Zeugin: Angeklagter rechnete bei Krebstod seiner Frau mit Geld
Im Prozess um den mutmaßlichen Doppelmörder von Krailling zeichnet sich das Bild eines gefühllosen, eiskalten Menschen ab. Auch gegenüber der eigenen Ehefrau.
Auf bestialische Art und Weise soll der Onkel seinen beiden Nichten Sharon und Chiara umgebracht haben. Die Ermittler glauben, dass der 51-Jährige auch die Mutter der Mädchen umbringen wollte, um an ein Erbe zu kommen. Der Prozess um den mutmaßlichen Doppelmörder von Krailling involviert die ganze Familie. Und er zeigt immer mehr das Bild eines gefühlskalten Menschen.
Die Familie des Angeklagten hatte sich laut Staatsanwaltschaft bei einem Hausbau verschuldet. Schwere Krankheiten kamen hinzu: Das zweite von vier Kindern war schwer leberkrank - der Bub brauchte eine Transplantation. Die Ehefrau hatte Krebs mit schlechter Prognose.
Mutmaßlicher Krailling-Mörder: Familie hatte offenbar Schulden
Hilfsangebote gab es von mehreren Seiten. Unter anderem hatte die Marianne-Strauß-Stiftung Kontakt aufgenommen. Eine Mitarbeiterin der Stiftung sagte vor Gericht, der Angeklagte habe bei dem Hausbau nur Aufgaben verteilt, selbst aber nicht mit angepackt: "Er hat selbst nichts zugetan." Das Haus sei überdurchschnittlich groß und komfortabel geplant gewesen, offensichtlich habe sich die Familie bei der Finanzierung vergaloppiert. "Das würde schon gehen, weil wenn seine Frau stirbt, kriegt er die Rente", zitierte die Zeugin den Angeklagten. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe sie beschlossen, nichts mehr für die Familie zu tun. Auch habe die Sorge bestanden, dass das mit Hilfe der Stiftung gebaute Haus wieder verkauft werden könnte.
Zeuge: Familie hatte hohe Ansprüche
"Ich werde nie vergessen, wie er gesagt hat, dass seine Frau ja jetzt stirbt und er Witwen- und Waisenrente bekommt", sagte ein weiterer Zeuge über den Angeklagten. Er habe ein freundschaftliches Verhältnis zu der Familie aufgebaut, dann seien ihm aber Unstimmigkeiten aufgefallen. So habe die Familie trotz ihrer Finanzprobleme beim Hausbau hohe Ansprüche gehabt. Manche ihrer Angaben hätten zudem nicht gestimmt. Er habe schließlich den Kontakt abgebrochen: "Man hat mein Vertrauen missbraucht."
Sohn sagte vor Gericht nicht aus
Der älteste Sohn des mutmaßlichen Mörders der kleinen Chiara und Sharon aus Krailling hat am Montag vor dem Münchner Landgericht keine Aussage gemacht. Für den Auftritt des 14-Jährigen war nicht nur die Öffentlichkeit ausgeschlossen, sondern auch sein Vater aus dem Saal gebracht worden. Ein Auftritt wäre sonst äußerst belastend und dem Wohle des Jungen abträglich, begründete der Vorsitzende Richter Ralph Alt die Entscheidung des Gerichts. Schon die Ehefrau des Angeklagten hatte Mitte Februar von ihrem Recht Gebrauch gemacht und die Aussage verweigert. Die beiden haben vier gemeinsame Kinder - die ermordeten Mädchen waren ihre Cousinen.
Ein Mithäftling berichtete vor Gericht von Aussagen sowie einem Brief des Angeklagten, in dem es um die Tat ging. Unklar blieb jedoch, ob der Familienvater jeweils direkt über die Tat schrieb und sprach - oder vielmehr die im Haftbefehl formulierten Vorwürfe zitierte. Der Mithäftling, der bestens vorbereitet im Gericht erschien und Beweisspuren sogar mit Nummer nennen konnte, sagte, er sei davon ausgegangen dass der 51-Jährige die Tat begangen habe. Definitiv gesagt habe der Familienvater das aber nie, musste der Mithäftling einräumen. Ein Polizeibeamter stellte klar, dass der wegen Betrugs verurteilte Mithäftling für seine Kooperation mit den Ermittlern keine Vergünstigungen bekommt. dpa/AZ
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