Die Angst bleibt
Nach Einbrüchen fehlt nicht nur Geld oder Schmuck. Viele Menschen sind verängstigt, nachdem Fremde in ihre Wohnungen eingedrungen sind.
Das taucht in keiner amtlichen Statistik auf. Es ist ein Schaden, der nicht gemessen wird: Nach Wohnungseinbrüchen fehlen oft nicht nur Schmuck, Bargeld oder teure Elektrogeräte. Verletzt ist auch das Sicherheitsgefühl der Bewohner. Denn der beziehungsweise die Täter sind in einen unmittelbaren intimen Lebensbereich eingedrungen. „Dieser angerichtete Schaden ist nicht zu vernachlässigen“, sagt Karlheinz Guschal. Der Beamte leitet im Kommissariat 2 des Polizeipräsidiums Schwaben Nord eine Arbeitsgruppe, die sich auch mit Wohnungseinbrüchen beschäftigt. „Manche können danach einige Tage nicht mehr richtig schlafen. Es geht so weit, dass sich bei den Geschädigten unter Umständen regelrechte Phobien entwickeln, die lange behandelt werden müssen.“ Ein Fall ist Guschal bekannt, wo ein Paar nach einem Einbruch die Wohnung gekündigt hat. „Dort wollten sie nicht länger bleiben.“
133.000 Wohnungseinrüche in ganz Deutschland
Aber es gibt auch eine messbare Entwicklung bei Wohnungseinbrüchen. Und die beunruhigt den bayerischen Innenminister Joachim Herrmann. Zwar liegt Bayern im vergangenen Jahr mit 5237 Fällen des Wohnungseinbruchsdiebstahls unter dem Bundesdurchschnitt. In ganz Deutschland sind nach Angaben der Polizeilichen Kriminalstatistik rund 133.000 Wohnungseinbrüche verübt worden. Aber im Land wie im Bund werden beachtliche Steigerungsraten verzeichnet, sagt Herrmann. Für den Bund liegt die Zunahme bei 9,3 Prozent (Jahr 2011 gegenüber 2010). In Bayern beträgt die Zunahme sogar 17,2 Prozent. In Schwaben stieg die Zahl der Fälle ebenfalls – von 493 (2010) auf 690 (2011). „Und es ist abzusehen, dass sich dies im Jahr 2012 fortsetzen wird“, sagt der CSU-Minister. Hinnehmen will Herrmann das nicht. Deshalb macht Bayern die Wohnungseinbrüche Ende der Woche zum Thema bei der Rostocker Innenministerkonferenz.
Innenminister: "Wir müssen analysieren"
In der Analyse und im Austausch von Informationen sieht der Innenminister einen „Verbesserungsbedarf zwischen den Bundesländern“. Wo liegt der Schwerpunkt bei den heterogenen Tätern? Sind es professionelle Banden aus dem Süden und dem Südosten Europas, die sehr mobil sind? Ist es der Einzeltäter, der eine günstige Gelegenheit zum Diebstahl nutzt? Wird das Diebesgut schnell ins Ausland gebracht und dort „veredelt“? Wie unterscheidet sich ein Wohnungseinbruch in Hamburg von dem in München? Gibt es bundesweit zu beobachtende Phänomene? Herrmann hat viele Fragen und will seine Amtskollegen davon überzeugen, dass es notwendig ist, darauf Antworten zu bekommen. „Erst wenn wir diese Trends analysieren und uns gegenseitig umfassend informieren, werden wir auch stärkere Ermittlungserfolge haben.“
Die Aufklärungsquote konnte in Bayern zwar zuletzt gesteigert werden – von 19,9 Prozent (Jahr 2010) auf 21,7 Prozent (2011). Dennoch heißt das aber nichts anderes, als dass nur jeder fünfte Einbruchdiebstahl in einer Wohnung geklärt wird. Das „Dunkelfeld“ ist bei dieser Deliktsart nicht groß, da so gut wie jeder Einbruch angezeigt wird.
So schützt man sich vor Einbrüchen
Um sich besser zu schützen, ist nur wenig nötig, sagt Ermittler Guschal. „Es geht nicht darum, seine Wohnung in Fort Knox zu verwandeln.“ Er nennt drei Dinge:
- Technik Eine Zeitschaltuhr ist für wenige Euro in einem Baumarkt zu bekommen. Damit kann eine zentrale Lampe im Haus zeitweise eingeschaltet werden. So wird der Eindruck erweckt, dass sich dort auch Bewohner aufhalten.
- Nachbarschaftshilfe Die meisten Einbrecher kommen nicht nachts, sondern sind tagsüber oder während der im Winterhalbjahr früh einsetzenden Abenddämmerung unterwegs. Sie sind, so Guschal, „der ganz normalen Beobachtung ausgesetzt“. Leider würden sich Nachbarn häufig erst nach einem Einbruch melden und berichten, dass ihnen da im anderen Haus was komisch vorgekommen sei. „Lieber rechtzeitig und einmal zu viel die 110 wählen“, rät der Experte.
- Wertgegenstände Verblüfft ist die Polizei häufig, welche Preziosen die Menschen in den eigenen vier Wänden aufbewahren. Wertvoller Schmuck beispielsweise, der nicht täglich gebraucht werde, sollte in einem Schließfach eines professionellen Unternehmens deponiert werden – und nicht in einem Billigsafe zu Hause, den die Einbrecher samt Inhalt mitnehmen. Und eine beachtliche Bargeldmenge gehört für Guschal schon gar nicht ins Haus, zumal das Geld in der Regel gegen Diebstahl nicht versichert ist.
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