Valentin - kostbarer Schatz in St. Michael
Was bewegte im Jahre 1734 den venezianischen Adeligen Joannes Delfin, den Leichnam des römischen Märtyrers und Heiligen Valentin der Krumbacher Michaelskirche zu schenken? Originaldokumente belegen die Echtheit der Gebeine und es gibt auch Urkunden über die Odyssee ihrer Überführung von Rom in die Kammelstadt. Nichts bekannt ist jedoch, warum ausgerechnet Krumbach dieser kostbare Schatz zuerkannt wurde.
Von Hans Bosch
Der damals unscheinbare Marktflecken hatte in seiner Geschichte eigentlich nichts mit den Fuggern zu tun, die vermutlich bei dieser Überführung eine Rolle spielten. Aus der gesiegelten Urkunde in lateinischer Sprache, die noch heute im Archiv des Pfarrhofs St. Michael liegt, geht eindeutig hervor, dass der damalige Erzbischof und zugleich "dem Vorsteher des päpstlichen Thrones beistehend", Bruder Thomas vom Berg Ilcino, folgendes bescheinigte: "Allen und einzelnen, die unser vorliegendes Schreiben einsehen werden, machen wir die unzweifelbare Beglaubigung, dass wir den heiligen Körper zur größeren Ehre des allmächtigen Gottes und zur Verehrung ihrer Heiligen, aus den heiligen Reliqiuen auf Geheiß unseres heiligsten Herrn Papstes aus dem Friedhof von Calepodus herausgezogen, inspiziert und bestätigt, dem erlauchtesten und excellentesten Herrn Joannes Delfin, einem adeligen Venezianer, zum Geschenk gemacht haben."
Dem Leichnam beigegeben wurde ein "Gefäß des Blutes des Heiligen Märtyrers Valentin, gesammelt in einem hölzernen Behältnis". Aus der Urkunde geht weiter hervor, dass der Venezianer vom Papst die Erlaubnis erhielt, den Heiligen "für sich zu behalten, aus der heiligen Stadt heraus zu verschicken und in welcher beliebigen Kirche oder Bethaus ihn der öffentlichen Verehrung der Gläubigen auszusetzen".
Unten ist handschriftlich vermerkt: "Diesen Heiligen Körper des Heiligen Märtyrers Valentinus habe ich, der oben genannte Delfin, der Pfarrkirche zu Krumbach zum Geschenke gegeben, zu dessen Beglaubigung ich dieses mein Siegel hinzugefügt habe."
Zollfreiheit gesichert
Anhand weiterer Urkunden kommt die Krumbacherin Uschi Raab in ihrer Facharbeit zu dem Ergebnis, dass mit der Überführung des Heiligen ein Joannes Glözel beauftragt wurde. Er erhielt nach seiner Ankunft in Rom ein Begleitschreiben, das seine freie und ungehinderte Rückreise gewährleisten sollte. Dadurch war der Reliquie auch die Zollfreiheit gewährleistet. Glözel übergab sie in Augsburg den Englischen Fräulein, die den Heiligen neu fassten und schließlich "die öffentliche feierliche Aussetzung" in Krumbach veranlassten.
Mit bischöflichem Siegel
Zehn Monate später bekam der Krumbacher Pfarrer Joseph Zell einen vom "bischöflichen Siegelführer" unterschriebenen Brief, der die Echtheit des Heiligen noch einmal bescheinigte und zugleich die Erlaubnis enthielt, "den oben genannten Körper der öffentlichen Verehrung auszusetzen".
Nur noch frische Blumen
Drei Jahre später, am 26. Juni 1739, wurde der Pfarrei von der "Diözese Augsburg der Kirchenprovinz Mainz" genehmigt, jeweils am 14. Februar "das Fest des Märtyrers mit einer gesungenen Messe feierlich zu begehen". Davon wird in den letzten Jahren allerdings kein Gebrauch mehr gemacht. Lediglich frische Blumen schmücken den linken Seitenaltar, auf dem der Valentins-Schrein steht. Dabei ist er seit dem 18. Jahrhundert neben dem Erzengel Michael der zweite Kirchenpatron der Krumbacher Mutterkirche.
Führt der inzwischen weltberühmte Patron der Liebespaare also in Krumbach eher ein beschauliches Dasein, so avancierte der Valentinstag für die Blumenhändler nach dem Muttertag zum umsatzstärksten Tag im Jahr. Besonders in Amerika, England und Deutschland erfreut er sich großer Beliebtheit. Für Stadtpfarrer Markus Holzheu ergibt sich daraus die nüchterne Erkenntnis: "Sein Todestag ist zum reinen Kommerz geworden."
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