30 Mark in der Tasche für ein neues Leben
Einen Tag vor dem Fall der Mauer floh das Ehepaar Ullrich 1989 in den Westen - nach Schwaben. Ein Rückblick zum Tag der Deutschen Einheit.
Im Rückblick, sagt Gabi Ullrich, die seit 24 Jahren mit ihrem Mann das Sportheim des TV Gundelfingen führt, sei es schon eine Nacht- und Nebelaktion gewesen. Es war der 8. November 1989, als sie gemeinsam mit ihrem Mann und Tochter Susann im Trabant in ein neues Leben aufbrach. Über Tschechien fuhren sie nach Bayern. Im Gepäck nur zwei Taschen mit Kleidern und 30 D-Mark Startkapital. Fotos, persönliche Gegenstände, all das ließen sie in der DDR zurück.
Vereinsmitglieder trugen Hausstand zusammen
Ebenso wie ihre Familien. Schwer sei der Abschied gewesen. Schließlich habe niemand gewusst, ob und wann man sich wiedersehen würde. Denn am 8. November, da war die innerdeutsche Grenze noch dicht. Als es über die Grenze gegangen sei, habe die damals fünfjährige Tochter dann gefragt, wo es denn eigentlich hingehen würde. Eine Frage, die die Ullrichs nicht beantworten konnten. „Wir konnten ihr nur sagen, dass wir nicht wieder nach Hause fahren.“ Den Fall der Mauer, den erlebte die Familie am nächsten Tag im Auffanglager in Ellwangen. Auf dem Weg zum Duschen ging die Nachricht wie ein Lauffeuer durch die Reihen. „Das war im ersten Moment unvorstellbar.“ Im Nachhinein habe es dann immer wieder einmal Frotzeleien gegeben. „Von wegen, dass wir einen ganz schönen Umweg gefahren sind“, sagt Gabi Ullrich lachend.
Schon kurze Zeit nach der Ankunft in Bayern habe sich dann die Möglichkeit ergeben, das Gundelfinger Sportheim zu übernehmen. Ein Glücksfall, wie Gabi Ullrich sagt. Ganz zu Anfang trugen die Vereinsmitglieder einen ganzen Hausstand für ihre neuen Wirtsleute zusammen. Über die Jahre habe sich zu vielen Stammgästen ein fast schon familiäres Verhältnis entwickelt, nachdem die anfängliche Sprachbarriere rund um Goiß und Radler gefallen war. Gundelfingen wurde für die Ullrichs zur Heimat. Zwei Jahre dauert es noch, dann ist Halbzeit. Dann hat das Ehepaar genauso viel Zeit im Westen wie im Osten verbracht. „Wir durften beide Seiten kennenlernen, und sie waren beide schön.“ Am Wochenende war Gabi Ullrich in ihrer alten Heimat beim Klassentreffen. Und da war sie wieder, die Sprachbarriere. „Da hat mich keiner mehr verstanden“, verrät sie.
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