Mit einem Eisenrohr allein gegen die Mafia
Vor dem Landgericht wird eine skurrile Geschichte verhandelt. Es geht um Drogen, Waffen und Bedrohung.
Die Szene war filmreif: Am 8. Mai dieses Jahres erwarten vier Kripobeamte einen 35-jährigen Slowenen auf dem Parkplatz eines Vöhringer Supermarktes. Als dieser gegen 14.30 Uhr eintrifft, aus dem Auto steigt und auf „Ansprache“ nicht reagiert, bringen sie ihn zu Boden und fesseln ihn. Dabei fällt dem Mann ein gut 50 Zentimeter langes Eisenrohr aus der Kleidung. Filmreif war auch die Aussage, mit der der Mann den Waffenbesitz begründete – er habe Angst vor der italienischen Mafia. Denn diese beschütze wiederrum einen Mann, der bei dem Slowenen Schulden haben soll: Aus mindestens 24 Kokain-Einkäufen. Um das alles geht es in einem Prozess, der am Donnerstag vor dem Landgericht in Memmingen begonnen hat.
Dort war auch eine ganz andere Version der Geschichte zu hören – nämlich die der Polizei. Ein Bekannter des angeblich von der Mafia geschützten Manns sei bei den Ermittlern erschienen – um sich in dessen Namen zu erkundigen, was er denn tun könne. Der Slowene bedrohe ihn, seine Freundin und indirekt auch den Sohn. Der Grund: Schulden in Höhe von 1800 Euro für Rauschgiftkäufe. Bis auf 200 Euro sei zwar alles bezahlt, aber der Gläubiger fordere nun für jeden Tag 100 Euro als Strafzins. So hätten sich wieder neue Schulden angehäuft. Die Freundin des Schuldners habe dem Slowenen bereits große Teile ihres Arbeitslohnes und das Kindergeld übergeben, hieß es. Jener habe darauf hin angedeutet, es wäre doch schade, wenn der Sprössling nicht mehr von der Schule heim komme.
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