Skandale und Debatten: So geht es hinter den Türen beim Bayerischen Rundfunk zu
Plus Hier trifft Politik auf Wirklichkeit. Im BR-Rundfunkrat geht es kleinteilig ums Große und Ganze: um gendergerechte Sprache und Skandale. Ein halber Tag im Mikrokosmos ARD.
Um kurz vor 16 Uhr und nach mehr als zwei Stunden ist die Debatte im Großen, Ganzen, Grundsätzlichen, am Höhepunkt angekommen. Und wie stets bei dem Thema wird es emotional. Nicht aggressiv oder laut, man ist ja hier nicht in einem Telegram-Kanal oder einer Talkshow. Der AfD-Landtagsabgeordnete also schüttelt mit dem Kopf, während sein Nebensitzer, ein Musikpädagogik-Professor, zustimmend zu nicken scheint. Dann schaltet der Vertreter des Bundes der Vertriebenen sein Saalmikrofon ein und beginnt seine Erwiderung auf einen Einwurf der Vertreterin der Erwachsenenbildungs-Organisationen mit dem Satz: „Erst mal entschuldige ich mich, dass ich ein Mann bin.“ Ob er eine Pause beim Sprechen mache oder beim Schreiben ein Sternchen setze oder ein großes „i“, das seien doch „Plattitüden“, die nicht unbedingt etwas verändern würden. Die deutsche Sprache sei ein Kulturgut, und er wehre sich dagegen, dass sich eine Minderheit über die Majorität hinwegsetze, die nicht gendern wolle.
Das Gendern ist ein großes Thema - auch beim Bayerischen Rundfunk
Wieder und wieder geht es ums Gendern in der 646. Sitzung des BR-Rundfunkrats, einem Kontrollgremium des Bayerischen Rundfunks. Ein jedes Mal hat man den Eindruck, es lege sich ein Schatten über den „großen Sitzungssaal“ im Münchner Funkhaus. Einbildung, gewiss, zumal angesichts der heruntergezogenen Jalousien, die vor der aufs Schönste strahlenden, aber blendenden Wintersonne schützen. Ein jedes Mal könnte einem die Donauwelle im Hals stecken bleiben. Die Kuchenstücke sind, neben den Brezen, recht beliebt bei den an diesem Tag anwesenden 42 von 50 Rundfunkratsmitgliedern.
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