Der Hitzefrei-Paragraf verschwindet
"Hitzefrei!" Generationen von Schülern haben dieses Wort schon begeistert ausgerufen - um dann so schnell wie möglich in Richtung Freibad oder Eisdiele zu verschwinden. Jetzt will das bayerische Kultusministerium das Recht auf Hitzefrei aus den offiziellen Verordnungen komplett tilgen. Von Jörg Heinzle
Von Jörg Heinzle
Augsburg - "Hitzefrei!" Generationen von Schülern haben dieses Wort schon begeistert ausgerufen - um dann so schnell wie möglich in Richtung Freibad oder Eisdiele zu verschwinden. Jetzt will das bayerische Kultusministerium das Recht auf Hitzefrei aus den offiziellen Verordnungen komplett tilgen.
"Über vorzeitige Unterrichtsbeendigung an besonders heißen Tagen entscheidet der Schulleiter." Dieser Satz steht bisher noch unter Paragraf 14, Absatz 4 in der Schulordnung für die Volksschulen in Bayern. Im nächsten Schuljahr aber schon nicht mehr. Der Satz wird gestrichen. Die Grund- und Hauptschulen waren ohnehin die letzte Schulart, für die noch ganz offiziell die Option auf frühen Schulschluss an hitzigen Tagen festgeschrieben war. In den Ordnungen für Realschulen und Gymnasien steht schon länger nichts mehr von Hitzefrei.
Müssen die Schüler nun weiterhin büffeln, auch wenn draußen vor dem Schulhaus längst Südsee-Stimmung herrscht? "Nein, natürlich nicht", beruhigt Nicole Steinbach, Sprecherin des Kultusministeriums. Sie widerspricht damit auch Radioberichten, in denen davon die Rede war, dass Hitzefrei komplett abgeschafft wird. "Hitzefrei wird es auch weiterhin geben", beteuert Nicole Steinbach.
Jeder Schulleiter habe nach wie vor die Möglichkeit, seine Schüler in Ausnahmefällen früher nach Hause zu schicken - auch aus anderen Gründen als zu hohen Temperaturen. "Die Schulleiter haben die nötige Erfahrung, um zu wissen, wann Unterricht möglich ist und wann nicht", sagt sie. Die konkrete Passage zu Hitzefrei werde nur deshalb aus der Schulordnung gestrichen, weil man die Texte der Verordnungen "abspecken" wolle.
So manchen Rektor kostet es jedoch einige Überwindung, seine Schüler früher nach Haus zu schicken - an den Gymnasien etwa, wo die Unterrichtsstunden seit der Umstellung auf die achtjährige Schulzeit (G 8) kostbar sind. An der Maria-Theresia-Hauptschule in Günzburg gab es in diesem Sommer auch erst einmal Hitzefrei. "Bisher ging es mit den Temperaturen noch", erklärt Schulleiterin Karin Virag. In anderen Jahren war es schon schlimmer. Einmal, erzählt sie, sei eine Lehrerin sogar ohnmächtig geworden wegen der großen Hitze. "Das sollte natürlich erst gar nicht passieren."
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