Deutschland ohne Bayern
Die Bayernpartei macht Werbung gegen das eigene Bundesland - könnte man meinen. Doch dahinter versteckt sich eine subtile Strategie. Von Matthias Zimmermann
Von Matthias Zimmermann
Berlin - Deutschland ohne Bayern - dies ist nach Meinung der Bayernpartei der Herzenswunsch vieler Bürger außerhalb des Freistaats. Und ihn zu erfüllen, verspricht die weiß-blaue Regionalpartei ihren Wählern bei der Europawahl am Sonntag. "Bayern loswerden" heißt der provokante Slogan, mit dem die Separatisten in Berlin, Hamburg, dem Ruhrgebiet und Hannover werben. Darauf zu sehen ist außerdem ein Paar in Tracht, das winkend aus dem Bild spaziert.
Pressesprecher Richard Schöps fasst das Kalkül der Partei so zusammen: "Der Wahlspruch ist natürlich überspitzt formuliert. Aber wir wollen Aufmerksamkeit erregen, da wir nur auf Platz 20 des Wahlzettels stehen." Dass der Partei dies gelungen sei, zeige die große Anzahl an Zuschriften, die seit Beginn der Kampagne in der Münchener Parteizentrale eingegangen sei, so Schöps im Gespräch mit unserer Zeitung.
Überspitzt formuliert ist auch, was der Partei auf der zur Kampagne gehörenden Internetseite zur Beschreibung des eigenen Bundeslandes einfällt: "Mal ehrlich, nervt Bayern uns nicht alle?", heißt es da. Und weiter: "Ihre tolle Wirtschaft haben ihnen die Norddeutschen mit Milliarden aus dem Länderfinanzausgleich erst aufgebaut, aber davon redet ja heute keiner mehr. Vorher gab es außer Milchwirtschaft und ungeheuer produktiver Lederhosen- und Schnupftabakindustrien nämlich so gut wie gar nichts in Bayern."
Wer Bayern aus der Bundesrepublik herauswerfen wolle, müsse bei der Europawahl für die Bayernpartei stimmen, heißt dann zum Abschluss des Wahlaufrufs im Internet. Mit antibayerischen Tönen Stimmen für eine bayerische Regionalpartei sammeln? Pressesprecher Schöps erklärt die eigentümliche Dialektik so: "Die Bayernpartei tritt für ein Europa der Regionen ein. Wenn man diesen Gedanken ernsthaft weiterspinnt, kommt man automatisch auf die Loslösung Bayerns von der Bundesrepublik." Der Schritt zu der eher experimentellen Kampagne sei dann nicht mehr weit gewesen, so Schöps weiter: "Es gab in der Partei auch Stimmen, die sich gegen diese Plakate ausgesprochen haben. Aber letztendlich wurde die Entscheidung dafür mehrheitlich gefasst." Eine Werbeagentur habe man für die Kampagne nicht beschäftigt.
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