
Friedberg
Ist die Radlstadt Friedberg doch besser als ihr Ruf?

Plus Wie der Friedberger ÖPNV-Beauftragte Manfred Schnell die Situation beurteilt. Und wo nach seiner Einschätzung die Situation dringend verbessert werden muss.
Friedberg ist fahrradfreundlicher, als es sein Ruf vermuten lässt. Diese Auffassung vertritt der Beauftragte des Stadtrats für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV), Manfred Schnell.
„Das Fahrrad ist für Zweckfahrten, Einkäufe im Zentrum und auch für Fahrten nach Augsburg für unsere Familie seit Jahrzehnten ideal“, sagt Schnell. Mit dem Rad komme man sehr schnell und direkt ans Ziel und es gibt viele ampelfreie Verbindungen, wenn man sie kennt. Und damit verbindet Schnell seine Kritik:
Die schnellste und sicherste Verbindung von Friedberg nach Augsburg
Der schnellste, sicherste und auch schönste Weg von Friedberg Richtung Augsburg führe für die meisten Radfahrer parallel zum Steirer Berg über die Metzstraße und Hochzoll-Süd weiter zur Lechbrücke. „Diese sehr schnelle, ampelfreie und attraktive Route für Radfahrer wird vielfach genutzt, ist aber für Neulinge kaum erkennbar, da sie nicht explizit beschildert ist“, bedauert der ÖPNV-Experte.

Die Lösung wäre aus seiner Sicht eine konsequente Wegweisung mit Ziel Augsburg und in umgekehrter Richtung mit Ziel Friedberg-Zentrum entlang dem Bahndamm. Schnell rechnet vor: Mit dem Fahrrad dauert die Fahrt vom Bahnhof in Friedberg zum Roten Tor in Augsburg durchgängig nur 20 bis 25 Minuten, mit dem Pkw 20 bis 25 Minuten plus Parkplatzsuche, mit dem Zug und zu Fuß zwölf Minuten, mit Bus und Straßenbahn dauert es 25 Minuten. „Das Fahrrad ist also für die Fahrt nach Augsburg eine höchst attraktive und schnelle Alternative“, stellt er fest.
Gefahrenstelle am Ausgang des Friedberger Friedhofs
Ein sehr beliebter Radweg zwischen Friedberg-Zentrum und Friedberg-Ost führt an der Nordseite des Friedhofs bei Herrgottsruh vorbei. Am Nordausgang des Friedhofs (parallel Sportplatz des Gymnasiums) befindet sich eine gefährliche 90-Grad-Abbiegung des kombinierten Rad- und Fußwegs.
„Diese Stelle ist auf der Seite des Sportplatzes ziemlich zugewachsen und unübersichtlich: Der von Norden Richtung Friedhof kommende Gegenverkehr und die Fußgänger sind für die aus Westen kommenden Radfahrer und Fußgänger praktisch nicht einsehbar. Es kommt regelmäßig zu durchaus gefährlichen Situationen dort, auch bei moderater Fahrweise“, beobachtet er.
Missverständliche Beschilderung aus Richtung Wulfertshausen
Die Wegweisung für die Radfahrer aus Richtung Innenstadt über die Konradinstraße Richtung Wulfertshausen ist nach Schnells Einschätzung missverständlich und zum Teil mehrdeutig. „Neue und alte Schilder wechseln sich ab, die Routenführung ist hier sehr verwinkelt und nur für Insider nachvollziehbar“, kritisiert er. Aufgrund der vielen Abbiegungen sei diese Route nicht besonders attraktiv und nur eine Notlösung.

In der Ludwigstraße sammeln sich viele Radfahrer im Zuge von Einkaufsfahrten. „Je mehr Pkw dort im Halteverbot stehen, desto schwieriger wird es für Fußgänger, Radfahrer und auch die dort fahrenden Busse“, so Schnell. Die Situation sei seit der konsequenten Verkehrsüberwachung zwar besser geworden, aber noch nicht optimal, da die Kontrolleure nicht überall und ständig an den Brennpunkten sein können. Eventuell käme eine Entspannung, wenn der Durchfahrtsverkehr eingeschränkt würde, zumindest zu den Hauptgeschäftszeiten.
„Die Situation wird aber schwierig bleiben und ist möglicherweise mit einfachen Mitteln nicht lösbar, da ja nach mehrheitlicher Meinung in Friedberg der Pkw-Verkehr in der Ludwigstraße bewusst nicht verringert oder ausgegrenzt werden soll“, lautet sein Fazit.
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