Wirte im Grabenkampf
Augsburg Siegfried Gallus hat es wieder geschafft: Der umstrittene Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (BHG) ist gestern in Augsburg für zwei weitere Jahre an der Verbandsspitze bestätigt worden. Allerdings fiel der Vertrauensbeweis für den einzigen Bewerber hinter verschlossenen Türen nicht sehr deutlich aus: Von den 101 Delegierten votierten 75 mit Ja, 23 waren gegen Gallus und drei enthielten sich der Stimme.
Die Grabenkämpfe vor der Präsidiumswahl im BHG schienen noch vor wenigen Tagen beendet. In einer langen Nachtsitzung am vergangenen Donnerstag wurden Differenzen ausgeräumt und wurde, wie der Verband anschließend mitteilte, "in bislang einmaliger Offenheit ausnahmslos über sämtliche Kritikpunkte diskutiert". Im Zentrum der Vorwürfe stand der 2006 erstmals gewählte Präsident Gallus. Dem Gastronomen aus Beilngries (Kreis Eichstätt) wird schon seit Längerem vorgehalten, selbstherrlich und an den Gremien vorbei zu regieren. Die als Gegenkandidaten gehandelten Ulrich N. Brandl (Vizepräsident) und Thomas Domani (Schatzmeister) zogen ihre Kandidatur schließlich zurück, weil "den Kernforderungen nach mehr Teamarbeit und offener Kommunikation künftig Rechnung getragen wird". Der Burgfriede war geschlossen, das Präsidium (Präsident, zwei Stellvertreter, Schriftführer, Schatzmeister) wollte sich komplett zur Wiederwahl stellen, nachdem sich alle Beteiligten gegenseitig das Vertrauen ausgesprochen hatten.
Dennoch ging es am Dienstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Augsburger Dorint-Hotel zur Sache. "Es war der Tag der Abrechnung", berichtete ein Teilnehmer. Gallus musste sich kritischen Fragen stellen; etwa, warum er in der Vergangenheit nicht für jeden seiner Beschäftigten auch Verbandsabgaben gezahlt habe.
Die Branchen-Zeitschrift Gastronomie-Report hat in ihrer aktuellen Ausgabe schwere Geschütze aufgefahren: Es gab "einen Präsidenten zu bewundern, der alles besser weiß, der alles besser kann und der deshalb alles selber macht und selber entscheidet", wird dort Gallus Führungsstil beschrieben.
Eigentliches Opfer des Verbandsstreits wurde aber ein Allgäuer: Schriftführer Willi Sauerhering aus Wiggensbach wurde angelastet, die Auseinandersetzungen in die Öffentlichkeit getragen zu haben. Er, im Präsidium mit der Außendarstellung des Verbandes betraut, flog aus dem Gremium. Schwaben ist damit nicht mehr in der BHG-Spitze vertreten. Während Wiesnwirte-Sprecher Toni Roiderer noch darauf setzt, dass Gallus künftig auch die Meinung von anderen gelten lässt, glaubt Sauerhering nicht daran: "Er ist und bleibt ein Diktator."
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