
"Tinder-Trading-Scam": Justizminister warnt vor neuer Betrugsform


Der Justizminister warnt vor "Tinder-Trading-Scam": Es geht vermeintlich um Liebe, dann um angebliche Investitionen in Kryptowährungen – und am Ende ist das Geld weg.
Zwei Betrugsopfer haben sich aus Verzweiflung das Leben genommen. In 260 Fällen wurden seit Beginn des Jahres 2021 in Bayern Menschen um Teile ihres Vermögens oder um ihre gesamten Ersparnisse gebracht. Der bekannte Vermögensschaden liegt bei insgesamt rund 20 Millionen Euro. Das ist laut Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) die vorläufige Bilanz einer neuen Betrugsmasche, die von der Staatsanwaltschaft „Tinder-Trading-Scam“, von den Tätern verächtlich „Pig Butchering“ – zu deutsch: „Schweineschlachten“ – genannt wird. Die Zahl dieser Delikte steigt weltweit in hohem Tempo an. Und noch sind die Ermittler machtlos.
"Tinder-Trading-Scam" – diese Betrugsform ist besonders perfide
Eisenreich beschreibt diese neue Betrugsform als besonders perfide. „Häufig beginnt es mit einem romantischen Match auf Tinder.“ Mit dieser App suchen einsame Menschen nach persönlichen Kontakten. Doch sehr schnell geht es nicht mehr um Liebe, sondern um Geld. „Erst“, so sagt Eisenreich, „bauen die Täter eine emotionale Bindung auf. Dann überreden sie ihre Opfer, in Kryptowährungen auf gefälschten Internetseiten zu investieren. Am Ende ist alles weg – das Geld und die Liebe.“
Oberstaatsanwalt Thomas Goger, stellvertretender Leiter der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB), schildert die drei Phasen des Betrugs in der Sprache der Täter.
Phase 1: „Ein Schwein finden.“ Über Singlebörsen und soziale Netzwerke nehmen die Täter Kontakt zu ihren potenziellen Opfern auf, verlagern die Kommunikation auf einen Messenger-Dienst und locken sie mit Liebes- und Geldversprechen.
Phase 2: „Das Schwein mästen.“ Die Täter lenken das Gespräch auf vermeintlich lukrative Investitionsmöglichkeiten im Internet. Die Betroffenen werden auf Plattformen gelockt, wo ihnen hohe Gewinne vorgegaukelt werden. Sind sie einmal eingestiegen, versuchen die Täter sie zu immer größeren Investitionen zu überreden.
Phase 3: „Das Schwein schlachten.“ Die Täter versuchen, den letzten Cent aus den Betroffenen herauszupressen. Wenn die Opfer um eine Aus- oder Rückzahlung bitten, werden sie vertröstet, hohe Zusatzgebühren für die Abhebung gefordert und zuletzt wird der Kontakt abgebrochen. Das gesamte, angeblich investierte Kapital ist verloren.
Betrugs-Netzwerke aus Südostasien: Die Täter sind bisher nicht zu fassen
Die Chancen, die Täter zu fassen und das Geld zurückzubekommen, liegen aktuell faktisch bei Null. Bisher, so bestätigt Goger auf Nachfrage unserer Redaktion, konnte von Bayern aus kein einziger Täter ermittelt werden. Der Grund: Die Betrüger operieren von südostasiatischen Ländern aus, in denen die Ermittler mit Rechtshilfeersuchen zumeist nicht weiterkommen. Dort gebe es, wie Eisenreich sagt, regelrechte Betrugsfabriken, in denen die „Fußsoldaten“ wie Sklaven gehalten würden. An die Hintermänner zu kommen, sei sehr schwierig. Die 22 Staatsanwälte bei der ZCB in Bamberg versuchten zwar, den Austausch mit den Behörden in Südostasien zu verstärken. „Aber wir stehen hier erst am Anfang“, sagt Goger.
Er verweist darauf, dass es auch beim sogenannten „Cyber-Trading“ vor einigen Jahren zunächst schwierig war, die Täter in fernen Ländern zu fassen. Mittlerweile gelinge der ZCB das „im Wochentakt“. Das stimme ihn zuversichtlich, auch bei der neuen Betrugsmasche voranzukommen. „Ich kann nichts versprechen, aber Aussichtslosigkeit akzeptiere ich nicht“, sagt der Oberstaatsanwalt.
So kann man sich schützen
Der beste Schutz vor diesen Betrügereien besteht nach Aussage des Justizministers darin, vorsichtig zu sein. Eisenreich rät Betroffenen: „Schauen Sie online genau hin, wer sie anschreibt – vor allem, wenn die Person nach dem Erstkontakt schnell vom Dating-Portal zu Messenger-Diensten wechseln möchte und nie für ein persönliches Treffen oder ein Videotelefonat zur Verfügung steht.“
Spätestens dann, wenn es um Geld geht oder Zahlungen in Kryptowährungen verlangt werden, so der Minister, „müssen alle Alarmglocken läuten“. Und wenn bei Investitionen ungewöhnlich hohe Gewinne versprochen werden, sei das grundsätzlich verdächtig.
Eisenreich betont, dass es in diesen Fällen nicht nur um Abwehr finanzieller Schäden geht. Auch die psychischen Folgen seien dramatisch. „Viele bringen die Tat aus Scham nicht zur Anzeige. Es drohen Depressionen und Angstzustände.“ In Einzelfällen hätten Täter ihre Opfer sogar in den Selbstmord getrieben. Eisenreich: „Zwei Geschädigte waren so verzweifelt, dass sie sich in diesem Jahr das Leben nahmen.“
Bei den bisher bekannten Geschädigten in Bayern handelt es sich laut Staatsanwaltschaft überwiegend um Männer. Näher eingrenzen lasse sich die Gruppe der Geschädigten nicht. Es seien alle Altersgruppen vertreten und auch ein hoher Bildungsstand schütze nicht davor, auf die Masche hereinzufallen. „Selbst Top-Manager sind schon auf Tinder-Schwindler hereingefallen“, sagt Eisenreich.
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Die Aussicht auf einen schnellen, vielleicht auch hohen Gewinn, womöglich noch vorbei am Finanzamt - da scheinen einige den Tunnel-Blick zu bekommen.
Es ist doch
- unglaublich,
- verwunderlich,
- seltsam,
- nicht nachvollziehbar,
- usw.
wie bzw. warum scheinbare Normalbürger bei objektivem Vorliegen von Nichts gewillt sind, finanzielle Transaktionen zu veranlassen. Weder, dass man den oder die Person persönlich kennt, noch dass man weiß, ob der oder die Person überhaupt die Person für die sie sich ausgibt, ist, noch dass man nicht weiß was die Beweggründe sind; ach ja, Geld von den "Schweinen" einsammeln.