Entgegen aller Widerstände
Marktoberdorf (AZ). Wenn am 2. Juni das achte Festival Musica sacra International mit einer Begrüßungsfeier der 250 Musiker aus aller Welt startet, dann liegen schwere Zeiten hinter Direktor Dolf Rabus (Marktoberdorf) und seinem Team. Wie so oft, war es schwierig, bisweilen unmöglich, Ensembles aus dem Fernen Osten zu verpflichten. Wieder einmal machten die Finanzen Sorgen. Der schwerste Schlag aber kam aus Augsburg: Die Diözese sprach ein Auftrittsverbot für nichtchristliche Ensembles in katholischen Kirchen aus.
Von unserem Redakteur Klaus-Peter Mayr
Wie in unserer Zeitung berichtet, ließ sich der neue Bischof Mixa nicht umstimmen. Die Kirchentüren bleiben zu, daran konnten ein energisches Insistieren der Marktoberdorfer Festivalleitung, 4000 Unterschriften und ein Intervenieren von Kunstminister Goppel nichts ändern. Die von der katholischen Kirche für nichtchristliche Ensembles angebotenen Pfarrsäle schlug Dolf Rabus aus. Er suchte sich für 19 Konzerte zwischen 3. und 8. Juni neue Orte und Kooperationspartner. So öffnen beispielsweise einige katholische Gotteshäuser im benachbarten Tirol ihre Türen. In Immenstadt taten sich ein moslemischer Verein und die evangelische Gemeinde für ein Wandelkonzert in einer Kirche und einer Moschee zusammen.
Die Allgäuer Abschlusskonzerte mit allen zwölf Ensembles aus Christentum, Buddhismus, Islam, Judentum, Hinduismus sowie Shintoismus erklingen aber zum Bedauern der Marktoberdorfer nicht mehr wie bisher in der katholischen Pfarrkirche, sondern in der evangelischen Dreifaltigkeitskirche von Kaufbeuren.
Und erstmals geht Musica sacra nach Augsburg und Umgebung. In der Augsburger Synagoge findet eine Nacht der Religionen statt, deren Erlös an die Kartei der Not geht, unser Leserhilfswerk (8. Juni, 20 Uhr). Ein Höhepunkt des Festivals ist auch das Konzert im Festspielhaus Neuschwanstein von Füssen (5. Juni, 20 Uhr).
Neben den Konzerten, bei denen zwei oder drei Ensembles den interreligiösen Dialog führen, ist auch Folgendes geplant:
Mandala: Unter dem Titel "Werden und Vergehen" legen Nonnen des nepalesischen Klosters Khachoe Ghakyil Ling ein Sandmandala im Rathaus Marktoberdorf. Sie beginnen damit am 1 Juni. Wer bei dieser meditativen Zeremonie zuschauen möchte, kann das täglich von 9.30 bis 12 und von 13 bis 16 Uhr tun. Am Dienstag, 6. Juni (13 Uhr), wird das Mandala feierlich zerstört und sein Sand symbolisch in ein fließendes Gewässer in Marktoberdorf geschüttet.
Ausstellung: Ebenfalls im Rathaus Marktoberdorf gibt es eine Ausstellung mit tibetischen Rollbildern (Führungen: Freitag, 2. Juni, bis Montag, 5. Juni, jeweils um 16 Uhr).
Programmbuch: Wie üblich erscheint ein ausführliches Programmbuch zum Festival mit viel Hintergrundinformationen zu den Weltreligionen und zu den einzelnen Ensembles.
Karten im Vorverkauf gibt es an unterschiedlichen Stellen. Informationen unter Telefon 08342/96 18 56.
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