
Nachruf: Hans-Joachim Berke hat die Illertisser Schullandschaft geprägt

Plus Der frühere Schulleiter der Realschule Illertissen, Hans-Joachim Berke, ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Er prägte den Ruf Illertissens als Schulstadt, ja sogar als das früher gern zitierte „Oxford des Illertals“ an maßgeblicher Stelle mit: Wenige Tage nach seinem 87. Geburtstag verstarb in Illertissen Hans-Joachim Berke, der ehemalige Direktor der Johannes-von-La Salle-Realschule.
Der gebürtige Dresdener hatte als Elfjähriger seine Heimatstadt kurz vor dem Bombenangriff der Alliierten im Rahmen einer Evakuierung verlassen müssen. Dadurch kam er nach Wien, wo er Kontakt zu den dortigen Schulbrüdern fand. Nach der Hochschulreife und einer Ausbildung für das Lehramt an Volksschulen in Österreich begann er 1954 seine Lehrerlaufbahn an der damaligen Mittelschule (heute Realschule) und am Gymnasium des Kollegs der Schulbrüder in Illertissen.
Früherer Rektor der Realschule Illertissen: Hans-Joachim Berke gestorben
Durch weiteres Studium der Fächer Volkswirtschaft, Germanistik, Geschichte und Lehramt erlangte er die endgültige Lehrbefähigung für bayerische Realschulen und ging damit zurück ans Illertisser Kolleg.
Von 1965 bis zu seiner Ruhestandsversetzung 1999 war er zunächst an den beiden höheren Schulen als Studienrat, dann ab 1980 als zweiter Realschulkonrektor und schließlich seit 1981 als Realschuldirektor tätig. Hier gestaltete er maßgeblich die Entwicklung von der klösterlichen Mittelschule der Schulbrüder über die von der Stadt und dem Orden gemeinsam getragenen und vom Landkreis unterstützten Zweckverbandsrealschule bis zur Übernahme durch das Schulwerk der Diözese Augsburg mit.
Realschule Illertissen hatte eine bayernweite Besonderheit
Schon seit den 50er-Jahren bot die Mittel- und spätere Realschule eine bayernweite Besonderheit, die Berke engagiert förderte: Die meisten Schüler traten bereits nach der vierten Volksschulklasse in die Oberrealschule (später Gymnasium) der Schulbrüder ein und wurden dort gemeinsam mit den späteren Gymnasiasten unterrichtet. Erst zur 7. Jahrgangsstufe mussten sie sich entscheiden, ob sie ihre Laufbahn nach vier Schuljahren zum Realschulabschluss oder nach sieben Jahren zum Abitur führen sollte. Damit war ein Modellfall für die sechsklassige Realschule in drei Wahlpflichtfächergruppen geboten.
Neben den schulorganisatorischen Errungenschaften prägten umfassende Baumaßnahmen die Entwicklung des Schulzentrums während Hans-Joachim Berkes Leitungstätigkeit. Über allem stand „der Geist des Glaubens und der Geist der Gemeinschaft, die im Kolleg wirken“, wie es Berke selbst im Jahresbericht 1974/75 formulierte. Äußeres Zeichen dafür war die offizielle Benennung des Instituts als „Johannes-von-La Salle-Realschule“ nach dem Ordensgründer der Schulbrüder.
Streitbarer Pädagoge: Was von Hans-Joachim Berke in Erinnerung bleibt
Klare Prinzipien und Konsequenz in deren schulpraktischer Umsetzung waren grundlegend für die pädagogische Arbeit von Hans-Joachim Berke, was ihm vielfach hohe Achtung, gelegentlich aber auch nicht nur Freunde einbrachte. Dies bestärkte ihn nur darin, seinen Weg weiter zu verfolgen.
Der Frauenkirche in Dresden blieb er zeitlebens verbunden
In besonderer Erinnerung sind Generationen von Schülern seine Gedichtrezitationen. Hierfür war er auch außerhalb der Schule mit hoch geschätzten Vorträgen bekannt. Seiner geliebten Heimatstadt Dresden blieb er bis ins hohe Alter verbunden. Mit großem Interesse verfolgte er den Wiederaufbau der Frauenkirche. Er unterstützte das Jahrhundertwerk als Mitglied der Fördergesellschaft und mit Spenden, die er zu seiner Ruhestandsversetzung erbat.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte er, wohlbehütet von seiner Ehefrau Ursula, im „Betreuten Wohnen“ des Illertisser Caritas-Centrums. Hans-Joachim Berke bleibt als Experte für Kunst und Sprache ebenso in Erinnerung wie als stets von christlichen Prinzipien geleiteter und schulorganisatorisch hoch versierter Pädagoge.
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