Wieder deutlich mehr Sitzenbleiber an Bayerns Schulen
Zunächst waren die Zahlen der Wiederholer in den Schulen massiv gesunken. Dann die Kehrtwende. Was ist da passiert?
Die Zahlen lesen sich durchaus dramatisch: Im Schuljahr 2021/22 saßen in deutschen Schulklassen 67 Prozent mehr Wiederholer als im Jahr zuvor. Insgesamt betraf das 155.800 Schülerinnen und Schüler, die entweder freiwillig wiederholten oder im Schuljahr zuvor nicht versetzt worden waren, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Was ist da passiert? Sind das alles Folgen von Corona?
Drei Jahre Pandemie und der massive Lehrkräftemangel hätten ihre Spuren hinterlassen, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Die Kinder hätten in der Corona-Zeit gelitten, es gebe große Kompetenzlücken. "Viele haben den Anschluss verloren", sagt Fleischmann. Deswegen hätten viele Lehrerinnen und Lehrer den Kindern und Jugendlichen auch zum freiwilligen Wiederholen geraten – selbst dann, wenn sie vielleicht die benötigten Noten erreicht hätten. Besonders Kinder mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status seien betroffen.
Viele Schüler haben das Schuljahr freiwillig wiederholt
Ähnlich erklärt sich auch Bernhard Buchhorn, Ministerialbeauftragter für die Realschulen in Schwaben, den Anstieg der Wiederholer-Quote. Viele Schüler seien nicht durchgefallen, sondern hätten sich freiwillig dazu entschieden, das Jahr zu wiederholen. Spielen dabei vor allem die Lernrückstände, die viele Kinder und Jugendliche noch nicht aufgeholt haben, eine Rolle? "Mir liegt ein Ja auf den Lippen", sagt Buchhorn. "Aber man muss die Sache differenziert betrachten." Es gehe längst nicht nur darum, einen bestimmten Stoff nachzuholen, sondern ganz generell um eine Verunsicherung. "Vielen Schülern fehlt nach der Pandemie das positive Erlebnis des Erfolgs."
Zum Schuljahr 2020/21 waren die Wiederholer-Quoten in allen Bundesländern massiv gesunken. Ein entscheidender Faktor: Während der Pandemie wurden die Versetzungsregelungen geändert und das Vorrücken vielfach nicht mehr streng an schulische Leistungen geknüpft. Im vergangenen Schuljahr stieg die Quote dann aber wieder deutlich an. "Das war alles ein langer Prozess. Die Probleme haben sich erst später gezeigt", sagt Fleischmann. Deswegen habe es den massiven Anstieg der Wiederholer erst verzögert gegeben. "Dass vieles verschleppt wurde, dass die Kinder im Home-Schooling oft nicht individuell genug gefördert wurden, das ist uns dann auf die Füße gefallen."
Bei der Wiederholer-Quote liegt Bayern auf Platz 3
Bayern hat im bundesweiten Vergleich den drittgrößten Anteil von Schülerinnen und Schülern, die die Jahrgangsstufe im Schuljahr 2021/22 wiederholten. Der Anteil lag bei 3,3 Prozent. Im Jahr zuvor waren es 2,8 Prozent. 2019/20 waren es 3,8 Prozent. Die Anzahl der Kinder, die eine Jahrgangsstufe wegen schlechter Leistungen wiederholen mussten, sei im Zuge der Pandemie stark zurückgegangen, während gleichzeitig aber deutlich mehr Schüler freiwillig oder auf Probe wiederholten, erklärt ein Sprecher des bayerischen Kultusministeriums. Die niedrige Zahl im Schuljahr 2020/21 erklärt Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (FW) so: "In der Corona-Zeit wurde das Vorrücken auf Probe häufiger herangezogen, weil es mehr Kinder und Jugendliche gab, die aufgrund der Belastung temporäre Lernschwierigkeiten hatten." Für diese Probleme sei das Programm "gemeinsam.Brücken.bauen" aufgelegt worden, um Belastungen abzubauen und etwaige Lücken zu schließen.
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Schule hat mit Lernen zu tun. Lernen muss man lernen. Sicherlich hat zum einen das ewige hin und her über Umfang und Eindeutigkeit des Lernstoffes sowie der Grad des zu Erlernenden über Jahre sich nicht gefestigt, zum anderen scheinen die Kinder/Schüler etc. aber auch nicht mehr in der Lage, konzentriert und von den Eltern unterstützt lernen zu können. Man denke nur an die zeitweise praktizierte unsinnige Situation des "Schreibens wie man spricht" in den Grundschulen. Vertane und nicht aufzuholende Zeit für die Kinder damals. Elementare Kenntnisse in grundsätzlich notwendigen Fächern sind den meisten nicht bekannt bzw. wurden nie erlernt. Sicherlich spielen hier auch technisch innovative Errungenschaften eine Rolle, jedoch muss man grundsätzlich in der Lage sein, Systematiken, Wege bzw. sonstige Bedingungen zur Problemlösung bei z.B. Ausfall von technischen Hilfsmitellen aufzeigen zu können. Aber auch, so denke ich, werden viele Schülerinnen und Schüler durch die Eltern auf nicht passende weiterführende Schulen geschickt, was deren Leistungsniveau negativ beeinflusst. Und wenn dann immer noch Einzelaktionen des bildungsmäßigen Aufstiegs ohne Leistung erkennbar werden, da politisch gewünscht, dann ist das Bildungssystem als solches bereits unbrauchbar gemacht; siehe beispielsweise das notentechnische Anheben ganzer Abschlussklassen, da nach politischer Ansicht "zu schlecht" in einigen Bundesländern.
Interessant wäre hierzu auch die Zahlen der Schüler und Schülerinnen die in den 5./6. und 7. Klassen wiederholt haben. Nach vielen Gesprächen mit verschiedenen Lehrern und Lehrerinnen, haben viele gesagt, dass gerade diejenigen, die aktuell in den Klassen 5.-7. in den höheren Schulen sitzen Probleme haben, wie sie überhaupt lernen sollen. Neben einigen Defiziten im gelernten, haben viele auch nicht richtig gelernt, wie sie richtig lernen und sich auf Prüfungen und Unterrichtsstunden vorbereiten müssen, da ja vieles im "Schongang" gemacht wurde. Nun sitzen die Kinder mit zig neuen Fächern im nicht mehr "Schongang" an den weiterführenden Schulen und sind vom Tempo und den Anforderungen die über sie hereinbrechen teilweise so überfordert, dass der Unterricht sie heillos überfordert und demotiviert. Dies bekommt man so gesagt und auch Schulpsychologen berichten davon.
Liegt das eventuell daran, dass die Schüler 2 Jahre keine richtige Schule hatten
Die Zahl der Wiederholer hat sich nur auf normales Niveau eingependelt. Kein Grund zu Panik. Die Gründe sind eindeutig im Artikel genannt und brauchen auch nicht nochmal erklärt werden.
Und die Schüler hatten Schule. In den beiden Jahren haben 2 Kinder bei mir im Familienkreis (trotz zeitweisem Homeschooling) einwandfrei lesen, schreiben und rechnen gelernt. Auch war Homeschooling nicht 2 Jahre lang. Abgesehen von Maske war die meiste Zeit normaler Schulbetrieb. Wenn die Eltern es zugelassen haben.
Über fehlende Lehrer sollte man sich eher und mehr Gedanken machen als mehr Sitzenbleiber wegen dem Wegfall vom Coronabonus. Aber bei einigen sitzt Corona so stark und breit im Kopf, dass gar nichts anderes mehr wahrgenommen wird.