Konservendose statt Staatsanleihe
Wirtschaftsprofessor hält Vortrag vor Friedbergern. Dialog zwischen Kapital und Menschlichkeit
Brandaktuell sind die Themen, über die Gerald Mann referierte: die Eurorettung, Entwicklungen in armen Ländern und auch gefährliche Tendenzen in unserer Gesellschaft. Betroffen ist davon jeder Einzelne, denn auf die Veränderungen im Finanzsektor müssen sich alle Bürger einstellen. Neben dem theoretischen Vortrag gab der Wirtschaftsprofessor auch praktische Tipps. Die Zuhörer im Friedberger Jedermann’s nutzten die Möglichkeit zum Dialog und betonten, wie wichtig es sei, die Zwischenmenschlichkeit nicht zu vergessen. Organisiert wurde der Vortrag von der Friedberger Ortsgruppe der SPD. In Zukunft sind weitere Vorträge geplant, zu denen jeder Bürger eingeladen ist. Als „Trio Eurofernale“ bezeichnet Gerald Mann die Politik, die Europäische Zentralbank und die Banken. Diese bilden seiner Meinung nach ein Kartell, das nach den Ersparnissen der Bürger greift: „Die politischen Ziele der Euroländer vertragen sich kaum mit den wirtschaftlichen Entwicklungen. Dem Sparer und Steuerzahler kann bei diesem Konflikt am leichtesten der schwarze Peter zugeschoben werden.“ Zudem sieht er das Projekt Europa insgesamt gefährdet: „Überschussländer fühlen sich ausgenutzt, Defizitländer bevormundet und extremistische Kräfte gewinnen in der Politik an Kraft“, sagte Mann. Während der Vortrag den Fokus auf die Volkswirtschaft legte, setzten die Zuhörer mit zahlreichen Anmerkungen auf Menschlichkeit. „Immer mehr Leute bei uns machen sich kaputt, weil sie in kurzer Zeit unglaublich viel Arbeit leisten müssen. Auch wenn die Arbeitszeiten abnehmen, ist die Arbeitsdichte rapide gewachsen“, sagte Margit Hummel. Diese Beobachtung konnte auch Gerald Mann untermauern: „Tatsächlich haben Betriebe viel daran gesetzt, die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern.“
Auch das aktuell niedrige Zinsniveau wird von Finanzexperten kritisch beobachtet. Unter diesem leiden laut Mann vor allem die schlechter verdienenden Bevölkerungsschichten: „Wer sein Geld auf einem Sparbuch lässt, wird keinen Gewinn machen. Wer hingegen die Möglichkeit hat, in Immobilien zu investieren, kann diese derzeit sehr günstig finanzieren.“ Als praktische Unterstützung gab er den Zuhörern Tipps, was sie mit ihrem Geld künftig anfangen können. Diese klingen aus dem Mund eines Wirtschaftstheoretikers ungewöhnlich. „Investieren Sie in Bildung und Sozialkapital. Das heißt, finanzieren Sie Ihren Kindern eine gute Ausbildung und nutzen Sie Ihr Geld, um auch Ihrem lokalen Umfeld etwas Gutes zu tun. Solche Investitionen zahlen sich immer aus“, sagte Mann. Wer zur persönlichen Vorsorge materielle Güter sammeln will, für den hat der Referent einen interessanten Rat: „In Zukunft ist es wohl sinnvoller, in Lebensmittelkonserven als in Staatsanleihen zu investieren.“ Eine Staatsanleihe bringe mit ihren niedrigen Zinsen kaum Ertrag. Wenn man die Inflation mit einberechnet, könne sogar ein Negativzins entstehen. Eine Konservendose sei zuverlässiger, denn ihr Wert bleibt bestehen, egal, wie sich die Finanzwelt entwickelt.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.