Studie: Rentner schlucken zu viel Magnesium
Ältere Menschen nehmen mehr Nahrungsergänzungsmittel als jüngere. Auch Vitamine sind beliebt. Aber oft übertreiben sie es damit. Die Folgen sind schwer abzusehen.
Ältere Menschen schlucken zu viele Vitamine und Mineralstoffe. Viele Senioren, die regelmäßig solche Zusatzmittel einnehmen, überschreiten die empfohlenen Höchstmengen, wie eine Studie des Münchner Helmholtz-Zentrums für Gesundheit und Umwelt ergeben hat. Knapp 1100 Menschen in der Region Augsburg waren dafür befragt worden.
Nahrungsergänzung: Richtige Dosierung ist wichtig
„Viele denken, sie tun sich etwas Gutes“, sagt Barbara Thorand vom Institut für Epidemiologie, die zusammen mit zwei anderen Wissenschaftlerinnen die Daten ausgewertet hat. Das möge im Einzelfall auch richtig sein. „Aber Laien können oft nur schwer beurteilen, was zu viel des Guten ist.“ Welche Folgen es hat, zu viele solcher Zusatzmittel einzunehmen, könne man allerdings kaum absehen. Magnesium, für einen längeren Zeitraum überdosiert, löse mitunter Magen-Darm-Probleme aus, betont die Wissenschaftlerin.
Zu viel Magnesium
Ein Fünftel der Frauen und ein Drittel der Männer, die regelmäßig Magnesium einnehmen, überschreiten der Studie nach die empfohlene Tagesdosis der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit. Vitamin E konsumieren acht Prozent der Frauen und 14 Prozent der Männer in zu hohen Dosen. Dabei könne Vitamin E in sehr großen Mengen sogar früher zum Tod führen. „Allerdings erreichte kaum einer der Probanden entsprechend hohe Mengen“, sagt Thorand. Doch die Studie zeigt noch einen spannenden Aspekt.
Insgesamt schwört gut ein Drittel der Männer über 64 Jahren auf Nahrungsergänzungsmittel. Bei den Frauen ist es sogar mehr als die Hälfte: 54 Prozent gaben an, regelmäßig zu den Präparaten zu greifen. Neben Magnesium ist bei ihnen vor allem Vitamin D beliebt, das der Körper im höheren Alter nicht mehr so leicht selbst produzieren kann.
Seniorinnen nehmen gerne Vitamine und Mineralstoffe
Der Trend, dass besonders weibliche Senioren zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe zu sich nehmen, bestätigt sich Barbara Thorand zufolge auch in anderen Studien: „Man könnte also vermuten, dass Frauen gesundheitsbewusster leben als Männer.“ Menschen mit höherer Bildung greifen außerdem öfter zu den Präparaten als weniger gebildete – genauso wie frühere Raucher übrigens. Wahrscheinlich würden Ex-Raucher wieder gutmachen wollen, dass sie ihrem Körper zuvor mit dem Qualmen geschadet hatten, vermutet Thorand.
Grundsätzlich nehmen die Deutschen ihrer Aussage nach mit zunehmendem Alter auch mehr Ergänzungsmittel. Das ist nur logisch: „Im Alter hat der Körper weniger Energiebedarf. Deshalb isst man weniger und nimmt weniger Vitamine und Mineralstoffe auf.“ Zum Teil seien die Zusatzmittel deshalb sogar von Ärzten empfohlen.
Werbung kurbelt den Verkauf an
Die Forscherinnen gehen aber davon aus, dass auch die Werbung viele Menschen zum Kauf animiert. Dagegen sei nichts einzuwenden, stellt Thorand klar. „Es darf aber nicht so sein, dass Supplemente ein Ersatz für eine gesunde Ernährung sind.“ Ein ausgewogener Speiseplan sollte auch bei Senioren an erster Stelle stehen. Doch die Ernährung ist nicht alles: Vitamin D etwa ist in der Haut enthalten und entsteht im Körper nur, wenn man sich regelmäßig im Freien und an der Sonne aufhält. „Viele ältere Leute gehen allerdings nur noch selten nach draußen, sodass die Vitamin-D-Versorgung oft unzureichend ist.“ Nahrungsergänzungsmittel könnten dann helfen – in wohldosierten Mengen, versteht sich.
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