FC Augsburg will "Matchball" in Bochum verwandeln
So hatte sich der FC Augsburg das Heimspiel gegen Hertha BSC nicht vorgestellt. Statt mit den eigenen Fans den quasi fixen Klassenerhalt zu feiern, muss der Verein zittern. Kein neues Gefühl für den FCA.
Der FC Augsburg muss weiter zittern. Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl verpasste gegen Hertha BSC den anvisierten Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt. Stattdessen erwiesen sich die Fuggerstädter beim 0:1 im Kellerduell als unfreiwilliger Krisenhelfer der gebeutelten Berliner - und müssen selbst wieder mächtig bangen im Abstiegskampf.
"Wenn du so ein Spiel verlierst, wo du so einen Schritt nach vorne machen kannst, ist die Enttäuschung groß", sagte FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter und versicherte: "Wir sind überzeugt, dass wir es auch in diesem Jahr wieder schaffen."
In der erwartet robusten Bundesliga-Partie reichte den Gästen aus Berlin eine Großchance, um das Spiel am Samstag für sich zu entscheiden. Der Rückstand auf den Tabellen-14. aus Augsburg schrumpfte auf drei Punkte. Eine Hereingabe von Marco Richter, der von 2017 bis 2021 insgesamt 97 Bundesliga-Spiele für Augsburg absolvierte, landete bei Suat Serdar. Mit der Hacke bugsierte der 25-Jährige den Ball durch die Beine von FCA-Keeper Rafal Gikiewicz. "Wir haben ja fast drum gebettelt", sagte Reuter über das Gegentor.
Den Hausherren, die durch einen Freistoß und Lattentreffer von Stürmer Michael Gregoritsch selbst ihre (wenigen) Chancen hatten, fehlte all das, was bei den Siegen über Wolfsburg und Mainz und auch beim 0:1 gegen die Bayern da war: Entschlossenheit, Genauigkeit und Aggressivität im Eins-gegen-Eins. Das lag auch an Herthas Führungsspieler Kevin-Prince Boateng, der 86 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und seine Mitspieler lautstark instruierte.
Selbst FCA-Trainer Weinzierl, der seine Mannschaft wild gestikulierend über 90 Minuten von der Seitenlinie dirigierte, sah gegen Boateng alt aus. "Es ist eine bittere und unnötige Niederlage", stellte Weinzierl fest und betonte immer wieder: "Eigentlich war es ein klassisches Null-Null-Spiel". Herthas Coach Felix Magath sprach von einem "durchaus glücklichen Sieg".
Trotz des Rückschlags im Abstiegskampf hat Augsburg seine zwölfte Bundesliga-Saison weiter in eigener Hand: Der Vorsprung auf Relegationsplatz 16 liegt bei vier Punkten.
Und in Bochum und Fürth warten in den letzten vier Spielen Gegner, mit denen der FCA mindestens auf Augenhöhe ist. Zwei Siege und der Klassenerhalt dürfte fix sein. "Der nächste Matchball ist in Bochum, darauf liegt die volle Konzentration", sagte Gikiewicz. Mit einem Sieg beim VfL könnte Augsburg bei entsprechenden Ergebnissen der Konkurrenz zumindest den direkten Abstieg so gut wie sicher abwenden.
Mut dürften die Augsburger aus der eigenen Historie ziehen. Die Mannschaft besitzt für den Abstiegskampf quasi eine Dauerkarte. Seit dem Aufstieg 2011 steckt der FCA fast jährlich im Kampf um den Klassenerhalt und behauptet sich. "Das gibt natürlich schon Zuversicht, dass man wieder bestehen kann", hatte Weinzierl zuletzt gesagt.
© dpa-infocom, dpa:220418-99-952469/2 (Von Jordan Raza, dpa)
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