
Bräuhaus Lepple in Vöhringen will wieder eigenes Bier brauen

Plus Nach Corona braucht es in der Gastronomie Mutmacher. Das Bräuhaus Lepple in Vöhringen greift eine alte Tradition auf – und probiert gleichzeitig Neues aus.
Um gute Ideen war Andra Lepple, Chefin des Bräuhauses Lepple, noch nie verlegen. Das Traditionsgasthaus im Herzen von Vöhringen, war stets der Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Und das soll auch so bleiben. Deshalb wartet Lepple mit einer Idee auf, die dem Haus wieder die alte Attraktivität verleiht. Sie will mit neuen Biersorten den Wünschen nach mehr Vielfalt entsprechen. Und das setzt sie auch beherzt um – mit Gerstensaft aus eigener Produktion.
An diesem Samstag, 18. März, findet im Bräuhaus ein Schaubrauen statt. Dazu hat sich Lepple einen Fachmann an ihre Seite geholt. Robert Neumaier aus Attenhofen ist leidenschaftlicher Koch und Biersommelier. Er kennt sich daher mit den Feinheiten des Gerstensaftes aus. Um Enttäuschungen vorzubeugen: Man kann an dem Abend zwar beim Brauen zuschauen und sehen, wie's gemacht wird. Aber verkosten kann man das neue Bier erst in fünf Wochen. "So lange dauert der Reifeprozess", sagt Lepple, "und dann werden wir diesen ersten Bieranstich gebührend feiern."
Bier aus Vöhringen: Das erste Fass wird ein Märzen sein
Für Gastronominnen und Gastronomen, die sich auf ihre Gäste einstellen, ist geschmackliche Vielfalt mehr denn je gefragt. Das Bier, das in fünf Wochen im Bräuhaus ausgeschenkt werden kann, ist ein Märzen. "Es ist leicht, süffig, von gutem Geschmack und der Jahreszeit angepasst", sagt Lepple. Seine Farbe beschreibt sie so: "Es ist hell und gleicht leuchtendem Bernstein." Zunächst gibt es erst mal ein Fass mit einem Fassungsvermögen von 30 Litern, was 60 Halbe ergibt. Lepple ist davon überzeugt, dass das neue Märzen bei den Gästen ankommt. Auch hat sie schon den Sommer im Visier, dann wird es ein neues Bier geben, auch der Jahreszeit angepasst. "Wir werden an den Rezepturen tüfteln und dann wieder Bier brauen, denn wir fühlen uns dem Namen unseres Hauses verpflichtet", betont sie.

Bis vor 80 Jahren wurde im Lepple Bier gebraucht. So mancher erinnert sich noch an den berühmten Leplator. Der Krieg setzte einen Schlussstrich unter das Biergeschäft. Deshalb wurden im Laufe der Zeit Kupferkessel und alles, was zum Brauen gehört, abgebaut. Neumaier rückt mit dem eigenen Equipment an. "Wenn es gut läuft, dann werde ich für unser Gasthaus eine eigene Anlage anschaffen", kündigt die Chefin an. "In jedem Fall wird das neue Bier die Karte bereichern und unsere treuen Gäste werden das zu schätzen wissen." Dazu werden schwäbische Gerichte serviert. Mama Uschi Lepple stand jahrelang am Herd und wusste, was schmeckte. Diese Tradition einer guten Küche wird fortgesetzt.
Der Vertrag zwischen dem Bräuhaus und der Memminger Brauerei läuft aus
Dass Lepple neue Wege geht, hat auch damit zu tun, dass der Vertrag mit der bisherigen Lieferfirma, der Memminger Brauerei, nicht verlängert wurde. "An eine Brauerei nicht gebunden zu sein, kommt meinen Vorstellungen von Vielfältigkeit entgegen", sagt Lepple. Die Memminger Brauerei hat wie berichtet im Februar Insolvenz angemeldet. Das neue Bier wird zunächst einmal für ein Jahr gebraut. Dann habe man eine Menge Erfahrungen gesammelt, um weitere Biersorten zu versuchen und anzubieten. Allen Bierfans sagt Lepple, wenn ein Fass gebraut ist. Wenn der Bedarf da ist – und daran hat die Bräuhaus-Chefin keinen Zweifel –, wird sich der an den Reifeprozess angepasste Turnus von fünf Wochen verkürzen. Das Schaubrauen soll regelmäßig stattfinden. Wenn sie sich eine eigene Anlage beschaffen sollte, dann könnte sie auch selbst bestimmen, wann das nächste frisch gebraute Bier aus dem Hahn fließt.
Aber Andra Lepple hat noch anderes Ass im Ärmel. Wer naturtrübes Kellerbier schätzt, wird sich freuen können: In Biberach an der Riß gibt es das Café Weichhardt, wo seit 2012 ein Kellerbier gebraut wird. Auch damit möchte sie ihr Getränkeangebot erweitern. "Da aber noch Gespräche über das Wann und Wie im Gange sind, kann man im Moment noch nicht mehr sagen. Aber wir sind fest daran interessiert", sagt die Gastronomin. Für sie ganz wichtig ist die Etikettierung der Flaschen mit dem Namen Lepple.
Zunächst aber wird das Märzen den Start im Gasthaus bilden. Ein Brauer verrät die Grundrezeptur: Märzen sei ein untergäriges Vollbier. Gebraut werde mit Malz, auf Wunsch zusätzlich mit dunklem Karamell-Malz, Hopfen, Wasser, untergäriger Bierhefe, Flüssighefe, Trockenhefe und Trockenmalz oder Malzextrakt. Doch was heißt untergärig? Das ist schnell erklärt: Untergäriges Bier entsteht, wenn man verschiedene spezielle Hefen verwendet. Wesentliches Merkmal für das Bier ist, dass der Hefesatz nach der Gärung unten auf den Grund des Gärgefäßes sinkt, daher der Name untergärig. In fünf Wochen wird im Bräuhaus mit dem Bier aus eigener Produktion angestoßen. Dann heißt es: Prost!
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