Warum das Erkennen von Fake News wichtiger ist als je zuvor
Andre Wolf hält an der Fachoberschule Krumbach einen Vortrag. Er will Techniken vermitteln, wie sich Informationen und Bilder ganz einfach überprüfen lassen.
Der Papst spaziert in einer stylishen Pufferjacke der Marke Balenciaga durch Rom. Merkel und Obama sitzen gemeinsam am Strand und blicken sich tief in die Augen. Das sind nur zwei der vielen Bilder, die viral gingen und großes Erstaunen über die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz auslösten. Laut Faktenchecker Andre Wolf sollte dieser Entwicklung jedoch nicht mit Angst begegnet werden. Denn sie lasse sich nicht mehr umkehren: "Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Wir müssen lernen, wie wir damit umgehen."
Andre Wolf sieht ein großes Problem im generellen Umgang mit Fake News. Bei einem Vortrag an der Fachoberschule in Krumbach kritisiert er etwa die überall anzutreffende Verwendung des Begriffs, ohne sich des Wortsinns bewusst zu sein: "Fake News stellen eine absichtliche Fehlinterpretation durch die Manipulation wahrer Informationen dar. Was etwa Trump unter dem Begriff versteht, entspricht nicht der eigentlichen Bedeutung."
Andre Wolf von Mimikama hält einen Vortrag in Krumbach zu Fake News
Fake News verbreiten sich vor allem über Social Media. Trotzdem stellt der 46-Jährige vor den Schulklassen gleich zu Beginn klar: "Ich bin nicht hier, um euch zu erzählen, wie böse Social Media ist." Er selbst besitze auf insgesamt 28 Plattformen einen Account. Dass es bei Social Media zu solch einer Flut an Falschinformationen komme, ergebe sich aus den charakteristischen Eigenschaften der Portale: viele Sender, fehlende Filterinstanz, direkte Resonanz.
Politische Akteure würden gezielt Social Media nutzen, um etwa KI-Bilder manipulativ einzusetzen. Die eigene Medienkompetenz ist daher laut dem Medienexperten besonders in diesem Superwahljahr (Europawahl, US-Präsidentschaftswahl) gefragt: "Immer wenn etwas überraschend, einseitig und unplausibel ist, müssen wir uns fragen: Kann das sein?" Andre Wolf erklärt, wie nun ganz einfach ein Bilder-Faktencheck durchgeführt werden kann.
So können Bilder überprüft werden:
Herkunft: Eine Bildquelle kann durch eine Bilderrückwärtssuche mit TinEye oder Google Lens überprüft werden. Dazu wird das Bild auf den Tools hochgeladen, diese suchen daraufhin alle vorhandenen Informationen zu dem Foto aus dem Internet heraus. Nun muss man selbst analysieren: Wonach sucht man überhaupt? Wie vertrauenswürdig ist die ursprüngliche Bildquelle? In welchem Kontext wurde das erste Bild veröffentlicht?
KI-Fehler: Noch macht die künstliche Intelligen meist Fehler durch Anomalien. Verkrampfte Hände, verstellte Füße, unnatürliche Körperhaltung. Auch Ohren sind oft mit dem Kopf verschmolzen oder Lippen überproportional groß. Probleme hat KI ebenfalls noch mit Übergängen. Ist etwa ein Arm um eine andere Schulter gelegt, fehlt manchmal eine schlüssige Körperhaltung. Ebenfalls reproduziert KI oft Stereotype.
Unregelmäßigkeiten: Häufig lassen sich Bildmanipulationen am Hintergrund erkennen. Ein eindeutiges Indiz sind etwa Menschen, die sich nicht entsprechend der Situation verhalten. Bisher ist es der KI kaum möglich, unbeteiligte Personen in eine Menschengruppe einzufügen – es sind immer alle in Aktion und zeigen übertriebene Emotionen. Auch ist der abgebildete Charakterzug (etwa unbändige Freude) oft bei jeder und jedem gleich. Ausschlaggebend kann eine Untersuchung des Ortes sein: Wo befindet sich das Motiv, wie viel Verkehr ist zu sehen, was tragen die Menschen für Kleidung, wie ist die Vegetation? Möglich ist auch ein Abgleich des Sonnenstands, Daten werden etwa auf der Webseite www.sonnenverlauf.de gespeichert.
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