
Züchter aus Staudheim muss wegen Tierseuche bis zu 4000 Fische töten

Plus Eine in der Region eher selten auftretende Tierseuche vernichtet den Bestand eines Staudheimer Forellenzüchters. Er selbst hatte den Befall gemeldet.

Es ist eine Tierseuche, die bisher wohl kaum jemand in der Region kennen dürfte: Die sogenannte Infektiöse Hämatopoetische Nekrose oder kurz IHN. Im Donau-Rieser Veterinäramt wurde in den vergangenen zehn Jahren kein Fall dieser Krankheit bei Fischen gemeldet. Doch nun hat ein Fischzüchter aus Staudheim die typischen Merkmale dieser Seuche an seinen Fischen festgestellt und auch wie vorgeschrieben gemeldet. Die Folge: Er muss den gesamten Bestand seiner Tiere töten und einen Teil auch vernichten.
3000 bis 4000 Forellen, Saiblinge und Karpfen muss der Staudheimer Betrieb nun töten. Nicht alle müssen auch vernichtet werden, wie das Veterinäramt Donau-Ries auf Nachfrage erklärt: "Da der Erreger für Menschen und andere Tierarten ungefährlich ist, können Fische ohne Krankheitsanzeichen geschlachtet und verzehrt werden", heißt es aus dem Amt. Der wirtschaftliche Schaden für die Fischzucht sei für das Amt nicht abschätzbar. Für den Züchter selbst wird es wohl nicht nur finanziell eine Belastung sein, seinen Fischbestand ungeplant und komplett abzufischen.
Meist sind die gekauften Forellen bereits mit dem IHN-Virus infiziert
IHN - diese drei Buchstaben stehen für Infektiöse Hämatopoetische Nekrose (IHN). Sie ist in der gewerblichen Fischhaltung eine der ökonomisch bedeutsamsten Virusinfektionen, weil sie den größten Schaden anrichtet. Das IHN-Virus trifft vor allem Salmoniden, also Forellen oder Saiblinge. Aber ist das Virus erst einmal im Teich, ist es auch für andere Fischarten gefährlich. Karpfen oder Hechte kann es ebenfalls treffen. In dem jetzt getroffenen Betrieb werden unter anderem auch Karpfen gezüchtet. Das Virus überträgt sich direkt von Fisch zu Fisch aber auch über den Menschen oder Geräte, die zur Fischzucht verwendet werden. Das Institut für Infektionsmedizin in Greifswald berichtet, dass meistens im Handel zugekaufte Fische das Virus in die Teiche bringt.
Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, hat das Landratsamt ein Sperrgebiet eingerichtet, in dem nun Fischzuchtteiche nur mit vorheriger Genehmigung mit neuen Tieren bestückt werden dürfen und an sich auf das Virus untersucht werden. Im Überwachungsgebiet ist dies nur bei Bedarf nötig. In beiden Gebieten gibt es laut Amt weitere Teiche. Dennoch wird "eine Übertragung aktuell als gering eingeschätzt". Deshalb werden auch keine weiteren, amtlichen Maßnahmen nötig sein.
Den Befall der Tiere zu erkennen, scheint unterdessen ein Leichtes. So war es auch für den betroffenen Züchter wohl augenscheinlich, dass seine Forellen und Saiblinge IHN haben. Bei eigenen Kontrollen entdeckte er somit auch den Befall seiner Tiere. Die Fische zeigen hervortretende Augen, die Haut wird dunkel. Die Leiber treiben auf, zeigen Blutungen und Ödeme.
Wie geht es im Sperrgebiet weiter?
Sobald die Teiche im Ausbruchsbetrieb leer sind und diese gereinigt und desinfiziert sind, werde das Veterinäramt dies prüfen und abnehmen. Sobald das der Fall ist und keine weiteren IHN-Fälle auftreten, gilt die Seuche als erloschen. Fänden sich im Sperrgebiet weitere Verdachtsfälle, müssten auch dort weitere Tiere getötet werden und die Teiche entsprechend geleert werden.
Nach Informationen des Instituts für Infektionsmedizin wurde das Virus der IHN erstmals 1957 in Lachsen entlang der pazifischen Küste Nordamerikas nachgewiesen. Der Erreger breitete sich weiter in Kanada und den Vereinigten Staaten aus. Mit der Intensivierung der Aquakultur verursachte der Erreger inzwischen auch erhebliche Verluste in Populationen der Süßwasserfische. 1976 wurde das Virus erstmals in Japan isoliert. Wenige Jahre später erschienen Berichte über das Auftreten der IHN in weiteren asiatischen Ländern (Taiwan, China und Korea) sowie den europäischen Staaten Frankreich, Italien, Schweiz und Belgien. Das Virus wurde 1992 erstmals in Deutschland nachgewiesen.
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