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Zugunglück von Aitrang
11.02.2016

Drama von Bad Aibling weckt im Allgäu schreckliche Erinnerungen

Der Tag danach: Am Unfallort am Gemeinderand von Aitrang zeigt sich das ganze Ausmaß der Katastrophe. Einsatzkräfte versuchen, mithilfe eines Krans den Schnellzug zu bergen.
Foto: Joachim Wisckow (Archiv)

Das Zugunglück von Bad Aibling erinnert an das von Aitrang 1971. Auch weil sich beide am 9. Februar ereigneten. Damals starben 28 Menschen. Wie Zeitzeugen den Unfall erlebten.

Es ist der 9. Februar. Dichter Nebel behindert die Sicht, als der Schnellzug TEE „Bavaria“ um exakt 18.44 Uhr in die enge S-Kurve fährt. Kurz zuvor hat der Trans-Europ-Express noch den Bahnhof von Aitrang passiert. Mit 128 km/h rast der Zug durch die 2000-Einwohner-Gemeinde im Ostallgäu – und entgleist. Waggons stürzen über die Böschung, einer stellt sich quer zu den Gleisen. Passagiere werden aus den Zugfenstern geschleudert. Nur kurze Zeit später kracht ein aus Kempten kommender Schienenbus in die Trümmer. Ein Unglück von gewaltigem Ausmaß.

So schildern Chronisten den schweren Zugunfall – der schwerste, der sich jemals im Allgäu ereignet hat. Bahnhistoriker sprechen vom zweitschwersten in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg. 28 Menschen fallen ihm auf der zweigleisigen Strecke München–Zürich zum Opfer, 19 Passagiere werden schwer und 23 leicht verletzt.

Zugunglück von Aitrang: Wieder war es ein 9. Februar

Ein 9. Februar. Wieder ein 9. Februar. Am Dienstag kommt dieser Gedanke vielen Menschen in der Region in den Sinn, als sie vom Zusammenstoß zweier Züge in Bad Aibling bei Rosenheim hören. Zwischen Aitrang und Aibling liegen auf den Tag genau 45 Jahre. Noch heute ist der Unfall von 1971 in vielen Köpfen präsent. Erst 2012 hat die Allgäuer Gemeinde einen Gedenkstein aufstellen lassen, der an das Unglück erinnert.

Viele, die es damals miterleben, melden sich gestern bei unserer Zeitung. Eine frühere Schrankenwärterin ebenso wie die ehrenamtliche Pflegerin des Gedenksteins und mehrere Menschen, die damals nur wenige hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt wohnten und es teilweise noch immer tun. Alle Anrufer finden es zumindest ungewöhnlich, dass sich schon wieder an einem 9. Februar ein großes Zugunglück ereignet hat. Einige sind regelrecht aufgewühlt.

Maria und Klaudia Nieberle, Mutter und Tochter, beispielsweise. „Der Teppich im Nachbarhaus war rot von Blut. Es sah aus wie in einer Metzgerei“, erinnert sich die Mama, die sich durch das Geschehen in Bad Aibling „grausam erinnert“ fühlt. Ihre Tochter ist damals zwölf Jahre alt. Diese bemüht sich nun um Erklärungen, die die emotionalen Erzählungen der Mutter einordnen und sortieren. „In diesem Nachbarhaus wurden die Schwerverletzten behandelt“, sagt sie. „Bei uns saßen dafür die Reporter in der Küche.“ Die Nieberles wohnen noch heute in nächster Nähe des damaligen Unglücksortes, in der Friesenrieder Straße. „Da werden schon schlimme Erinnerungen wach“, sagt die Tochter. Das berühre einen sehr.

Maria Nieberle erzählt von verstümmelten Leichen. An der Turnhalle werden damals die Toten aufgebahrt, man versucht eine erste Identifizierung. All das sieht sie mit eigenen Augen. Das eigentliche Unglück dagegen nicht. „Meine Tochter und ich sind da gerade heimgekommen und haben uns erst mal gewundert, weil mein Sohn und mein Mann nicht da waren“, sagt die Rentnerin.

Das hat seinen Grund. Ihr Ehemann und Sohn Markus sind unter den Ersthelfern. Übereinstimmend berichten die beiden Frauen davon, wie Markus damals bei offenem Fenster am Schreibtisch arbeitet und von lauten Knallgeräuschen aufgeschreckt wird, als der Zug die Böschung hinunterrast. Für seinen Einsatz ist Markus Nieberle später sogar „beim Heinemann“, merkt seine Mutter an. Und meint damit einen Empfang von Bundespräsident Gustav Heinemann.

