Großer Zapfenstreich für die „Elitetruppe“
Kolleg-Schüler werden mit „militärischen Ehren“ verabschiedet
Illertissen 22 der letzten 84 erfolgreichen Abiturienten nach dem alten G9-System haben am Kolleg der Schülbrüder eine Belobigung geschafft, also jeder Vierte – eine überzeugende Quote. Die Reden bei der diesjährigen Abifeier waren feinsinnig bis treffend formuliert. Das Reifezeugnis wurde als gute Basis gesehen, aber auch als Verpflich-tung, sich jetzt nicht zurückzulehnen, sondern sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen.
Mit einem von Pfarrer Fritz Thum und Pater Christian zelebrierten ökumenischen Gottesdienst in der Kollegskirche begann die feierliche Verabschiedung des Abitur-Jahrgangs 2011. Die Vorbereitung und Gestaltung lag aber in den Händen von etwa 20 Abiturienten, die sich mit selbst verfassten Fürbitten, Segensgebeten und musischen Elementen engagiert einbrachten. Das Leitthema waren Schritte und der richtige Weg in eine erfüllte Zukunft.
Bei der offiziellen Entlassfeier in der Aula stellte die Illertisser Bürgermeisterin Marita Kaiser ein „Faust“ -Zitat an den Anfang: „Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen.“ Das Abiturzeugnis sei der Schlüssel zu einer entscheidenden Wende des Lebens. Das Finden der richtigen Tür sei nun auf der Basis einer möglichst breiten Allgemeinbildung und der Fähigkeit, selbst zu denken, die entscheidende Weichenstellung, die aber im Zuge unserer sich rasch wandelnden Arbeitswelt immer wieder mal korrigiert werden müsse. Für die Stadt Dietenheim sagte der stellvertretende Bürgermeister Josef Klemm, ein breites Fundament des Wissens sei eine Befähigung zum Verstehen der Welt und zum Nutzen der sich bietenden Chancen.
Wehmut beim Abschied
Mit Wehmut in der Stimme verglich die Elternbeiratsvorsitzende Birgit Maile ihre Situation mit der der Abiturienten. Allerdings verlasse sie das Kolleg beziehungsweise dessen Elternbeirat nach zwölf Jahren. Sie forderte die Abiturienten auf, es allen zu zeigen, was man als zukünftige Hoffnungsträger nach über 3000 Schultagen alles auf die Beine stellen könne. Den Untertitel des Mottos der Abiturienten „Die Elite rückt aus“ aufgreifend, sagte sie, dass sich die Absolventen tatsächlich als Elite fühlen könnten.
Das vom Schulleiter eingangs angekündigte Grußwort der Schüler entpuppte sich als eine mit militärischen Ausdrücken gespickte, gut viertelstündige Rede, die trotz ihrer Länge gut ankam. Abwechselnd trugen Fabian Frank und Christina Fuchs mit klaren Stimmen und geschliffenen Formulierungen beim „großen Zapfenstreich“ vor, was man sich unter dem diesjährigen Motto „GSG 9 – die Elite rückt aus“ vorstellen sollte. Als „letzte Agenten des geistreichsten Schulsystems G9“ berichteten die beiden von ihrer Grundausbildung, von Außeneinsätzen (Studienfahrten) und wichtigen Ereignissen, wie dem Wechsel an der „Spitze des Offizierskorps“, als der als „Englisch- und Lateinausbilder tätige Oberleutnant Manfred Schöpplein 2005 als Nachfolger von Bruder Norbert zum neuen Kommandeur aufstieg“.
Dies bedeutete „einen neuen Führungskurs und in diesem speziellen Fall auch einen neuen Farbeimer“ (Szenenbeifall für die Anspielung auf die vielfarbige Umgestaltung der „Schulbrüderkaserne“). Unter den „Ausbildern“ habe es welche mit offenem Ohr, aber auch andere mit gefürchteten Drillmethoden gegeben. In der Summe fühlten sich die Agenten für die Herausforderungen wie Globalisierung und Klimawandel gut vorbereitet und bereit, stets Leistung zu bringen – auch im Sinne Einsteins: „Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.“
Schulleiter Manfred Schöpplein reagierte humorvoll auf die Schülerworte, sowohl in seiner Rede als auch als einleitendes Kommando auf Englisch – sozusagen als „Drill-Sergeant“ – zu Beginn der Zeugnisübergabe, indem er die erste Siebener-Gruppe der Abiturienten auf die Bühne zitierte.
Aufbauend auf einem Zitat von Francois Rabelais, „Wissen ohne Gewissen ist der Seele Verderb“, betonte er die Bedeutung der Formung des Menschen zu einem Individuum mit Herz- und Charakterbildung, die erst zu sittlicher Reife und Persönlichkeit führe. Dies bedinge lebenslangen Hunger nach Bildung, denn zu wahrer Bildung gehöre weit mehr als nur Wissen.
Er hoffe, dass es dem Kolleg gelungen sei, bei den diesjährigen Absolventen diese Persönlichkeits- entfaltung zu fördern und herbeizuführen. Er stellte eine Parallele zu den Schülerworten her, die auch die Notwendigkeit der freiwilligen Leistungsbereitschaft enthielten.
Der Schulleiter bedankte sich bei der Elternbeiratsvorsitzenden Birgit Maile für ihren langjährigen und stets kooperativen Einsatz für das Kolleg.
Jeder Vierte wird belobigt
Schulleiter Schöpplein hob die guten schulischen Leistungen des Jahrgangs besonders hervor. Jeder vierte Abiturient erhalte eine Belobigung. Der Gesamtnotenschnitt lag wie der bayerische Landesdurchschnitt bei 2,43.
Bei den Jahrgangsbesten gab es heuer ein klares Bild: Mit der Traumnote von 1,0 schloss Fabian Frank aus Illertissen am besten ab. Er bestand auch die Stipendiatenprüfung und wird damit in das bayerische Eliteförderungsprogramm aufgenommen. Christina Schmid (Kellmünz; 1,2) und Stefanie Egerer (Illertissen; 1,3) komplettieren das Trio.
Die weiteren 19 der insgesamt 22 Belobigungen (bis Notenschnitt 2,0) erhielten: Alexander Lammerich (Tiefenbach), Hannah Rettig (Bellenberg), Bernhard Kassner (Altenstadt), Christina Fuchs (Vöhringen), Angelika Wagner (Filzingen), Christopher Hofmann (Wain), Michael Mahler (Au), Sabrina Schemperle (Oberbalzheim), Carolin Strobel (Illertissen), Thomas Weller (Orsenhausen), Florian Kassner (Altenstadt), Anja Miller (Betlinshausen), Nicole Piott (Unterbalzheim), Janina Rapp (Au), Franziska Rohrhirsch (Unterroth), Florian Bühler (Wain), Viola Fuchs (Buch), Sebastian Holl (Altenstadt) und Stefanie Nigsch (Illertissen).
Fabian Frank erhielt vom Schulleiter einen Buchpreis für sein herausragendes schulisches Engagement (unter anderem als Schülersprecher) und wurde von Bürgermeisterin Marita Kaiser als Jahrgangsbester und für seinen sozialen Einsatz unter anderem im Jugendparlament geehrt. (Ein Bericht über weitere Auszeichnungen folgt.) (hf)
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