Bei Airbag-Gewebe ist die Firma UTT spitze
Beim weltweit einzigen unabhängigen Hersteller gehen 80 Prozent in den Export. Warum der traditionsreiche Webereibetrieb in der Umgebung Gelände zugekauft hat
Steil nach oben zeigt die Richtung bei der UTT Technische Textilien GmbH & Co. KG. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich auf 243 erhöht, zu denen noch 38 im mexikanischen Zweigwerk Puebla kommen und der Konzernumsatz wurde von 59 Millionen Euro im Jahre 2014 auf 65 Millionen gesteigert. Hinzu kommen nach Angaben von Geschäftsführer Wilfried Trumpp „überproportionale Investitionen“ in Höhe von sechs Millionen Euro im Bereich Textilmaschinen und Laser-Schneidanlagen und auch mit der Auftragslage zeigt er sich „sehr zufrieden“. Damit nicht genug: Das Krumbacher Unternehmen will sich räumlich ausdehnen und hat rund 20 000 Quadratmeter Erweiterungsareal nördlich des Betriebs und östlich der Kammel gekauft.
Es handelt sich um die gesamte Fläche zwischen dem Fluss und der Robert-Steiger-Straße sowie den bestehenden Werkhallen und der Hans-Lingl-Straße. Vorgesehen sind dort einmal Fertigungs- und Lagergebäude. Trumpp schränkt jedoch ein: „Genaues gibt es noch nicht. Zuerst muss mit der Stadt ein Bebauungsplan erarbeitet werden.“ Fest stehe lediglich, dass die derzeitige Produktionsfläche für die hochwertigen High-Tec-Gewebe nicht mehr ausreicht. UTT gilt bekanntlich als einer der führenden Hersteller von technischen Textilien mit hohen Qualitätsanforderungen für sicherheitsrelevante Bereiche der Automobilindustrie und ist weltweit einziger unabhängiger Hersteller. Im Klartext sind darunter Airbags zu verstehen.
Die Anforderungen an dieses hochsensible Gewebe setzen allerdings „hochmoderne und leistungsstarke Webanlagen sowie zur Weiterverarbeitung die neuesten Laser-Schneidanlagen“ voraus. Immer mehr verlange der Kunde anstatt der bisher üblichen Rollenware perfekt auf den jeweiligen Autotyp zugeschnittene Teile, die von Fachfirmen zu Air-Bags genäht und mit anderen Details aufgerüstet, als Modul direkt an die Fließbänder der Autoindustrie gelangen. 80 Prozent der Fertigung in Krumbach erreicht inzwischen dieses technische Gewebe. Der Rest verteilt sich auf Leichtgewebe für Fallschirme, die im Sport und bei der Bundeswehr verwendet werden sowie Farbbänder für PC-Drucker. Ebenso 80 Prozent der Ware wird in alle Welt versandt – mit Ausnahme Amerika. Nord- und Südamerika beliefert das im Jahre 2011 gegründete Tochterunternehmen „UTT de Mexico Technical Textiles S.A. de C.V.“ in Puebla/Mexiko, in dem 38 Mitarbeiter aktiv sind, die einen jährlichen Umsatz von rund zehn Millionen Euro erwirtschaften, bei gleichfalls stark steigender Tendenz.
Die für den weiteren Aufschwung notwendige Erhöhung der Beschäftigten sichert sich die bereits im Jahre 1850 als Weberei Landauer gegründete Firma durch eigenen Nachwuchs. Fünf Auszubildende werden derzeit als Textilmaschinen-Führer, Elektriker oder Schlosser ausgebildet, zu denen im September vier neue kommen. Der Firmensprecher zeigt „Herz“ für einen weiteren Weg: Er bietet bereits drei jüngeren Flüchtlingen aus Pakistan und Afghanistan Arbeit und setzt sie nach ihrer Eignung für „bestimmte Tätigkeiten“ ein. Geschäftsführer Trumpp hat in diesem Zusammenhang einen Seitenhieb für seine Kollegen von den deutschen Dax-Konzernen parat: „Wir beschäftigen allein drei. Wenn aber die 30 Großunternehmen mit mehreren Millionen Mitarbeitern bisher zusammen nur 54 eingestellt haben, so kommt dies groß in den Medien.“
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