Dillinger Soldaten zweifeln nicht am Sinn der Auslandseinsätze
Zahlreich waren die Interessierten zum dritten "Großen Stammtisch" der Fernmelder in die Dillinger Luitpold-Kaserne gekommen. Oberst Georg Schrenk konnte auch Oberbürgermeister Hans-Jürgen Weigl und einige Stadträte begrüßen. Die drei Vortragenden, Hauptmann Ulrich Gaul, Oberfeldwebel Oliver Garron und Hauptfeldwebel Hans-Jörg Sauter, schilderten ihre Eindrücke aus den Einsatzgebieten Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Afghanistan.
Von Judith Weiler, Dillingen
Zahlreich waren die Interessierten zum dritten "Großen Stammtisch" der Fernmelder am Mittwochabend in die Dillinger Luitpold-Kaserne gekommen. Oberst Georg Schrenk konnte auch Oberbürgermeister Hans-Jürgen Weigl und einige Stadträte begrüßen. Die drei Vortragenden, Hauptmann Ulrich Gaul, Oberfeldwebel Oliver Garron und Hauptfeldwebel Hans-Jörg Sauter, schilderten ihre Eindrücke aus den Einsatzgebieten Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Afghanistan.
Den Anfang machte Hauptmann Ulrich Gaul, der bereits mehrere Auslandseinsätze hinter sich hat und sich dieses Jahr als stellvertretender Kompaniechef in Mostar in Bosnien-Herzegowina im ehemaligen Jugoslawien aufhielt. Bereits seit zwölf Jahren befinden sich Truppen der Bundeswehr in diesem Gebiet, das mit 1000 Kilometer nur etwa eine "Tagestour" von Deutschland entfernt liege. Gaul: "Das Land ist mittlerweile in sich selbst stabil."
Nach wie vor gebe es hin und wieder Unruhen unter den drei ethnischen Gruppen Bosniaken (muslimisch), Kroaten (katholisch) und Serben (orthodox). Der Großteil der Bevölkerung sei jedoch gewillt, friedlich miteinander auszukommen, so der 46-jährige Hauptmann. Dennoch werde der Wert eines Menschenlebens noch "anders gesehen als bei uns". Das Land lebe hauptsächlich vom Tourismus. Probleme stellten dabei jedoch zum Teil immer noch verminte Gebiete sowie herumliegender Müll dar.
Ulrich Gaul war in einem multinationalen Task mit französischen, italienischen und spanischen Soldaten auf einem ehemaligen Flugplatz untergebracht. Herausforderungen seien dabei besonders die Verständigung und nationale Eigenheiten gewesen. Die Aufgaben der rund 170-köpfigen Bundeswehreinheit vor Ort waren regelmäßige Patrouillen und Waffeneinsammeln. Zwischenfälle habe es keine gegeben.
Als nächster ergriff Oberfeldwebel Garron das Wort. Sein Einsatzort war bis März diesen Jahres Pristina im internationalen Hauptquartier im Kosovo. Dort war er hauptsächlich zuständig für die Wartung, Entstörung und Überwachung von Kommunikationsnetzen, was sich oftmals als Herausforderung entpuppte, da fast überall ein regelrechter Kabelsalat herrschte. Eine weiter Aufgabe sei die Ausbildung von Meldesoldaten gewesen.
Die meiste Zeit habe es keine Unruhen gegeben. Ein Handgranatenattentat auf ein chinesisches Restaurant sowie einige gewalttätige Demonstrationen hat Garron jedoch miterlebt. Um den Anblick von Toten und Verletzten kam er nicht herum. Nach einer Demonstration beispielsweise mussten einmal einige Schwerverletzte von der überfüllten Uniklinik in Pristina in den Sanitätsbereich der Bundeswehr transportiert werden. Das Bild, das sich dem 25-jährigen Hauptfeldwebel in der Klinik bot, sei erschreckend gewesen, erzählt er. "42 Menschen lagen in einem Raum, zum Teil blutverschmiert. Einige wurden beatmet."
Um die Patienten ausreichend zu versorgen, fehlten die Mittel, so Garron. "Was es auch gab, waren immer wieder illegale Checkpoints." Kriminelle Organisationen versuchten so illegal Wegezoll von der Zivilbevölkerung einzutreiben.
Die meisten im Ausland eingesetzten Bundeswehrsoldaten befänden sich in Afghanistan, das erwähnte Oberst Georg Schrenk bei der Begrüßung. Hauptfeldwebel Hans-Jörg Sauter war im vorigen Jahr in Kabul und berichtete von einer damals bereits instabilen Sicherheitslage. Als dortiger Truppführer sei er oft Patrouille gefahren, außerdem war er zuständig für die Administration der Kommunikationsnetzwerke. Damals sei die Zivilbevölkerung den Nato-Soldaten noch wohlgesonnen gewesen.
Durchschnittlich 23 Raketenüberflüge zählte der 35-jährige Hauptfeldwebel pro Tag. Meist seien Zeitzünder angewendet worden, die nachts gesetzt worden waren, so dass die Hubschrauber die Verantwortlichen nicht entdecken konnten. Die Lage in Kabul sei zu seiner Einsatzzeit ruhiger gewesen als heute. In Deutschland berichteten die Medien nur dürftig über den Krisenherd, bemängelte Sauter. In der anschließenden Diskussion, die OB Weigl anregte, erklärten alle drei Vortragenden, dass sie die Auslandseinsätze der Bundeswehr als sinnvoll betrachteten.
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