Öffnung für Mädchen ganz oben auf der Agenda
Den Elternbeiratsvorsitzenden der Dominikus-Zimmermann-Realschule hat die erneute Diskussion positiv überrascht. Hafners Schreiben an Kultusminister Spaenle ist auf dem Weg
Günzburg Die Diskussion um die Öffnung der Günzburger Dominikus-Zimmermann-Realschule für Mädchen hat den Elternbeiratsvorsitzenden Roman Wagenknecht positiv überrascht. Das Gremium habe sich zuletzt auf die Themen Erweiterungsbau, Umbau der naturwissenschaftlichen Räume und die 40-Jahr-Feier der Günzburger Knabenrealschule konzentriert. Jetzt stehe die Öffnung der Schule für Mädchen wieder „ganz oben auf der Agenda“. Wagenknecht will diese Bitte erneut an Landrat Hubert Hafner und den Günzburger Kreistag richten. Zudem soll das bayerische Kultusministerium wieder mit der Thematik konfrontiert werden.
SPD-Kreisrat Rudolf Köppler hatte die Diskussion vor Kurzem im Schulausschuss des Günzburger Kreistags wieder ins Rollen gebracht. Er forderte Landrat Hubert Hafner auf, sich ans Ministerium zu wenden. Denn die Behörde habe in Murnau entgegen der bisherigen Praxis einen Präzedenzfall geschaffen und die Knabenrealschule für Mädchen geöffnet, obwohl es im benachbarten Schlehdorf eine private, katholische Mädchenrealschule gebe. Dies, so Köppler, müsse doch auch in Günzburg möglich sein. Hier betreibt das Schulwerk der Diözese Augsburg die Maria-Ward-Realschule für Mädchen.
Landrat Hafner hat inzwischen das Schreiben an Kultusminister Spaenle fertig, das spätestens heute von Günzburg nach München geschickt werden soll. Zum Fall Murnau gebe es unterschiedliche Darstellungen. So soll das Erzbistum München-Freising möglicherweise vor der Öffnung der Knabenrealschule zuerst die Schließung der Mädchenrealschule angekündigt haben. Hafner will die Sache klären lassen, ob das Ministerium im Fall Murnau von seiner Linie abgerückt ist, den Bestand von Privatschulen zu sichern. Der Landrat sagte: „Wir werden fragen, was wir tun müssen, damit die Öffnung der Dominikus-Zimmermann-Realschule für Mädchen Erfolg hat.“
Die Diskussion hatte einige Wellen geschlagen. Christiane Pütz, die vor Jahren eine Demo vor dem Günzburger Landratsamt für die Öffnung der Knabenrealschule mitorganisiert hatte, machte sich vehement für die Öffnung stark. Neuntklässlerinnen der Maria-Ward-Mädchenrealschule in Günzburg stellten dagegen in einem Leserbrief klar, dass sie eine moderne Schule besuchen. Wer auf eine gemischte Realschule gehen will, habe die Möglichkeit, mit dem Bus nach Burgau oder Ichenhausen zu fahren.
Elternbeiratsvorsitzender Wagenknecht möchte eine Diskussion über Für und Wider des geschlechtergetrennten Unterrichts vermeiden. Die Qualität an der Mädchen-Realschule sei sicherlich nicht schlechter oder besser als an anderen Schulen, „da diese stark von der Fachlichkeit und dem Engagement der Lehrer abhängt und nicht von einer geschlechtergetrennten Unterrichtsform“. Es sollte aber auch akzeptiert werden, dass an der staatlich geführten Dominikus-Zimmermann-Realschule der Anspruch auf einen koedukativen Unterricht legitimer Wunsch der Gesellschaft sein darf, schreibt Wagenknecht. Dieser Wunsch dürfe den Befürwortern der geschlechtergemischten Unterrichtsform nicht aufgrund einer „überholten Besitzstandswahrung“ und „wahrscheinlich auch aus wirtschaftlichen Gründen“ verwehrt werden.
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