Von Markus Erdt
Bäumenheim Wenn Otto Nagler vom Dezember 1949 erzählt, dann hört sich das so an, als ob er von gestern spricht. Jedes Detail, jede Randnotiz, jede Spielszene läuft dann wie ein Film mit bester Bild- und Tonqualität in seinem Kopf ab. Nur das genaue Datum ist dem knapp 82-Jährigen entfallen. Das verwundert, denn der besagte Wintertag war für ihn rückblickend fast so etwas wie ein zweiter Geburtstag. "Ich habe mich damals seit Langem wieder als Mensch gefühlt", beschreibt Nagler seine Empfindungen, als er im Fußball-Derby zwischen dem TSV Bäumenheim und dem VSC Donauwörth den Ausgleich schoss. Nach fünf Jahren Kriegsgefangenschaft in Leningrad war er erst wenige Wochen zuvor in seine Heimat Bäumenheim zurückgekehrt.
Die Schrecken und Wirren des Krieges sowie die Zeit in Russland waren noch nicht im Ansatz verarbeitet. Da war der Fußball eine gute Therapie, vor allem, um auf andere Gedanken zu kommen. Durch überzeugende Leistungen in der Reserve hatte sich Nagler für Höheres empfohlen. Auch dem damaligen Abteilungsleiter Andreas Binswanger war das Talent des 22-Jährigen nicht verborgen geblieben. Er machte sich bei Trainer Oswald Hillner für einen Einsatz stark.
Im Derby gegen den VSC Donauwörth durfte er dann in der Ersten ran. Sage und schreibe 3000 Zuschauer bevölkerten damals den Bäumenheimer Sportplatz. "Das glich einer Völkerwanderung, die Leute kamen in Scharen und wollten diese Partie sehen", sagt er. Die Stimmung war unbeschreiblich. Erst recht, als Otto Nagler den Ausgleich für den TSV zum 1:1-Endstand in dem damaligen Spiel der schwabenweit eingleisigen A-Klasse Nord (heute vergleichbar mit der Bezirksliga) erzielte. "Ich habe mich gefühlt wie ein Held", erinnert er sich. Genauso wie an seinen Gegenspieler Josef Egger vom VSC. "Wir haben uns zuerst zerhackt und nach dem Spiel zusammen gefeiert", beschreibt er den damals üblichen kameradschaftlichen Umgang.
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