
Ladenhüter Biosprit

In der Region tanken die Autofahrer kaum E10
Illertissen Den Biosprit E10 einzuführen war ein Schnellschuss. Das glaubt auch Albert Braig, Geschäftsführer der Shell Tankstelle in Illertissen. „Die meisten Kunden, die E10 tanken könnten, greifen auf den ,normalen’ Sprit zurück“. Das, so Braig weiter, läge daran, dass es mit E10 keine Langzeiterfahrungen gebe. „Die Autofahrer machen sich Sorgen um ihr Fahrzeug. Wenn sie ein Problem haben, stehen sie alleine da.“
Wer für mögliche Schäden haftet, ist unklar
Denn die Frage, wer für mögliche Schäden durch den Biosprit haftet, bleibt auch nach dem Benzingipfel ungeklärt. Zwar können sich die Fahrzeughalter über die DAT-Liste informieren, ob sie E10 tanken dürfen, bei vielen Modellen findet sich jedoch der Hinweis, im Zweifelsfall den Hersteller fragen. Bislang traf jedoch kein deutscher Autohersteller eine konkrete Aussage, wer im Schadensfall haftet.
Die Erfahrung, dass E10 an den Tankstellen der Ladenhüter ist, hat auch Erna Wardak, Inhaberin der Tankstelle Talhofer in Babenhausen, gemacht. „Viele haben Angst, E10 zu tanken, weil ihnen ihr Auto das Allerliebste ist.“ Außerdem so Erna Wardak weiter, hätten viele Autofahrer die Sorge, dass die Autos mit E10 schlechter fahren. Genug Gründe, statt des billigeren E10 das teurere Super zu wählen. „Alle reden vom Sparen, aber jetzt tankt fast keiner das acht Cent günstigere E10“, sagt Erna Wardak.
So richtig verwundert ist sie aber eigentlich nicht. Bereits 1995 habe sie Biodiesel angeboten. „Da ging es los mit der Bio-Bewegung und wir wollten diesen Trend aufgreifen.“ Der Rapsdiesel kostete damals zehn Pfennig weniger als der herkömmliche Diesel. Und schon damals erwies sich der Biosprit als Ladenhüter.
Hemmschwelle in den Köpfen der Autofahrer
Johannes Merk, Inhaber der Avia Tankstelle in Altenstadt, kann die ganze Aufregung gar nicht verstehen. „Die Leute sind doch schon jahrelang mit Bioethanol gefahren“, so Merk. Denn das alte Super-Benzin hatte auch schon einen Bioethanol-Anteil von fünf Prozent, der jetzt auf zehn angehoben wurde. „Die Hemmschwelle in den Köpfen der Autofahrer ist also eigentlich unbegründet“, sagt Merk. Dass es diese Hemmschwelle aber gibt, das spürt auch er an seiner Tankstelle: „E10 läuft nicht so wie erwartet.“ Dennoch habe er auch schon positive Rückmeldungen bekommen. Wenn auch nur sehr wenige.
Zumindest für die Staatskasse hat sich E10 schon gelohnt: Wie das Nachrichtenmagazin Der Spiegel berichtete, müssen die Hersteller Strafen von mehreren hundert Millionen Euro zahlen, weil die Tankstellen viel weniger Biosprit verkaufen als es die Biokraftstoffquote vorschreibt.
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