Wohn- und Bürobauprojekt sorgt in Babenhausen für lange Diskussion
Vensol will zwei Wohnblöcke und einen neuen Firmensitz errichten. Doch nach einer Sitzung des Marktrats macht sich bei den Projektplanern Enttäuschung breit.
"Hier entstehen 18 moderne Wohnungen", steht schon auf dem Banner, das an einem Bauzaun an der Clemens-Hofbauer-Straße in Babenhausen hängt. Eine Wohnanlage soll dort entstehen. Außerdem ein Bürogebäude für die Vensol Neue Energien GmbH. Das Unternehmen braucht dringend mehr Platz, denn die Belegschaft wächst. Doch nachdem die Chefs eine lange Diskussion des Babenhausener Marktrats mitverfolgt haben, ist da mehr Enttäuschung als Vorfreude. Was bedeutet das für das Vorhaben?
Eigentlich sollten die Bauherren und der Architekt das Projekt hinter verschlossenen Türen vorstellen. Im öffentlichen Teil der Sitzung stand nur die Neuaufstellung eines Bebauungsplans für das Gelände auf der Agenda. Doch gleich zu Beginn beantragten CSU und JWU mit Zuspruch der LeB, auch die Präsentation vorzuziehen. Im Saal saßen immerhin einige Frauen und Männer, die aus Interesse an dem Vorhaben gekommen waren, darunter einige Vensol-Mitarbeiter.
20 neue Wohnungen könnten in Babenhausen entstehen
Das Grundstück, um das es geht, befindet sich an der Clemens-Hofbauer-Straße 20 und hat eine Größe von knapp 4000 Quadratmetern. Drei einzelne, dreigeschossige Gebäude mit Flachdach sind geplant: zwei mit insgesamt 18 Wohnungen und eines - in der Nähe des Mühlbachs - für die Vensol-Büros und zwei Wohnungen, die nach Bedarf ebenfalls als Büros genutzt werden könnten. Parkplätze sind in einer Tiefgarage und über der Erde vorgesehen. Am Straßenrand sind öffentliche Parkplätze mit E-Ladesäulen geplant. Außerdem soll es einen Themenspielplatz geben.
Das Unterallgäuer Landratsamt hat zu dem Bauantrag schon im Juli Stellung genommen. Bürgermeister Otto Göppel (CSU) gab wieder, dass sich drei Vollgeschosse aus Sicht der Behörde nicht in die Umgebung einfügen. Ein Bebauungsplan solle zunächst die bauplanungsrechtliche Grundlage dafür schaffen.
Die Bauherren warteten mit verschiedenen Argumenten auf, um für ihr Vorhaben zu werben. Eines war, dass die Nachfrage nach Wohnraum im Ort groß sei. Das habe auch Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft: Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen schließlich irgendwo wohnen. Qualifiziertes Personal sucht nicht zuletzt Vensol selbst, denn das Unternehmen wächst. "Wir haben in den nächsten drei Jahren enorm viel vor", sagte Sebastian Ganser, einer der Geschäftsführer, und nannte diverse Fotovoltaik- und Windenergie-Projekte in der Region und darüber hinaus. Der aktuelle Firmensitz am Marktplatz sei schon jetzt viel zu klein: "Wir könnten die Schreibtische stapeln." Was in der Diskussion ebenfalls nicht vergessen werden sollte, so Ganser, sei die Gewerbesteuer, die Vensol in Babenhausen zahle. Er nannte eine Hochrechnung des Unternehmensverbunds für 2023, rund eine Million Euro.
Wohnanlage am Mühlbach: Flachdach kommt bei der Mehrheit nicht gut an
Fast alle Markträtinnen und Markträte äußerten sich zur Sache. Dass in neuen Wohnraum im Ortskern investiert wird, wurde durch die Bank begrüßt. Es folgte jedoch oft ein "Aber ..." - vor allem wegen zweier Punkte. Durch die geplanten Flachdächer und drei Geschosse passten die Gebäude nicht in die Umgebung, hieß es von mehreren Seiten. Walter Kalischek, Fraktionssprecher der Freien Wähler, nannte eine Umplanung "zwingend erforderlich". Außerdem seien "die Belange und Nutzungen der Nachbargrundstücke zu berücksichtigen". In nächster Nähe befinden sich unter anderem das Busunternehmen Miller, Blumen Schuster, ein landwirtschaftliches Anwesen und eine Spedition. Dessen Geschäftsführer saß auf den Zuschauerplätzen und durfte sich selbst noch zu Wort melden. Er frage sich beispielsweise, wie viel Lärm den künftigen Bewohnern zumutbar wäre. Außerdem befürchtete er, Babenhausen verkomme zu einer "Flachdachbausiedlung". Walter Miller (FW) erinnerte daran, dass der Marktrat bei einem Bauvorhaben in direkter Nähe auf eine niedrigere Höhe bestanden habe.
Architekt Rolf Steinhauser erläuterte, dass die Umgebung städtebaulich betrachtet wurde. "Wir sehen es als absolut möglich an, dass sich die Gebäude einfügen", resümierte er und fügte an: "Vieles liegt im Empfinden des Einzelnen." Ein Flachdach ermögliche eine effizientere Ausnutzung des Raums - und da das Gelände von der Straße weg abfalle und das dritte Geschoss jeweils zurückgesetzt sei, würden die Gebäude niedriger wirken. Aspekte wie Schallschutz würden darüber hinaus noch in Gutachten geprüft, die mit dem Bebauungsplan einhergingen.
Enttäuschung bei den Bauherren nach der Sitzung in Babenhausen
Bürgermeister Göppel fasste zusammen: "Wohnbebauung ist wichtig für uns. Die Frage lautet: Was können wir zulassen und was nicht?" Er ließ über verschiedene Punkte abstimmen, die im künftigen Bebauungsplan enthalten sein sollen. Mit knapper Mehrheit (11:8) lehnte das Gremium die angedachte Höhe und Geschossigkeit der Gebäude ab. Außerdem lehnte es die beantragten drei Flachdächer mehrheitlich ab. Geschlossen sprachen sich die Räte dafür aus, dass die umliegenden Gewerbebetriebe nicht eingeschränkt werden dürften.
Die Vensol-Geschäftsführer Sebastian Ganser und Jürgen Ganz nehmen auf Nachfrage unserer Redaktion Stellung zu den Beschlüssen: Sie seien "über die mehrheitlich ablehnende Haltung der von uns vorgestellten Planung (…) sehr verwundert." Die genannten Gründe seien aus ihrer Sicht "vorgeschoben und nicht nachvollziehbar". Wie es nun weitergeht? "Wir sichten aktuell die mit knapper Mehrheit gefassten Beschlüsse und werden dann prüfen und entscheiden, ob der Markt Babenhausen uns unter diesen Voraussetzungen die notwendigen Möglichkeiten und Perspektiven für unser dynamisch wachsendes Unternehmen im Zukunftsmarkt der erneuerbaren Energien ermöglichen kann", so Ganser und Ganz.
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