Nach Dialern kommt Handypayment
Frankfurt/Main/ Augsburg (dpa/gms) - Internetnutzer sollten es sich dreimal überlegen, ob sie ihre Handynummer im Netz preisgeben. Denn dubiose Anbieter gehen zunehmend dazu über, die Kosten für ihre Dienste über die Mobilfunkrechnung einzutreiben. "Handypayment ist das Nachfolgemodell der berüchtigten Dialer", sagt Sascha Borowski aus Augsburg, Betreiber der Internetseite dialerschutz.de und Redakteur unserer Zeitung.
Frankfurt/Main/Augsburg (dpa/gms) - Internetnutzer sollten es sich dreimal überlegen, ob sie ihre Handynummer im Netz preisgeben. Denn dubiose Anbieter gehen zunehmend dazu über, die Kosten für ihre Dienste über die Mobilfunkrechnung einzutreiben. "Handypayment ist das Nachfolgemodell der berüchtigten Dialer", sagt Sascha Borowski aus Augsburg, Betreiber der Internetseite dialerschutz.de und Redakteur unserer Zeitung.
Zweifelhafte Offerten gibt es laut Borowski vor allem auf Seiten, die sich an Kinder und Jugendliche wenden und zum Beispiel virtuelle Hausaufgabenhilfe anbieten. Aber auch Horoskope und Intelligenztests im Netz würden oft über kostspielige Abos abgerechnet. Das ARD- Wirtschaftsmagazin "Plusminus" berichtete in seiner jüngsten Ausgabe am Dienstag, dass die Seiten "hausaufgaben.de", "schuldino.de" und "malvorlagen.de" mit kostspieligen Handy-Bezahlsystem arbeiten: Der Nutzer gibt im Netz seine Nummer ein, erhält per SMS einen PIN-Code und gibt diesen am Rechner wieder ein, um an die Inhalte zu kommen.
Dass die Kunden damit ein Abo über 9,98 Euro pro Tag abschließen und die Kosten mit der Handyrechnung begleichen sollen, ist ihnen häufig nicht klar. "Eine Preisangabe ist zwar vorhanden, aber nur versteckt", so die "Plusminus"-Redaktion. Die drei Internetseiten sind seit gestern für Neukunden gesperrt. "Da hat der Anbieter wohl die Reißleine gezogen", urteilt Sven Herold, Autor des Beitrages.
Doch teure Internetdienste, die per Handy abrechnen, gibt es auch unter anderen Adressen. "Wir beobachten das sehr aufmerksam", sagt Manfred Küster, Sprecher der Bundesnetzagentur in Bonn, ehemals Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post. Die Agentur hatte Mitte Juni die Missbrauchsmöglichkeiten von teuren Dialern spürbar eingedämmt. "Die Dialerbetreiber suchen jetzt andere Möglichkeiten des Inkassos".
"Die Technik an sich ist überhaupt nicht verwerflich", betont Sascha Borowski von Dialerschutz.de. Handypayment sei vielmehr ein Zahlungsmittel der Zukunft - allerdings nur für kleinere Beträge. "Das klassische Beispiel ist der Parkautomat, in den ich zur Geldabbuchung meine Handynummer eingebe". Doch bei den teuersten Anbietern können Abo-Gebühren von bis zu 300 Euro im Monat auflaufen. Dies merkt der Verbraucher unter Umständen erst, wenn sein Mobilfunkanbieter ihm die monatliche Rechnung schickt.
Wer der Mobilfunkfirma eine Einzugsermächtigung erteilt hat, ist allerdings weniger schlecht gestellt als gemeinhin angenommen, sagt Hans Flume, Jurist bei der Verbraucherzentrale Hamburg. "Sie haben mindestens einen guten Monat Zeit, die Rechnung zu prüfen und bei Bedarf zur Bank zu gehen und zu sagen: Bitte bucht das zurück". Die Bank sei verpflichtet, dem Wunsch nachzukommen. "Dann werden die Uhren auf Null gestellt."
Zwar ist eigentlich der Betreiber der Internetseite für das unseriöse Geschehen verantwortlich. Doch hat sich Flume zufolge in der Vergangenheit im Falle von Rechnungen dubioser Dialer regelmäßig der Mobilfunkanbieter an die Kunden gewandt und das Geld gefordert. Diesen Schritt könnten Verbraucher erst einmal abwarten. Nach Einschätzung des Juristen haben sie sogar gute Chancen, Recht zu bekommen, wenn eine Klage eintrifft: "Wenn sich dem normalen Menschenverstand aufdrängt, dass es sich hier um Abzocke handelt, ist das in der Regel auch rechtlich durchsetzbar."
So sehe das Bürgerliche Gesetzbuch beispielsweise vor, dass Leistung und Gegenleistung in einem vernünftigen Verhältnis stehen müssen. Das sei bei einem Internetdienst, der Hilfe bei der Vornamensuche anbietet und dafür mit der Handyrechnung horrende Kosten einfordert, nicht gegeben. Wer sich auf einen Rechtsstreit einlässt, brauche allerdings Geduld und Leidensfähigkeit. "Unter Umständen kann es auch dazu führen, dass man sich einen neuen Handyanbieter suchen muss".
T-Mobile immerhin hat bereits reagiert: Das Unternehmen hat im Zuge der "Plusminus"-Recherchen veranlasst, dass die Angebote, die als unseriös aufgefallen sind, für T-Mobile-Kunden gesperrt werden. "Wenn Kindern und Jugendlichen Abos aufgedrängt werden, keine Preistransparenz gegeben ist und an der Seriosität des Unternehmens gezweifelt werden muss, sind wir das unseren Kunden schuldig", sagt Marion Kessing von T-Mobile in Bonn.
Laut Küster prüft derzeit zudem die Bundesnetzagentur, mit welchen rechtlichen Schritten den unseriösen Anbietern das Geldverdienen schwer gemacht werden könnte. So lange die Verbraucher noch weitgehend auf sich selbst gestellt sind, rät er vor allen Dingen die unerfahrensten Nutzer aufzuklären: "Eltern sollten ihren Kindern sagen, dass sie Handynummern nicht ohne Rücksprache mit den Eltern im Netz eingeben sollen."
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