Hunderte Betten stehen in den Asylunterkünften leer
Der Landkreis Günzburg mietet keine neuen Quartiere für Flüchtlinge mehr an. Erste Einrichtungen werden bereits wieder aufgelöst.
Im Herbst waren kaum genügend Unterkünfte für Asylbewerber aufzutreiben, und jetzt, ein halbes Jahr später, schließt das Landratsamt Günzburg die erste Unterkunft. Weitere könnten folgen. 25 asylsuchende Männer, die bisher in Ichenhausen an der Heinrich-Sinz-Straße schräg gegenüber dem Rathaus untergebracht waren, mussten umsiedeln. Warum sich das Blatt gewendet hat, erklärt Richard Wiedemann vom Günzburger Landratsamt. Der Druck sei momentan jedenfalls raus, sagt er, „das tut auch den Mitarbeitern gut.“
Der Abteilungsleiter Kommunales und Soziales am Günzburger Landratsamt warnt aber davor, sich zurückzulehnen, denn niemand wisse momentan, wie sich „der Deal zwischen der EU und der Türkei“ auswirkt, wie es in Griechenland weitergeht und auf welchen Wegen Flüchtlinge künftig versuchen, nach Deutschland zu kommen. Tendenziell kämen im Sommer und im Frühherbst die meisten Flüchtlinge.
Seit März bewegt sich die Zahl der Asylbewerber, die dem Landkreis von der Regierung von Schwaben zugewiesen werden, laut Wiedemann pro Woche „im einstelligen Bereich“. Vor einem halben Jahr war die Situation ganz anders. Besonders gefordert war das Landratsamt, als im August wöchentlich bis zu 50 Flüchtlinge im Landkreis untergebracht und versorgt werden mussten, in einer Oktoberwoche sogar 57 Menschen, die aus ihrer Heimat geflohen waren.
Die eine oder andere Eröffnung kann sich verzögern
Jetzt leben etwas mehr als 1100 Flüchtlinge im Landkreis, und nach und nach werden etliche der Unterkünfte bezugsfertig, die der Landkreis damals angemietet hat, denn dass Hallen mit Flüchtlingen belegt werden müssen, das hatte man vermeiden wollen. Bereits angemietete Unterkünfte wolle der Landkreis „nicht dauerhaft leerstehen lassen“, sagt Wiedemann, eventuell verzögere sich aber die ein oder andere Eröffnung einer neuen Unterkunft. Bestehende Unterkünfte für Asylbewerber müssten jetzt nicht bis auf den letzten Platz belegt werden.
Zugute kommt die unerwartete Entspannung auch den Flüchtlingen, die schon als Asylbewerber anerkannt sind. Von einer „durchaus relevanten Zahl“ von „Fehlbelegern“ in den Unterkünften spricht Wiedemann, auf die das Landratsamt „keinen besonderen Druck“ ausübe. Mehr als 200 Fehlbeleger gebe es derzeit in dezentralen und Gemeinschaftsunterkünften, letztendlich nehme die derzeit „komfortable Situation“ auch Druck vom ohnehin nicht üppigen Markt an preisgünstigen Wohnungen.
Unterkunft auf PEP-Gelände steht leer
Der Landkreis mietet keine weiteren Unterkünfte an, schließlich habe man derzeit „mehrere hundert“ freie Plätze in Unterkünften, sagt Wiedemann. Konkrete Schließungen seien nicht geplant, aber „wir beobachten überall die Situation“, sagt der Abteilungsleiter. Fest stehe lediglich, dass demnächst die Asylbewerberunterkunft in Bubesheim aufgelöst wird, weil sie ohnehin nur für ein halbes Jahr angemietet worden war. Die 25 Asylbewerber, die in der Heinrich-Sinz-Straße in Ichenhausen untergebracht waren, mussten bereits umziehen. Der Mietvertrag für das Gebäude schräg gegenüber des Rathauses läuft zum Monatsende aus und wird nicht verlängert. Der Landkreis hat noch „ausreichend Plätze zur Verfügung“, sagt Wiedemann.
Weiterhin leer steht auch die Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Günzburger PEP-Gelände, die die Regierung von Schwaben dort im vergangenen Jahr eingerichtet hatte. Karl-Heinz Meyer, zuständig für die Unterkünfte bei der Regierung: „Im Moment haben wir nur in Augsburg und Donauwörth Unterkünfte belegt, alle anderen – neun an der Zahl – nicht. Aber keiner weiß, wie es morgen aussieht.“ mit rjk
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