten, mit oder ohne Blumen. „Grundsätzlich ist der romantische Look gerade sehr gefragt“, sagt Schindelmann. Das Weiche, Natürliche, eine Frisur, die beinahe wie selbst gemacht wirkt, komme bei den Kundinnen sehr gut an. Diese sind zwischen 18 und 55 Jahre alt. Und trotz des Namens „Langhaarmädchen“ schließen Schindelmann und Mayr keine Frauen mit kurzen Haaren aus. „Wir sind für alle Mädels da“, sagt Schindelmann. Und das tun sie auf ihre Art und Weise: Jede Kundin wird umarmt, es herrscht ein freundlicher, ja sogar freundschaftlicher Umgangston. „Wir möchten Werte vorleben, deswegen spenden wir auch für den guten Zweck“, erklärt Schindelmann. Ein Teil ihrer Einnahmen aus der Wiesn-Zeit geht an Mukoviszidose e.V. – einen Verein, der Betroffene dieser Stoffwechselkrankheit unterstützt.
Bus „Bop“ ist nicht mehr dabei. „Aber er hat mein Leben verändert“, sagt Mayr. Der Bus ist auch heute noch das Leitmotiv der Frauen: „Hauptsache mobil und frei“, ist ihre Devise. Inzwischen haben sie auch eine zweite Geschäftsidee: Eine App für Hair- und Make-up-Artists, Friseure und Visagisten. Auf der Plattform „moStylist“ sollen sich die Fachkräfte präsentieren und gebucht werden können. Die App erscheint in wenigen Wochen.
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