Noch jahrelang in der Fremde auf das Unglück angesprochen

Maria Nieberle weiß auch noch, welch große Wellen die Tragödie damals in den Medien schlägt. „Noch Jahre später konnte man nach Bamberg oder irgendwohin kommen“, sagt sie. Mit dem Kfz-Kennzeichen MOD (Altlandkreis Marktoberdorf) beziehungsweise OAL (Ostallgäu, ab 1972) am Fahrzeug wird man häufig auf das Thema angesprochen. Nach dem Motto: „Sie kommen doch von da, wo dieses schreckliche Unglück war.“ Umso mehr wundert sie sich darüber, dass Aitrang in der aktuellen Berichterstattung über das Zugunglück in Oberbayern fast nirgendwo eine Rolle spielt.

Das geht auch Maria Pfalzgraf so. Sie wohnt in der Straße Am Katzenberg und damit auch nur 200 Meter von der damaligen Unglücksstelle entfernt. „Im Fernsehen wird Aitrang diesmal gar nicht erwähnt“, sagt die 77-Jährige. Auch sie erinnert sich sehr genau an den Abend des Zugunglücks. „Ich habe gerade Faschingskleider für meinen sechsjährigen Sohn genäht, als ich ein wahnsinniges Scheppern hörte. Da bin ich gleich vorgelaufen.“ Als besonders unheimlich empfindet Pfalzgraf die Totenstille, die dort herrscht. „In dem letzten Waggon waren ja praktisch alle Insassen tot.“ Auch wie die Überlebenden, darunter etliche Schweizer, mit Autos auf die Gemeinde, sprich ins Rathaus, gebracht werden, weiß sie noch.

Als die Rentnerin am Dienstag von den Geschehnissen bei Bad Aibling hört, dem fürchterlichen Crash zweier Meridian-Züge und den zehn Toten, kommt sie gerade von der Unglücksstelle in Aitrang zurück. Jeden Tag bringt sie Blumen und eine Kerze zu dem Gedenkstein, der für die Opfer errichtet worden ist. „Sofort wurden bei mir Erinnerungen an 1971 wach“, sagt sie.

Franz Pfefferle, der frühere Kommandant der freiwilligen Feuerwehr in der benachbarten Kreisstadt Marktoberdorf, bezeichnet seinen Einsatz beim Zugunglück in Aitrang als einen der schlimmsten in seinem Leben. Auch Pfefferle, heute 87 Jahre alt, gehört damals zu den Ersten, die in den Trümmern nach Überlebenden suchen. „Die Polizei hatte uns verständigt, dass bei Aitrang ein Schnellzug entgleist ist“, erzählt Pfefferle. „Es war gut, dass wir dann aus Marktoberdorf ein Notstromaggregat mitnahmen.“ Denn es sei schon stockdunkel gewesen. Dank des Notstroms kann er gemeinsam mit seinen Kameraden den Zug auf der Suche nach Überlebenden ableuchten. Dabei machen sie schreckliche Entdeckungen. Viele Menschen seien tot dagelegen, erinnert sich Pfefferle. Dann erzählt er von dem komplett zerstörten Speisewagen, von aufgebahrten Leichen, von Bundeswehrsoldaten, die bei dem Rettungseinsatz ebenfalls mithelfen. Auch der Sachschaden ist immens. Von 2,6 Millionen Mark ist später die Rede.

Nach 45 Jahren ist die Ursache immer noch unklar

45 Jahre und unzählige Untersuchungen später ist übrigens noch immer unklar, warum sich die Tragödie an jenem Tag ereignet. Als der TEE „Bavaria“ um 17.48 Uhr planmäßig den Hauptbahnhof in München verlässt, scheint mit dem Zug alles in Ordnung zu sein. Immer wieder taucht in den Jahren danach die Frage auf, warum der Lokführer – in der schwierigen Kurve und bei erschwerter Sicht – so schnell fährt. Erlaubt sind an der Stelle maximal 80 Stundenkilometer.

Zudem handelt es sich bei dem Lokführer um einen erfahrenen Mitarbeiter der Bahn, der die Strecke kennt. Dass dieser einen Herzinfarkt erlitten haben könnte, schließen die Ermittler nach der Obduktion aus. Unbestätigt bleibt auch die Vermutung, dass die Bremsleitungen des Zuges defekt oder eingefroren waren.

Inzwischen weiß man nur, warum aus dem Zug- auch noch ein Schienenbus-Unglück wird, warum letzteres Fahrzeug, aus Kempten kommend, in die Trümmer hineinrast. Untersuchungen ergeben, dass der Führer des Schienenbusses bei winterlichen Bedingungen zwar eine sofortige Notbremsung einleitet. Dennoch prallt er noch mit 40 Stundenkilometern gegen die Trümmer. Auch im Schienenbus sterben Menschen, nämlich zwei. Sechs weitere werden verletzt. Und noch immer erzählen sich die Menschen in Aitrang von der Tragödie an jenem 9. Februar des Jahres 1971.

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