Wie lebt und arbeitet es sich direkt neben dem Oktoberfest?
Vorfreude auf die Wiesn oder bloß weg? Wer direkt neben der Theresienwiese wohnt oder sein Büro hat, hat schon einiges erlebt. Von leeren Straßen und Gästen im Vorgarten.
Wenn die Pferde mit den Bierfässern zum Auftakt der Wiesn vor ihrem Fenster vorbeifahren und sie das "Klick-Klick-Klick" der Hufe auf der Straße hört, ist das ein echter Heimatmoment für Simone Fleischmann. "Ich bin einfach ein Münchner Kindl und liebe diese Zeit", kommt sie am Telefon ins Schwärmen. Fleischmann ist Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), der seinen Sitz in einer Villa am Bavariaring hat – und damit direkt an der Theresienwiese.
Zweieinhalb Wochen im Jahr arbeiten Fleischmann und ihr Team in unmittelbarer Nachbarschaft zum Oktoberfest. Für sie macht diese Lage ihre Arbeitsstätte noch attraktiver, für andere nicht. "Es gibt schon einige Kolleginnen, die sich in der Wiesn-Zeit frei nehmen, weil sie so nicht U-Bahn fahren möchten", erzählt Fleischmann. Anderen sei die Anreise mit dem Auto in der Zeit kaum möglich. Fleischmann selbst gibt zu, dass sie das Ganze schon "ganz stark durch die Brezn-Brille" sieht.
Wiesn-Zeit: Das ist Oktoberfest-Geruch – aber auch grenzwertige Begegnungen
Sie freue sich, so viele Menschen zu treffen, mache ihre Fenster immer weit auf, um den Geruch des Oktoberfests einzuatmen, aber es komme schon auch immer wieder zu grenzwertigen und schrägen Begegnungen während der Wiesn-Wochen. Obwohl sie nachts alle Eingänge schließen, versuchten Menschen, im Vorgarten der Villa zu übernachten. Jedes Jahr gelinge das trotz allen Vorkehrungen immer einer Handvoll, die wohl meist über die Zäune kletterten.
"Die Straßen sind dann teilweise so wunderschön leer"
Der Chef einer Münchner Agentur, der anonym bleiben möchte, hat solche Erfahrungen bisher nicht gemacht. "Es verirrt sich eigentlich kaum jemand hierher", erzählt er. Ein paar Häuser vom BLLV entfernt liegen seine Büroräume, direkt am Bavariaring. Auch privat wohnt er um die Ecke. Normalerweise funktioniere es gut, dass die Menschenmassen von den U-Bahnen direkt zur Theresienwiese strömen – und später auch wieder zurück.
Für ihn ein weiterer Pluspunkt: Während der Wiesn darf auf dem Bavariaring kein Auto fahren. "Die Straßen sind dann teilweise so wunderschön leer, wir genießen das als Anwohnende", sagt er. Er selbst geht gern auf die Wiesn und habe bisher nur harmlose Erfahrungen gemacht. "Bestimmt ist da mal wer, der grölt oder laut singt." Trotzdem sieht er dem Oktoberfest-Spektakel gelassen entgegen. Er kenne aber auch Leute, die das anders sehen. In seinem Wohnkomplex habe die Hausverwaltung für die Zeit Security eingestellt, damit es gar nicht dazu kommen könne, dass Leute dort spontan übernachten.
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Als Student habe ich in Erlangen in der Nähe der Bergkirchweih gewohnt. Das war, sogar einige Häuserblocke weg, eine sehr schlimme Zeit. Da konnte man kaum schlafen, weil das Gegröhle bis um 3 Uhr weiterging. Ab dem 2. Tag lag überall Unrat herum. Autos wurden beschädigt und Vorgärten verwüstet.
Viele der Anwohner waren während dieser Zeit im Urlaub - nicht auf der Kerwa.
Später hat mich zweimal das Oktoberfest erwischt. Ich musste um die Zeit, ab 6 Uhr, oder so, weit weg vom eigentlichen 'Fest', vom Flughafen in München zu einem Bahnhof an der Donautalbahn fahren.
Vollgekotzte Züge, unbenutzbare Toiletten, Pöbeleien gegenüber Fahrgästen und Bahnpersonal, Verspätungen wegen Vandalismus...
Seitdem fliege ich nicht mehr um die Zeit über München.
Wie können Menschen sich so tierisch benehmen? ... und das als Vergnügen in Erinnerung behalten.
"Wie können Menschen sich so tierisch benehmen?"
Kein Tier würde sich so benehmen.
Wir sind doch auch Tiere? Oder stimmt das nicht mehr?