Mitten in Lutzingen entsteht ein besonderer Ort zum Wohlfühlen
Einst standen Kühe und Schweine dort im Stall, nun wird aus dem ehemaligen Bauernhof eine Oase. Und für den Naturhof von Familie Schön gibt es nun auch Fördermittel.
Ein riesiges Loch, mittendrin steht eine große Maschine, eine Leiter lehnt an der Wand, ein Styroporklotz dient als Treppe und jede Menge Holzlatten sind zu sehen. Dann wird gehämmert und gebohrt, es ist laut. Mehr Baustelle geht nicht. Kaum vorstellbar, dass in wenigen Monaten genau hier schon ein Ort zum Wohlfühlen entstehen soll. Doch genau das sind die Pläne von Familie Schön aus Lutzingen.
Und dort, wo vor vielen Jahren einst Kühe und Schweine gehalten worden sind, will das Ehepaar einen Treffpunkt zur Begegnung und Erholung schaffen. Ein gigantisches Projekt mit dem Namen "Naturhof Lutzingen" - und eines, das gefördert wird. 200.000 Euro Leader-Mittel sind zu erwarten, je zur Hälfte von der EU und dem Freistaat Bayern. "Wir freuen uns sehr über diese Förderung und man muss ehrlich sagen: Ohne die wäre es so in dieser Form nicht möglich", sagt Sonja Schön bei der offiziellen Bescheid-Übergabe am Donnerstag. Denn die Schöns haben Großes vor.
Auch Tiny-Häuser kommen nach Lutzingen
Im November 2021 haben Sonja und Tobias Schön das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen mitten im Ortskern von Lutzingen erworben. Es wird komplett umgebaut und neu gestaltet. Konkret beabsichtigt die Familie, zu der auch die Kinder Jonas und Magdalena gehören, alles grundlegend zu sanieren und anzubauen. Drei Wohnungen, ein Aufenthaltsraum, eine Praxis für Gesundheitsberatung, ein Hofladen, eine Kräutergartenanlage sowie Stationen für E-Autos und Fahrräder sollen entstehen. Auch sogenannte Tiny-Häuser für Feriengäste kommen hinzu.
Zum Verkauf stehen regionale Produkte, Geschenkartikel, Kräuter, Tee oder auch Wellnessprodukte aus der Natur. Die Liste ist noch länger, die Schöns sprühen vor Ideen. Rund eine Million Euro Kosten sind veranschlagt. "Wir wohnen keine 50 Meter vom künftigen Naturhof weg. Wir wollten bewusst im Ortskern etwas umgestalten und so auch das alte Gebäude aufwerten", erklärt der 39-jährige Tobias Schön, der im Hauptberuf eigentlich Außendienstler ist, aber als Bautechniker und Zimmerer und mit seinem Planungsbüro zusätzlich aktiv ist.
Klimaschutz und Natur in der Region fördern
Für Leo Schrell, Vorsitzender von Donautal-Aktiv, ein Vorzeigeprojekt, das "hoffentlich den Impuls für weitere Projekte" gibt. Er erklärt, dass die Beantragung von Leader-Fördermitteln überhaupt nur deshalb möglich war und ist, weil der Landkreis Dillingen gemeinsam mit dem Landkreis Günzburg als Leader-Region anerkannt ist. Voraussetzung dafür ist unter anderem die Erstellung einer lokalen Entwicklungsstrategie. Schrell nennt drei darin enthaltene, wichtige Ziele: Gut und gerne zwischen den Metropolen leben, Klima- und Naturschutz fördern sowie die Innenentwicklung vorantreiben. "Das alles passiert mit dem Naturhof Schön. Danke für diese Initiative, wir als Donautal-Aktiv begleiten dieses Projekt gerne und unterstützen, wo wir können", so Schrell.
Das betont auch Lutzingens Bürgermeister Christian Weber, der den Hut vor dem Mut, dem guten Konzept und dem großen Engagement von Familie Schön zieht, wie er sagt: "Da entsteht etwas ganz Besonderes in unserem Ort." Die Gemeinde wolle im Schulterschluss helfen, wo sie könne, denn: "So schaut Innenentwicklung aus." Lutzingen beteiligt sich unter anderem beim Netzwerk "Leben und Wohnen auf dem Land" - ein Thema, bei dem das Team Regionalentwicklung von Donautal-Aktiv seit 2021 versucht, gemeinsam mit insgesamt 16 Kommunen, alles rund um Innenentwicklung auf dem Land voranzubringen. Die Schöns aus Lutzingen machen vor, wie es gehen kann.
Wie sich die Landwirtschaft verändert hat
Alles Gründe, warum die Fördermittel in Höhe von 200.000 Euro zugesichert worden sind. Bei der Bescheid-Übergabe betont Erich Herreiner, als Vertreter der Leader-Förderstelle: "Es freut uns besonders, wenn wir eine Unternehmerfamilie unterstützen können. Unser Ansatz ist: Heimat gestalten und der Region dienen. Was hier in Lutzingen entsteht, ist beispielhaft dafür." Dadurch werde die Entwicklung des ländlichen Raumes gestärkt.
Für Dr. Reinhard Bader, Leiter Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Wertingen-Nördlingen, zeige das Projekt Naturhof einerseits den Wandel in Dörfern hinsichtlich zukunftsfähiger Landwirtschaft und damit verbundenen Standortansprüchen. Anderseits dann in der Folge, die Herausforderung von Kommunen, die Ortskerne trotzdem weiter am Leben zu halten. Bader: "Wir wollen ja keine Museen im Ort." Deshalb sei er froh und dankbar, dass dieses Projekt von Familie Schön entsteht und auch gefördert werde.
Und wenn es nach Sonja Schön geht, dann kann schon Ende dieses Jahres alles fertig sind. Gebaut und saniert wird unter anderem mit Naturmaterialien wie Mondphasenholz, was zur Folge hat, "dass alles schnell gehen kann", sagt die 40-Jährige, die unter anderem mit ihrer Gesundheitspraxis durchstarten will. "Die Region hat so viel zu bieten. Es ist eigentlich alles da, man muss es nur nutzen." Ganz nach dem Motto: "Der Naturhof Lutzingen im Landkreis Dillingen bringt regionale Vielfalt an einem Ort zusammen".
Die Diskussion ist geschlossen.