Anonymer Rat in Erziehungsfragen
Neu-Ulm www.bke.de ist die Internetadresse der "Bundeskonferenz für Erziehungsberatung" (BKE), zugleich eine virtuelle Beratungsstelle, in der jedermann anonymen Rat in Erziehungsfragen holen kann. Der Landkreis ist seit 2005 über die psychologische Beratungsstelle Illertissen an diesem Projekt beteiligt - mit fünf Stunden wöchentlich.
Im Jugendhilfeausschuss des Kreistags hat jetzt Diplom-Sozialpädagogin Katharina Loew-Pietsch über Erfahrungen mit der Online-Beratung berichtet. Bundesweit seien derzeit 42 000 angemeldete Nutzer der virtuellen Erziehungsberatung in der Bundeskonferenz registriert. Die Einrichtung verfügt über 85 Mitarbeiter, davon fünfzehn in Bayern.
Anderen Menschen Nöte und Sorgen anvertrauen
Im Internet sieht Loew-Pietsch ein ideales System, um vor allem junge Menschen in die Beratung zu holen. "Von sich aus würden die kaum den Weg in eine örtliche Beratungsstelle finden, die Gründe mögen unterschiedlich sein." Das Internet aber, in dem die Jugendlichen ohnehin ständig unterwegs seien, biete ihnen die Chance, über einen einfachen Klick einem anderen Menschen die eigenen Sorgen und Nöte anzuvertrauen. Natürlich in aller Regel in der Erwartung von Rat und Hilfe.
"Ich bin ein eher wertkonservativer Mensch", bekannte SPD-Kreisrat Klaus Panning, "und habe da das Problem, ob ein solcher Suchender nicht besser in eine Beratung vermittelt wird". Das eine schließe das andere nicht aus, meint die Sozialpädagogin. "Es ist gut, wenn der Betroffene erst mal drin ist, und wenn er dann auch noch gute Erfahrungen macht mit der Beratung, ruft er schon mal eher eine Beratungsstelle an."
Jugendliche reagieren häufiger als Erwachsene
Ratsuchende können in der BKE Fragen, Sorgen, Nöte vorbringen. Dazu wird Einzel-Mailberatung angeboten, in der binnen 48 Stunden auf die Anfrage reagiert wird. Die Erfahrung lehrt, dass Jugendliche im Schnitt vier- bis fünfmal antworten, Erwachsene dagegen nur ein- bis zweimal.
Neben dieser Einzelberatung existieren Foren, in denen wie an einer Pinnwand Probleme abgelegt werden können. An vier Werktagen jeder Woche werden jeweils für eine Stunde Chatforen, auch zu bestimmten Themen, geöffnet.
Mädchen melden sich dreimal häufiger bei BKE als Jungen. Unter den erwachsenen "Usern" sind 82 Prozent Mütter, der Rest Väter. In den Anfragen der Eltern geht es zumeist um den Umgang mit Grenzen für die Kinder, um Verhalten in der Pubertät, um ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom mit Hyperaktivität) und Schreikinder. Junge Leute haben eher Probleme mit ihren Beziehungen zu anderen, mit Mobbing, Ritzen, Essstörungen. Noch eine Erfahrung, von Loew-Pietsch: "Im Online-System kriegt man gelegentlich eine Rückmeldung über Erfolg oder Misserfolg, was eine Beratungsstelle ja in der Regel nicht erlebt." (grr)
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