So gelangen Kinder sicher zur Schule und zurück
Am Dienstag geht der Unterricht wieder los. Viele Kinder müssen lernen, den Weg dorthin alleine zu meistern. Wenn Eltern diese paar Ratschläge beachten, klappt das sorgenfrei.
Jetzt geht sie wieder los, die Schule. Da ist es natürlich wichtig, dass das Kind sicher zu Schule und wieder nach Hause kommt. Es gibt ein paar Dinge, die Eltern tun können und Kinder wissen sollten, damit es mit dem Schulweg klappt:
Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste
Sie sollten die Kinder gut kennen. Gemeinsam mit den Eltern sollten sie den Weg in die Schule oder zur Bushaltestelle schon abgelaufen sein, und zwar am besten zu den Tageszeiten, an denen sie auch zur Schule gehen oder nach Hause kommen. Dabei gilt: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste, sagt Manfred Raubold von der Verkehrswacht Bayern. Oft lohnt sich ein Umweg, etwa weil dort eine Ampel steht oder ein Schülerlotse beim Überqueren der Straße hilft. Robert Schlotterer, Polizeihauptmann bei der Verkehrspolizei in Augsburg, sagt: „Die Kinder sollten sich nie drauf verlassen, dass sie bei Grün einfach gehen können, sondern immer noch nach links und rechts gucken, ob auch wirklich keiner kommt.“ Jedes Schulkind sollte den Weg alleine meistern können – auch wenn es Bus oder Straßenbahn fahren muss, sagt Raubold. Dann sollten die Eltern ihm beibringen, wie man sich dort verhält.
Es kommt auch darauf an, dass Kinder lernen, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten sollen. „Sie müssen etwa wissen, dass ein Bordstein ein Stoppstein ist“, sagt Polizist Schlotterer. Das heißt: Stehen bleiben, nach links, rechts und wieder nach links gucken und erst gehen, wenn kein Auto kommt. Bei Ampeln ist es besonders wichtig, dass Eltern gute Vorbilder sind. Raubold bringt ein Beispiel: Kurz vor der Schule steht eine Ampel. Begleiten Eltern ihre Kinder in den ersten Wochen zur Schule, bleiben sie natürlich bei Rot stehen. Bei Grün bringen sie das Kind zum Tor. Aber ist das Kind erst abgegeben, kann es sein, dass Mama oder Papa auf dem Rückweg schnell bei Rot über die Ampel flitzen. „Kinder sind gute Beobachter. Die sehen, was die Eltern auf dem Rückweg tun, und denken, wenn der Papa das macht, kann ich das auch“, sagt er.
Und im Bus oder der Straßenbahn?
„Da sollten Kinder beim Einsteigen und Aussteigen nicht drängeln, drinnen den Ranzen abnehmen und sich setzen, zur Not auch zu dritt auf einen Zweier-Sitz“, sagt Raubold. Sitzen ist sicherer als Stehen. Beim Aussteigen sollten sie warten, bis der Bus oder die Bahn weg ist und erst dann über die Straße gehen. „Nur dann habe ich auf beide Seiten eine freie Sicht und kann gesehen werden“, sagt er.
Wenn die Kinder zurzeit das Haus verlassen, ist es noch hell, doch in sechs Wochen ist es in der Früh schon dunkel. Dann sollten Eltern darauf achten, dass die Kinder helle Kleidung tragen. „Moderne Schulranzen reflektieren sehr gut“, sagt Schlotterer. Jüngere Kinder könnte man zudem gut überreden, reflektierende Klickbänder zu tragen. Ansonsten empfiehlt er, bei der Wahl des Winteranoraks eine grelle Farbe zu nehmen und ein Modell mit Reflektor-Streifen.
Begleitung: Die Verkehrsregeln spielerisch erklären
Die ersten Tage oder Wochen sollten Mama oder Papa beim Schulweg dabei sein und beobachten, wie sich das Kind verhält. „Wir empfehlen als Test ein Spiel“, sagt Verkehrspolizist Schlotterer. Die Eltern tun so, als kämen sie von einem anderen Planeten und kennten sich mit Verkehrsregeln nicht aus. Das Kind muss ihnen alles genau erklären. Gibt es noch Probleme, lassen diese sich so aufdecken. „Nach und nach kann man dann sagen, die letzten Meter schaffst du alleine. Und irgendwann nur noch in Stichproben kontrollieren, ob alles klappt“, sagt er.
Fällt den Eltern auf, dass etwas schiefgeht, rät er, das Kind darauf anzusprechen und zu sagen: „Ich hab dich heute gesehen. Das hast du sehr gut gemacht, aber ich habe bemerkt, dass du am Zebrastreifen noch unsicher warst, das üben wir noch mal.“ Vor Ort lässt man sich dann erklären, was das richtige Verhalten wäre, und gibt Tipps. Aber: Jedes Kind ist anders, bei manchen klappt es schneller, andere brauchen länger. Was Raubold empfehlen kann, ist, ein älteres Kind in der Nachbarschaft zu bitten, auf das eigene Kind aufzupassen. „Kinder lernen gut von anderen Kindern.“
Selbst wenn Kinder mit den Eltern schon viel Fahrrad fahren, sollten sie nie alleine zur Schule radeln, bevor sie nicht einen Fahrradführerschein haben. „Sie kennen ja Regeln für die Vorfahrt oder zum Abbiegen noch nicht“, sagt Raubold.
Besonders tückisch ist der Zebrastreifen, sagt Polizeihauptmann Schlotterer. Denn der wiegt Kinder in Sicherheit. „Aber es ist schon vorgekommen, dass das erste Fahrzeug am Zebrastreifen anhält, der Fahrer des zweiten nicht merkt, dass da ein Zebrastreifen ist, und überholt.“ Genauso vorsichtig sollten Kinder an großen Kreuzungen und in Kurven sein, sagt Raubold. Tückisch sind auch parkende Autos. Läuft ein Kind plötzlich zwischen ihnen hervor, kann es für den Autofahrer schwer werden, zu reagieren, sagt Raubold. Auf all das sollten Kinder aufmerksam gemacht werden.
Polizei appelliert an die Eltern: Kinder laufen lassen
Vergangenes Jahr wurden in Bayern 803 Kinder bei Schulwegunfällen verletzt, zeigt die Unfallstatistik. Und Schlotterer sagt: „Die meisten Kinder waren nicht zu Fuß unterwegs oder auf dem Fahrrad. Die meisten Kinder, die einen Unfall hatten, saßen im Auto ihrer Eltern.“ Generell sei es ein Problem, dass mehr Eltern ihre Kinder in die Schule fahren, statt sie laufen zu lassen. „Oft halten sie im Halteverbot und wenden direkt vor der Schule. Das ist gefährlich für die Kinder.“ Außerdem nehme der Verkehr vor Schulen zu, je mehr Eltern ihre Kindern chauffierten. Deshalb appelliert der Polizist an alle Eltern, die Kinder laufen zu lassen. „Wenn Kinder merken, sie schaffen den Weg alleine, stärkt das ihr Selbstbewusstsein. Und das wirkt in alle Lebensbereiche hinein“, sagt er.
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