Warum ein Fußgängerüberweg in Krumbach wegen ein paar Zentimetern abgebaut werden musste.
Ein Land, dessen Bürokraten einst das schöne Wort „Dickstrichkette“ hervorgebracht haben, meint es ernst mit Vorschriften. Könnte ja sonst jeder daherkommen und einen Zebrastreifen einfach so hinpinseln. Nein, auch so ein Straßenstrich hat klaren Normen zu unterliegen.
Genau 50 Zentimeter darf die Lücke zwischen den Streifen messen
Und die sind dem Verkehrspolizisten quasi in Fleisch und Blut übergegangen. Als Marcus Praschivka jedenfalls in Krumbach unterwegs war und den neuen Zebrastreifen in der Stadtmitte sah, ging ihm instinktiv etwas gegen den Strich. Was es war, entdeckte er in den „Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ)“. Die Norm sieht bei Zebrastreifen für die Streifen und die Lücken dazwischen jeweils eine Breite von genau 50 Zentimetern vor.
Unterm Strich kostet es Krumbach eine vierstellige Summe
Eine Nachmessung in Krumbach ergab aber nur knapp 40 Zentimeter. Außerdem reflektierten die verwendeten Pflastersteine nicht das Licht der Autoscheinwerfer, wie es in den Richtlinien gefordert ist. Also, ab auf die Streichliste damit. Der Zebrastreifen musste wieder weg und ein neuer her. Denn die Stadt fürchtete, im Falle von Unfällen in Haftung genommen zu werden. Kosten: unterm Strich eine vierstellige Summe.
Müssen alle Zebrastreifen in Krumbach überstrichen werden?
Nun ist aber vielen Krumbacherinnen und Krumbachern mit einem Schmunzeln im Gesicht etwas aufgefallen, was zu einem größeren Streichkonzert hätte führen können: Es gibt in der Stadt mehrere Zebrastreifen, die nicht der Norm entsprechen. Alle überstreichen? Nein. Die R-FGÜ gibt es erst seit dem Jahr 2001. Alle Fußgängerüberwege, die davor entstanden sind, haben Bestandsschutz. Alles geklärt also. Und Krumbach kann einen Strich drunter machen.
Die Diskussion ist geschlossen.
Man könnte aber genauso den Einheitlichkeitswahn, der sich in ausufernder Regelungswut und auch sonstiger Gleichmacherei ausdrückt, kritisch hinterfragen. Dann ist auch plötzlich genug Geld für wichtige Dinge da.
Der Polizist hat richtig reagiert. die SchlamperInnen stzen in der Krumbacher Verwaltung, die wegen der entstandenen Mehrkosten zur Verantwortung gezogen werden sollten. Aber bei uns kostet das ja alles kein Geld.
Die Einleitung incl. des indirekten Seitenhiebs gegen den Verkehrspolizisten sind vielleicht witzig gemeint, führen aber zu einer seltsamen Wahrnehmung bzgl. des "Schuldigen". Man unterstellt damit ein bisschen den Auffindern des Problems und der vorhanden Norm die Schuld am Thema. Stattdessen sollte man sich doch lieber fragen, weshalb es die Stadt Krumbach nicht auf die Reihe gebracht hat einen Zebrastreifen nach Verordnung zu errichten. Scheinbar sitzen dort absolute Amateure, welche in der Ausschreibung für ein solches Bauvorhaben nicht in der Lage sind die richtigen Normen anzuziehen. Aber huuups, der Stadt kann sowas ja mal passieren. Wird ja von unseren Steuergeldern bezahlt.