Voll krass: "Erkan & Stefan" scheitern mit Klage
Die Komiker "Erkan & Stefan" haben kein Monopol auf die Umgangssprache türkischstämmiger Jugendlicher. Die beiden wollten einer Fastfood-Kette verbieten, für "krassen Kebab" zu werben.
München (lb/ddp/AZ). Voll krasses Urteil des Landgerichts München I: Die Komiker Erkan und Stefan haben kein Monopol auf die Vermarktung der Umgangssprache türkischer Jugendlicher. Das Duo scheiterte mit einer Klage gegen eine Werbekampagne von McDonald's Österreich: Die Schnellimbiss-Kette hatte in "türkdeutschem" Sprachstil für einen Kebab-Burger und Onion-Rings (Zwiebelringe) geworben.
Seit Jahren zieht das Comedy-Duo Erkan und Stefan durch Fernsehshows und über Bühnen. Auch im Kino waren sie schon erfolgreich. Ihre Masche: Sie parodieren die Sprache und das Verhalten türkischstämmiger Jugendlicher in Deutschland.
Erkan Maria Moosleitner und Stefan Lust, so die bürgerlichen Namen, treten meist in Nylon-Trainingsanzügen und Turnschuhen auf, eine wuchtige goldene Namenskette um den Hals.
Ihre Nummer ist alles andere als politisch korrekt und man braucht fast ein eigenes Wörterbuch, um die verballhornte, aber authentische Jugendsprache zu verstehen: "Fettes Brain" steht für "schlauer Kerl", "schwulen Text ablassen" für "dumm daherreden". Das Publikum, meist das jüngere, lacht sich seit Jahren schlapp über die Komiker.
Was Erkan und Stefan gar nicht komisch fanden: McDonald's Österreich hat seinen neuen Kebab-Burger und Zwiebelringe mit dem Begriff "krasser Kebab" und mit einer dicken Goldkette beworben. Das Comedy-Duo vertreibt seinerseits ein "Dönertier" aus Plüsch in Form eines Dönerspießes. So sahen die Komiker in der Kebab-Werbung eine Ausnutzung ihrer Image-Merkmale. Das Duo forderte neben einem Verbot der Werbung auch Schadenersatz für bereits veröffentlichte Spots und Plakate.
Das Urteil des Landgerichts ist jedoch eine "brontale" Niederlage für die Comedians: Sie könnten sich nicht zugutehalten, als Einzige mit klischeehaften Accessoires wie Mütze, Oberlippenbart und Goldkette türkisch-deutsche Sprach-Comedy zu betreiben. Erkan und Stefan hätten eben gerade keinen eigenen Sprachstil entwickelt, sondern vielmehr ein Phänomen unter türkischstämmigen Jugendlichen parodiert. Erben von Heinz Erhardt hätten zwar in Fällen Recht bekommen, in denen auch nur den Künstlern ähnliche Werbefiguren und -stimmen verwendet wurden. In beiden Fällen seien die Bezüge jedoch wesentlich stärker gewesen. Heinz Erhardt etwa habe gerade durch die ihm eigene sprachliche Darstellung Bekanntheit erlangt. "Erkan & Stefan" hätten aber gerade keinen eigenen Sprachstil entwickelt, sondern die Verwendung der deutschen Sprache durch türkischstämmige Jugendliche in parodistischer Form aufgegriffen.
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