Ein Orden für den Nachbarn
Ziemetshausen Der Winter der vergangenen Wochen mit ungewohnt viel Schnee war für viele Mitbürger Balsam für die Seele. Andere wiederum sahen darin nur eine zusätzliche Belastung zum anstrengenden Alltag. Musste man doch frühmorgens immer den lästigen Schnee ums Haus herum und auf dem Gehweg wegschaufeln. Anfang der Woche schlugen zwei Nachbarn in Ettringen bei Türkheim mit Schneeschaufeln aufeinander ein. Hatte doch der eine den Schnee dorthin geschaufelt, wo es dem anderen überhaupt nicht gepasst hat. Verbalen Attacken folgten dann der Einsatz des Wintergeräts. Es geht aber auch anders, wie das Beispiel aus Muttershofen bei Ziemetshausen zeigt.
VON PETER VOH
Am Haldenberg herrscht unter vielen Nachbarn ein besonders guter Kontakt. So auch am nordöstlichen Ende, wenn man, von Ziemetshausen kommend, die Siedlung am Haldenberg hinauffährt. Dort wohnt seit sechs Jahren Ernst Prax mit seiner Gattin. Der gelernte Krankenpfleger, von jungen Jahren an gewohnt, für andere da zu sein, hat sich bei seinen Nachbarn einen exzellenten Ruf als Schreiner, Schlosser und Bastler erworben. Er hat sich auch besonders durch seine Hilfsbereitschaft einen Namen gemacht. Dies hat ihm nun eine hohe Auszeichnung seiner Nachbarn eingebracht.
Ernst Prax hat auch diesen Winter - wie schon die Jahre zuvor - mit seiner Schneefräse von sich aus die Gehwege, nicht nur vor seinem Haus, sondern auch die seiner Nachbarn zur Linken und zur Rechten täglich vom Schnee befreit. Dies bereits ab sechs Uhr in der Früh, bei Bedarf auch mehrmals täglich, und das auf einer Länge von insgesamt etwa 150 Metern.
Die Nachbarn des Rentners, Wolfgang Aurin und Lothar Maier, waren von den Ettringer Schaufelschlägern betroffen. Lothar Maier: "Da sahen wir uns zum Handeln gezwungen. Es geht nämlich auch anders!"
Sie beschlossen spontan, ihren gemeinsamen Nachbarn für seine Hilfsdienste auszuzeichnen und kreierten hierfür eigens eine Urkunde. Dazu besorgten sie einen Faschingsorden und überreichten ihm beides nunmehr im Rahmen einer kleinen Dankesfeier.
In angemessener Würde überraschten sie ihren nichts ahnenden Nachbarn in dunklen Anzügen. Haben sie doch die Dankesurkunde mit den Titeln 1. Kanzler vom Haldenberg (Wolfgang Aurin) sowie Präsident vom Haldenberg (Lothar Maier) unterzeichnet.
Eine gelungene Überraschung
Ernst Prax reagierte überrascht und ergriffen. Der für sein Alter noch sehr rüstige und humorvolle Rentner wehrte ab und meinte, "dass es dies nicht gebraucht hätte, war es für mich doch immer selbstverständlich gewesen, anderen zu helfen". Gefreut hat er sich aber dennoch ganz augenscheinlich.
Hier hat die uneigennützige Hilfsbereitschaft eines Mitbürgers einen angemessenen und wohlverdienten Dank erfahren. Kann man gute Nachbarschaft noch besser unter Beweis stellen?
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