„Wir bewahren das Vermächtnis der Gründer“
Unternehmer im Dialog: Peter Lachenmeir, Geschäftsführer der Firma Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH, und Peter Hoffmann von der HypoVereinsbank, Leiter der Unternehmer Bank Schwaben/Allgäu
Die Grünbeck-Firmengruppe in Höchstädt (Landkreis Dillingen) ist eines der erfolgreichsten und angesehensten Unternehmen der Wasseraufbereitung in Europa. Die 850 Mitarbeiter, davon 550 am Stammhaus, erzielten zuletzt einen Jahresumsatz von rund 130 Millionen Euro. Das Besondere dabei ist die Gesellschafterstruktur aus 114 Gesellschaftern und einer gemeinnützigen Stiftung. Marcus Barnstorf unterhielt sich mit dem Stiftungsvorstand und Grünbeck-Geschäftsführer, Peter Lachenmeir, und dem Leiter der Unternehmer Bank Schwaben/Allgäu bei der HypoVereinsbank, Peter Hoffmann.
Was bedeutet Wasser für Sie?
Peter Lachenmeir: Wasser bedeutet für mich Leben. Ich persönlich bin ein überzeugter Wassertrinker, täglich zwei Liter sind ein Muss. Das gibt mir im Alltag Kraft und hält mich fit. Als Firma Grünbeck haben wir die Verantwortung und den Anspruch, Menschen weltweit hygienisch einwandfreies Wasser zur Verfügung zu stellen. Und: Wir verstehen Wasser und fördern den bewussten Umgang mit der lebenswichtigen Ressource. Eine wichtige Plattform ist dabei unser Weiterbildungszentrum „Grünbeck Forum“. Wasserspezialisten erläutern Branchenneuigkeiten und innovative Lösungen zur Wasseraufbereitung im Bereich der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, der Lebensmittelindustrie und zur Energiegewinnung. Dazu zählen Produkte zur Trinkwasseraufbereitung ebenso wie Anlagen zur Wasseraufbereitung für Heiz- und Kältesysteme oder Schwimmbäder.
Warum hat Wasseraufbereitung Ihrer Meinung nach enorme Wachstumspotenziale?
Lachenmeir: Rund um den Globus ist in allen Lebensbereichen eine hohe Wasserqualität notwendig. Viele Kunden wissen noch nicht, dass es dafür technische Lösungen gibt. In Deutschland ist das Leitungswasser glücklicherweise ein Komfortthema. Auch wenn Vieles im Bereich Trinkwasserqualität gut ist, könnten unter bestimmten Voraussetzungen die hygienischen Bedingungen – gerade in hochsensiblen Bereichen wie in Kliniken, Pflegeheimen oder Kinderhorten – verbessert werden. Unsere Produkte schaffen Lebensqualität und erhalten Werte. Unsere Arbeit ist sehr sinnstiftend und ermutigt uns täglich zu Spitzenleistungen. Bei den Enthärtungsanlagen sind wir Marktführer.
Wo kann die Firma Grünbeck wachsen?
Lachenmeir: Unser Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Selbst in unserem umsatzstärksten Markt in Deutschland ist noch großes Wachstumspotenzial vorhanden. Wir wollen uns nachhaltig entwickeln und aus eigener Kraft wachsen. Unser Fokus liegt im europäischen Markt. Aber auch das Geschäft außerhalb Europas ist hochinteressant. In China werden wir unsere Aktivitäten intensivieren. Wir sind dabei, dort eine eigene Vertriebs- und Servicegesellschaft aufzubauen.
Herr Hoffmann, inwiefern kann die HypoVereinsbank als Hausbank Firmen wie die Grünbeck GmbH hierbei unterstützen?
Peter Hoffmann: Als internationale Großbank zählt das Auslandsgeschäft zu unseren Kernkompetenzen. Dabei begleiten wir unserer Kunden auf alle wichtigen Exportmärkte und sichern die reibungslose Abwicklung der Zahlungsströme. Die dafür relevanten Entwicklungen betrachten wir ganzheitlich. Das heißt, wir schätzen alle Marktrisiken ein und beobachten wie sich zum Beispiel die Rohstoffe, die Devisen, die Zinsen entwickeln und miteinander korrelieren.
Deutschland ist im internationalen Vergleich für sein hohes Lohnniveau bekannt. Was rechtfertigt dennoch den einzigen Standort in Höchstädt?
Lachenmeir: Die Grünbeck Wasseraufbereitung GmbH setzt auf Produktqualität und Innovation. Wir brauchen clevere Ingenieure, die unsere bewährten Technologien weiterentwickeln und unsere Philosophie leben. Diese Fachkräfte bekomme ich nun mal nur in Deutschland. Deshalb sind wir auch Innovationsführer in der Branche.
Die Loni und Josef Grünbeck-Stiftung hält über 50 Prozent der Geschäftsanteile. Würden Sie eine gemeinnützige Stiftung als Ankergesellschaft anderen Unternehmen empfehlen?
Lachenmeir: Ja, in jedem Fall! Die Stiftung als Vermächtnis des Firmengründers ist eine der vielen Möglichkeiten der Nachfolge. Zu unserer Unternehmenskultur gehört, Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft zu gestalten. Mit der gemeinnützigen Stiftung vertreten wir die Interessen der Gründer und fördern die Forschung, Entwicklung und Bildung im Bereich der Wasseraufbereitung. Zudem hilft sie Mitarbeitern und Bürgern an unserem Firmensitz in Höchstädt, die in Not geraten sind. Gerade diese gezielte Unterstützung von Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld war dem Ehepaar Grünbeck immer schon eine Herzensangelegenheit.
Der Rest des Stammkapitals kommt von 114 Gesellschaftern, die aus Mitarbeitern und Vertriebspartnern bestehen Wie kam es dazu?
Lachenmeir: Das Ehepaar Josef und Loni Grünbeck blieb kinderlos. Sie wollten ihr Unternehmen/Kapital an die „Kinder im Betrieb“, also ihren Mitarbeitern, weitergeben.
Ist die Vielzahl der Gesellschafter für die HypoVereinsbank mit besonderen Herausforderungen verbunden?
Hoffmann: Nein, eigentlich nicht. Zugegeben, eine Mitarbeiterbeteiligung wie hier bei der Firma Grünbeck ist eine komplexe Lösung, bei der man im Vorfeld gute Berater und eine starke Satzung benötigt. Wir haben in jeder Region mindestens einen Nachfolgespezialisten vor Ort, der seinerseits Fachleute aus den verschiedenen Bereichen einbindet und den Firmenkundenbetreuer bei dieser Aufgabe unterstützt.
Lachenmeir: Wichtig ist, dass die Struktur der Gesellschafter stimmt und alle Beteiligten das Unternehmensinteresse im Fokus haben. Auch schwierige Abstimmungen im Gesellschafterkreis haben wir im Dialog bislang immer gut hinbekommen. Im Übrigen fördert ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell die Unternehmenskultur: Mitbestimmen, Mitarbeiten, Mitverdienen. Die Beschäftigten werden zu Unternehmern, die nachhaltig denken und handeln müssen. Mein Geschäftsführerkollege Dr. Günter Stoll und ich sind überzeugt von der Wirksamkeit des Grünbeck Modells der sozialen Partnerschaft.
Fortsetzung Das nächste Interview zum Thema Generationenwechsel mit Pius Geiger lesen Sie am 12. November in der Augsburger Allgemeinen, der Allgäuer Zeitung und ihrer Heimatzeitungen. |