Wiesn-Wirtesprecher: Bierkrüge aus Plastik "Schnapsidee"
München (dpa/lby) - Der Vorschlag, beim nächsten Oktoberfest Bier aus Plastikkrügen zu trinken, lässt in München die Gemüter schäumen. Der Sprecher der Wiesn-Wirte, Toni Roiderer, bezeichnete das Ansinnen seines Wirtekollegen Ludwig Hagn als "Schnapsidee". "Champagner trinkt man auch nicht aus dem Pappbecher", sagte Roiderer am Montag. "In Bayern gibt es ein tolles Bier, gebraut nach dem Reinheitsgebot - dafür braucht es ein standesgemäßes Gefäß."
Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl äußerte sich zurückhaltend. "Hier steht Tradition gegen Sicherheitsbewusstsein. Ein Feldversuch wäre vorstellbar, um Erfahrungen zu sammeln." Die Entscheidung müsse aber der Stadtrat treffen. "Ich selbst bin Traditionalistin und dafür, dass man das Thema Wiesn mit äußerster Behutsamkeit anfasst."
Löwenbräu-Wirt Hagn hatte den Wiesn-Wirten bei deren Sitzung vor eineinhalb Wochen vorgeschlagen, auf dem nächsten Oktoberfest Plastik-Bierkrüge zu testen. Er argumentierte, die Bedienungen müssten dann nicht mehr so schwer tragen. Außerdem gehe Plastik nicht so schnell kaputt, die Verletzungsgefahr sei geringer.
Roiderer sagte, keiner der anderen Wirte habe den Vorschlag aufgenommen. "Es hat ein Signal gegeben: Da bist du allein damit", sagte Roiderer. "Ich selbst mach sowas nur, wenn die Stadt als Wiesn- Veranstalter sagt, dass wir das müssen." In Bayern sei Bier ein Kulturgut. "Wenn die Leute beieinander sitzen und sich zuprosten, dann ist das ein Klang wie die Glocke der Kirche - ein Zeichen der Verständigung und der Gemütlichkeit." Um Scherben zu vermeiden, könne man Bier ja dann auch im Tetrapack servieren - "mit Strohhalm dazu - das verursacht auch keine Glasscherben", grantelte Roiderer.
Hagn will mit einem Probelauf bei der Wiesn 2005 in seinem Biergarten testen, wie das Bier aus Plastikgläsern ankommt. Die Idee für die Krüge aus Kunststoff hatte er aus Moskau mitgebracht. Bei dem dortigen Oktoberfest gebe es überhaupt keine Glaskrüge.
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