Geschlossene Post-Filiale in Leipheim: Konzern war frühzeitig informiert
Bislang hat die Deutsche Post so getan, als sei sie davon überrascht worden, dass ihre Partnerfiliale in Leipheim schließt. Dokumente belegen das Gegenteil.
Es begann mit einem Schreiben am 14. Dezember vergangenen Jahres: Darin kündigte die Deutsche Post der Betreiberin ihrer Filiale in Leipheim, Anne Wolf, an, den Bereich Finanzdienstleistungen dort zum 1. Juli 2021 einzustellen. Diese antwortete, dass am 1. September 2021 ein Betreiberwechsel anstehe und voraussichtlich Thomas Rucht die Filiale übernehme. Sie bat darum, die Finanzsparte erst zu diesem Termin aufzugeben, um nicht innerhalb kürzester Zeit zwei Umstellungen zu haben. Diese und weitere Schriftstücke, die unserer Redaktion vorliegen, beweisen, dass die Post frühzeitig wusste, dass Anne Wolf die Zweigstelle in der Stadt aufgeben wollte - und nicht erst kurzfristig davon erfahren habe, wie der Konzern wiederholt erklärte.
Am 8. April wandte sich Wolf erneut an die Post. "Leider ist mein Schreiben vom 25.1.2021 Ihrerseits bis heute unbeantwortet geblieben. Telefonisch sind Sie ebenfalls seit Wochen nicht zu erreichen. Ich bitte Sie um Zusendung eines neuen Übernahmevertrags ab 1.9.2021. Der Nachfolger soll Herr Rucht, Postfiliale 532, Nersingen sein. Bitte geben Sie uns bis zum 30.4.2021 Bescheid, damit wir entsprechend planen können.
Die Post ist mehrfach über die Pläne für die Leipheimer Filiale informiert worden
Der nächste Brief datiert auf den 3. Mai. Darin schreibt Wolf dem Geschäftsbereichsleiter IT, Vertrieb Privatkunden, der Post. Telefonisch habe sie bei ihrem Kundenbetreuer angefragt, ob die Einstellung der Finanzdienstleistungen zeitgleich mit dem geplanten Betreiberwechsel möglich ist. Er habe sie gebeten, das schriftlich zu beantragen. Das habe sie getan, ohne eine Antwort zu erhalten. Man habe ihr geraten, nochmals nachzufragen und eine Frist festzusetzen - die abgelaufen sei. Sie bittet in dem Schreiben erneut um eine Auskunft. Daraufhin bekommt sie mit Schreiben vom 31. Mai die Bestätigung, dass die "Herausnahme" der Finanzdienstleistungen und die Geschäftsübergabe zeitgleich im September möglich seien.
Deutsche Post wusste über Vertragskündigung in Leipheim Bescheid
Am 30. Juli erinnert Wolf daran, dass ihr potenzieller Nachfolger noch immer keinen Vertrag habe. Sie bittet dringend um eine Antwort bis 16. August. Am 23. August schreibt sie schließlich, dass sie aus gesundheitlichen Gründen die Postfiliale am 6. September schließe, da der Betreiberwechsel nicht zustande gekommen sei. Da ist die Post schneller als sonst und bestätigt am 31. August die Kündigung. Ein Mitarbeiter werde sich mit ihr in Verbindung setzen, "um die weiteren Modalitäten bzgl. der Auflösung/Übergabe der Partner-Filiale mit Ihnen zu besprechen".
Wie aus einer anderen Information hervorgeht, hat die Deutsche Post offenbar selbst bei der Bundesnetzagentur angegeben, dass der Vertrag kurzfristig gekündigt worden sei.
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