Natur und Technik im Einklang
Ökologischer Ausbau der Günz und neue Fischtreppen zwischen Deisenhausen und Waldstetten kosten drei Millionen Euro. Fünf Anlagen versorgen mehr als 3500 Haushalte mit umweltfreundlichem Strom
Oberegg Drei Millionen Euro hat die Bayerische Elektrizitätswerke GmbH (BEW) seit dem Jahr 2006 in die zwölf Kilometer Flusslauf der Günz zwischen Deisenhausen und Waldstetten in die ökologische Aufwertung investiert. Waren es am Anfang Verbesserungen der Gewässerstruktur durch die naturnahe Gestaltung der Ufer, so kam in jüngerer Zeit der Hochwasserschutz durch die teilweise Erhöhung der Dämme bei gleichzeitigem Einbau von Stahlgittern gegen den Biber hinzu. Fertig sind inzwischen auch drei neue Fischtreppen beim Einlasswehr nördlich von Deisenhausen und an den Kraftwerken Höselhurst und Waldstetten. Die beiden restlichen „Umgehungsstraßen“ für Fischarten wie Nasen, Barben und Forellen in Wattenweiler und Ellzee werden noch heuer ihrer Bestimmung übergeben.
Dreijähriges Studienprogramm über Verhalten der Fische
Verschiedene Freizeiteinrichtungen vervollständigen dieses Pilotprojekt. Erinnert sei nur an den Günzradweg, der auf weiten Abschnitten auf oder neben dem Damm verläuft, die Wanderwege rund um den Oberegger Stausee, den Informationspoint mit Pavillon nördlich Deisenhausen und die Schaffung von Wassertret- und Fischlaichmöglichkeiten an zahlreichen Niedrigwasserstellen.
Die Ingenieure der BEW sind zufrieden. In Einklang gebracht wurden die Gesichtspunkte der Energieerzeugung, des Naturschutzes, des Fischereiverbandes, des Wasserwirtschaftsamtes und Landwirtschaftsamtes sowie der angrenzenden Gemeinden. Peter Strobel, neuer Geschäftsführer der BEW, glaubt: „Wir haben unser Ziel erreicht, in Zusammenarbeit mit den Fachbehörden an der Günz aktive Strukturentwicklung unter Berücksichtigung der natürlichen Entwicklungsmöglichkeiten zu betreiben.“
Der Wasserkraftingenieur Florian Kleinschroth erinnert in diesem Zusammenhang an ein Programm in Verbindung mit der Technischen Universität München-Weihenstephan, das speziell das Verhalten der Fischarten Nase, Barbe und Äsche nach Herstellung der Durchgängigkeit kontrolliert. Es beginnt nach Fertigstellung der Fischtreppen Wattenweiler und Ellzee im Frühjahr 2012 und dauert drei Jahre. Ausgangspunkt ist für Kleinschroth der Fakt: „Für Fische und Kleinlebewesen sind Wasserkraftwerke ein unüberwindliches Hindernis.“ Die Fischtreppen an der Günz entstanden nach neuesten Erkenntnissen in Form einer bis zu 130 Meter langen Umgehungsrinne mit Querriegeln aus Beton und Naturstein, in der pro Sekunde 300 Liter Günzwasser fließen, die unterhalb des Kraftwerks wieder eingeleitet werden. Betriebsleiter Rudolf Scheer: „Damit könnten wir viel zusätzlichen Strom erzeugen.“
Die fünf Günzkraftwerke bringen es im Jahr auf etwa zwölf Millionen Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom und versorgen mehr als 3500 Haushalte. Die größte Anlage steht in Oberegg, wurde 1938 gebaut und besitzt eine Fallhöhe von 8,3 Metern. Ebenfalls noch aus den Vorkriegsjahren stammt das Kraftwerk in Waldstetten mit 4,95 Meter Fallhöhe. Beide Werke besitzen je einen Stausee, der in den Anfangsjahren nachts aufgestaut und tagsüber zur Stromgewinnung abgelassen wurde.
Dieser frühere Schwellbetrieb wird nicht mehr praktiziert. Die Günz durchfließt zwar die heutigen Naturschutzgebiete, diese sind aber zur Stromgewinnung überflüssig und damit in erster Linie Lebensraum für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten. Die drei Kraftwerke in Höselhurst, Wattenweiler und Ellzee wurden 1954/55 gebaut und besitzen Fallhöhen von 3,9, 4,0 und 5,2 Meter.
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